Ein paar unbeschwerte Stunden in Zirndorf

30.5.2016, 06:00 Uhr
Ein paar unbeschwerte Stunden in Zirndorf

© Foto: Sabine Rempe

„A ramm tamm tamm, gulli gulli.“ Große und Kleine sitzen im Kreis, singen, lachen und klatschen gemeinsam. Ein Lied, das alle mögen. Vor allem aber eines, bei dem jeder sofort mitmachen kann, weil der Text schlicht international ist. Ein nicht unerheblicher Punkt an diesem Morgen in der Kinderbetreuung der Caritas. Aus Aserbaidschan, der Ukraine und aus dem Irak stammen die Jungen und Mädchen, die heute hier sind. Sie sind mit ihren Eltern für ein paar Tage, vielleicht aber auch bis zu zwei Monaten in der Aufnahmestelle für Flüchtlinge in der Rothenburger Straße untergebracht.

An diesem Morgen haben die Kinder Besuch: Sechs Mädchen, die sich regelmäßig in der „Alten Scheune“ treffen, sitzen mit Jugendhaus-Chefin Yvonne Ziegler und der Gruppenleiterin Stefanie Seischab im Stuhlkreis. Sie haben ein Geschenk mitgebracht. Dass das große Puppenhaus genau das Richtige ist, kann jeder sehen: Die Kinder umringen den schicken zweistöckigen Bau, schauen sich alles an und beginnen umgehend zu spielen.

Helena (13), Lisa (12), Derya (13), Vanessa (12), Elena (13) und Nele (13) freuen sich. „Wir haben uns zusammen überlegt, wie wir das Haus bauen und ausstatten wollen“, sagt Helena. „Dann sind wir zu einem Schreiner und zu einem Bodenverleger gegangen, die uns das Material sogar geschenkt haben.“ Ganz bewusst geplant wurde zum Beispiel, dass jedes Zimmer einen anderen Teppich hat. „Das ist spannend für kleine Kinder, weil sich alles ganz unterschiedlich anfühlt.“ An den Wänden sind bunte Muster als Tapeten verklebt. Aus haltbarer Knetmasse haben die Mädchen Figuren geformt – das Haus soll schließlich bewohnt sein.

„Klasse Idee“, lobt auch Zirndorfs Bürgermeister Thomas Zwingel, der zur Puppenhaus-Präsentation in die Räume der Kinderbetreuung der Caritas kam. Leiterin Edda Schönberger und Mitarbeiterin Angelika Weger berichteten den Besuchern von ihrer Arbeit. Für die Eltern ist das Angebot kostenlos. Das Ziel klingt einfach, ist es für die Mädchen und Jungen, die hier sind, aber bei weitem nicht: „Wir wollen unseren Schützlingen täglich wenigstens für ein paar Stunden unbeschwertes Kindsein schenken“, sagt Edda Schönberger.

Seit auf dem Gelände der ZAE, die derzeit nicht so überfüllt ist wie im vergangenen Jahr, auch Schulunterricht angeboten wird, erscheinen zur Kinderbetreuung meist die Drei- bis Sechsjährigen. Deutsch sprechen sie nicht, wenn überhaupt, nur ein paar Brocken. Trotzdem läuft auf den ersten Blick der Kindergartenalltag wie in jeder anderen Einrichtung auch. Wie ist das möglich? „Bei uns gibt es natürlich ebenfalls Regeln“, erklärt die Leiterin. Eine davon lautet: „Stopp heißt Stopp.“ Doch wie signalisiert man zum Beispiel ein Bis-hierhin-und-nicht-weiter ohne Worte? „Mit Gesten und Vorbild klappt das gut, manchmal kommen auch Mütter und Väter dazu und können übersetzen.“

Belastende Erinnerungen

Den Mädchen aus dem Jugendhaus ist bewusst, dass viele Kinder, die in die Aufnahmeeinrichtung kommen, Schlimmes erlebt haben. Wie gehen die Betreuerinnen damit um, lautet deshalb ihre Frage. Edda Schönberger nickt. „Wir kennen die Geschichte der Mädchen und Jungen meist nicht, aber eines gilt für uns immer: Wir sind uns stets bewusst, dass eine einfache Geste, wie zum Beispiel eine spontane Berührung, belastende Erinnerungen wecken könnte. Deshalb sind wir sehr vorsichtig und behutsam im Umgang mit den Kindern.“

Für die engagierten Mädchen aus der „Alten Scheune“ hat Edda Schönberger noch eine Idee: „Wenn ihr hier einmal ein Praktikum machen möchtet, dann meldet euch einfach.“ Auch wer die Arbeit der Caritas-Kinderbetreuung mit Sachspenden unterstützen möchte, wird zuvor um telefonische Rücksprache gebeten (Telefon 09 11-6 69 66 68).

Infos zur Mädchengruppe:

www.altescheune.zirndorf.de

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