Ein Jude rächt sich als falscher Nazi

1.9.2011, 00:00 Uhr
Ein Jude rächt sich als falscher Nazi

© Neue Visionen

Nazi-Komödien sind längst kein Tabu mehr. Murnberger, Wiener Spezialist für schwarzhumorige Grotesken („Der Knochenmann“), liefert sicher nicht die schärfste Satire zum Thema ab. Doch er hat mit Paul Hengges Romanvorlage „Wie es Victor Kaufmann gelang, Adolf Hitler doch noch zu überleben“ eine tolldreiste Geschichte zur Hand, die er mit feinem Gespür fürs Tragikomische inszeniert.

In „Mein bester Feind“ geht es um verratene Freundschaft, Mitläufertum und ein doppeltes Täuschungsspiel: Victor Kaufmanns Vater, ein jüdischer Kunsthändler in Wien, hütet eine Zeichnung von Michelangelo, die nach der Annexion Österreichs 1938 zum begehrten Objekt der Nazis wird. Als Victor seinem besten Freund Rudi Schmekal das Versteck verrät, ahnt er noch nicht, dass dieser zu den Nazis übergelaufen ist. Rudi, der sich wegen seiner einfachen Herkunft stets zurückgesetzt fühlte, will endlich auch auf „die Butterseite“ des Lebens. Um sich den Nazis als treuer SS-Mann anzudienen, gibt er das Versteck preis und bringt die Familie Kaufmann in KZ-Haft.

Fünf Jahre später, als Hitler dem Duce das Bild zum Geschenk machen will, erweist sich der Michelangelo als Fälschung. Wo sich das Original befindet, weiß nach dem Tod des Vaters nur Victor. Mit Aufpasser Rudi soll er nach Berlin geflogen werden, das Flugzeug wird abgeschossen und Victor gelingt es, seine KZ-Kleidung gegen die Uniform seines „besten Feindes“ zu tauschen. Das folgende Verwechslungsspiel gibt dem falschen Nazi viel Gelegenheit zu genüsslichen Retourkutschen.

Moritz Bleibtreus Victor wirkt wie sein von Udo Samel wunderbar verkörperter Vater Jakob Kaufmann zwar etwas zu edelmütig. Doch spielt er den falschen Nazi, dem auf unheimliche Weise bewusst wird, wie viel Machtgefühl so eine Uniform verleiht, mit umwerfender Chuzpe. Grandios ist Georg Friedrich als verschlagener Underdog Rudi mit bräsigem Wiener Akzent, der sich noch am Schluss seinen Vorteil zu sichern weiß.

Auch Ursula Strauss als kluge Geliebte Victors und Uwe Bohm als hysterischer SS-Standartenführer gehören zum toll aufspielenden Ensemble, das diese raffiniert eingefädelte, mit immer neuen Wendungen aufwartende Täuschungsgeschichte zu einem Kinovergnügen macht. (A/L/105 Min.; Metropolis, Nbg.; Lamm-Lichtspiele, Erlangen)
 

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