Eisbahn Zirndorf: Verhaltener PR-Effekt

24.8.2015, 06:00 Uhr
Eisbahn Zirndorf: Verhaltener PR-Effekt

© Foto: Hans-Joachim Winckler

An den Erläuterungen von Eismeister Heiko Spiegel wurde schnell klar, dass die per Sparbeschuss des Stadtrats stillgelegte Anlage einen ziemlichen Instandsetzungsbedarf hätte: Das Kunststoffröhren-Netz, das die Eisfläche auf minus zehn Grad kühlt, wird zusehends porös. An der Bande stehend diskutierten die Stadträte über die personalintensive Betreuung der Bahn oder darüber, wie den Marderschäden an den Kunststoff-Leitungen beizukommen wäre. Das kleine Raubtier steht auf die Kühlflüssigkeit, allein der Geruch nach Glykol lockt den Nager.

Auch die Technik in der Maschinenhalle hätte eine Generalüberholung nötig. Die Eisaufbereitungsmaschine, mit der Heiko Spiegel die Eisfläche ausbessert, wenn Schlittschuhläufer tiefe Rillen gefahren haben oder Niederschläge uneben aufgefroren sind, ist Baujahr 1994 und hat noch keinen Kundendienst des Südtiroler Herstellers erlebt. Den Technik-Check übernahm stets der Bauhof. Die zwei Akkus sind noch die ersten, sie könnten jederzeit schlappmachen. „Für 50 000 Euro“, meint Spiegel, „kann man gute gebrauchte bekommen.“

Herzstück ist die stationäre Kälteanlage, die die Glykol-Sole über Ammoniak herunterkühlt, worauf sie in einem Pufferspeicher gelagert wird, bevor sie in das geschlossene Leitungsnetz fließt. „Das funktioniert im Prinzip wie eine Fußbodenheizung, nur heizt die Anlage eben nicht, sondern kühlt die Bahn herunter.“ Spiegel ist mit der Maschine und ihren Marotten eng vertraut: „Ich kenn‘ meinen Pappenheimer.“

So sehr die Eisbahn in der Bevölkerung geschätzt ist, gibt es nach Meinung des Eismeisters doch auch etliche Zirndorfer, „die gar nichts von ihr wissen“. Als Hauptschüler ist er winters selbst noch jede Woche im Sportunterricht mit seiner Klasse hergekommen. Doch das Interesse der Schulen lasse nach.

Mit ein Grund für den SPD-Stadtrat Frank Bauer, die Bahn noch eine Saison laufen zu lassen, sie dann aber intensiver zu bewerben. Er macht im Marketing Nachholbedarf aus: Selbst die Bandenwerbung, „ganz leicht verdientes Geld“, sei nicht genutzt. „Da könnte man bis zu 8000 Euro pro Saison rausholen“, glaubt er.

Eine Saison Gnadenfrist

Wie seine komplette Fraktion und die der Freien Wähler hätte Bauer die Eisbahn weiterlaufen lassen. Völlig abrupt zu schließen, wie es seit den Haushaltsberatungen im Frühjahr Beschlusslage ist, hält er für übereilt. Der Eisbahnförderverein will eine Gnadenfrist, um der Freizeiteinrichtung noch eine Chance zu geben, wie die stellvertretende Vereinsvorsitzende Dagmar Stock meint. Und um diverse Ungereimtheiten zu klären, die Walter Fiebinger moniert — beginnend damit, das ursprünglich einmal 90 000 Euro, dann aber nur noch 9300 Euro Sparpotenzial im Raum standen.

Im Förderverein ist ausgemacht, dass man das vermeintliche 9300-Euro-Defizit auf Vereinskasse nehmen würde, sollte sich der Stadtrat doch dazu entschließen, die Bahn nächsten Winter weiter zu betreiben. Völlig unklar ist laut Vereinsschriftführer Günther Lang, was mit dem Sponsor ist, der sich laut Bürgermeister Thomas Zwingel für die Übernahme des Eisbahn-Defizits angeboten hatte. Und auch von dem privaten Betreiber habe man nichts mehr gehört. „Das ist alles top secret“, so Lang.

„Zurzeit wissen wir überhaupt nicht, wie wir dran sind“, klagt Stock. Der von dem parteilosen Stadtrat Murat Bülbül gestellte Antrag, die Eisbahn-Schließung erneut zur Abstimmung zu bringen, erfüllt die inhaltlichen Voraussetzungen für eine neuerliche Vorlage im Stadtrat nicht. Ob ihn Bülbül unter Berücksichtigung des Vereins-Angebots, das Defizit für ein Jahr zu übernehmen, erneut formuliert, wissen die Eisbahnfreunde noch nicht.

Sollte es so weit kommen, bräuchten sie einen „Umfaller“ in den Reihen von CSU oder Grünen. Doch selbst nach der Gesprächsrunde mit den Fraktionschefs weiß Stock das Stimmungsbild nicht einzuschätzen. Wie berichtet, wurde das Aus mit einem Patt im Stadtrat besiegelt. CSU und Grüne stimmten dagegen, SPD und FW dafür. Da SPD-Bürgermeister Zwingel als Fördervereinsvorsitzender nicht mit abstimmte, fehlte die entscheidende 31. Stimme. Gäbe es natürlich noch die Möglichkeit, dass Zwingel seinen Vorsitz im Verein aufgibt, überlegt Stock. Doch gut ankommen würde dieser Schritt in der Bevölkerung wohl nicht. Dass Zwingel davon nichts hält, hatte er schon in einer Sondersitzung des Vereins deutlich gemacht.

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