Erntezeit im Cadolzburger Wald

11.10.2015, 06:00 Uhr
Erntezeit im Cadolzburger Wald

© Fotos: Armin Leberzammer

Der tonnenschwere Harvester John Deere 1270 E entspricht so gar nicht dem romantisch verklärten Bild von der Arbeit eines Försters. Da streift kein Waidmann mehr mit einer Pfeife im Mund, begleitet von seinem treuen Jagdhund, durch die Wälder, um sich die schönsten Stämme auszusuchen. Computerunterstützt und mit mächtigen Greifarmen und Motorsägen ausgestattet fällt die Maschine bis zu zwölf Festmeter in der Stunde.

Erntezeit im Cadolzburger Wald

„Ein Waldarbeiter würde maximal zwei schaffen“, erklärt Florian Vogel. Der stellvertretende Leiter des Forstbetriebs Rothenburg ob der Tauber bei den Bayerischen Staatsforsten beobachtet mit dem Cadolzburger Revierleiter Robert Abel die Baumfällungen im Distrikt Buch im Westen der Marktgemeinde. Ausgeführt werden sie von einer Firma aus dem Landkreis Nürnberger Land, die dazu zwei ihrer Mitarbeiter geschickt hat. Am Steuer des Harvesters sitzt Christian Ströbel. Der Nebenerwerbslandwirt arbeitet seit fast 30 Jahren mit dem Holzvollernter. Ja, hin und wieder müsse er sich Kritik von Spaziergängern, die während der Arbeitspausen das Gerät begutachten, anhören. „Größtenteils sehen die Leute das aber inzwischen positiv“, meint er und vergleicht die fortschreitende Automatisierung mit jener in der Landwirtschaft: „Mein Großvater hat sich zu seiner Zeit auch noch mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, dass Mähdrescher auf seinem Acker eingesetzt werden.“

Effizienter und sicherer

Für den Waldarbeiter ist der Harvester nicht nur effizienter, sondern auch sicherer. Gerade einmal 60 Betriebsstunden hat seine Arbeitsmaschine auf dem Buckel, ist also praktisch brandneu. „Spätestens nach 200 Stunden wird er aber schon jede Menge Beulen haben. Das zeigt, wie gefährlich die Arbeit hier am Wald wäre, wenn man die Bäume per Hand fällen würde.“ Aus Sicht der Forstbehörde kann zudem von einem manchmal befürchteten Kahlschlag durch den Harvester keine Rede sein. „Die Bäume hier stehen viel zu eng“, findet Florian Vogel, „diese Maßnahme ist also längst überfällig.“ Ist der Abschnitt erst einmal ausgelichtet, werden die „schönen Bäume“, die zuvor mit einem gelben Band gekennzeichnet wurden, deutlich mehr Luft und Licht zum Wachsen erhalten.

Auch die von Kritikern angeführte Verdichtung des Waldbodens sieht Vogel trotz der gut 20 Tonnen, die der Harvester wiegt, nicht als gravierend an: „Jeder Landwirt, der mit dem Bulldog Holz aus dem Wald holt, hinterlässt deutlichere Spuren.“

Um ihre Ansicht zu untermauern, zeigen Vogel und Abel einen Walddistrikt im Klosterholz, ein paar Kilometer weiter Richtung Dillenberg. Dort sei der Harvester zwei Jahre zuvor im Einsatz gewesen. Tatsächlich sind selbst die Rückegassen – die Trassen, auf denen der Harvester links und rechts davon Holz schlägt – einzig durch einige trockene Reisigäste zu erkennen. Sonst bedecken Heidel- und Preiselbeersträucher den Boden, als ob hier seit Jahrzehnten nichts geschehen sei. „Die Kiefern können jetzt wieder schöne Kronen ausbilden und auch die jungen Bäume wachsen schneller nach“, resümiert Robert Abel.

Eine Einschätzung, die selbst Sabine Lindner vom Bund Naturschutz (BN) teilt. „Dort ist ja seit 30 Jahren nichts mehr gemacht worden“, erklärt die Vorsitzende der BN-Kreisgruppe Fürth-Land auf Anfrage der FLN, „die Bäume standen tatsächlich oft viel zu eng.“ Dass große Arbeitsmaschinen wie der Harvester eingesetzt werden, lasse sich eben aus wirtschaftlichen Erwägungen kaum vermeiden. „Ein Wald wie dieser muss auch bewirtschaftet werden“, findet Lindner, „und es wurde von Herrn Abel wohl so schonend wie möglich geplant.“

Wichtiger sei ihr, dass Bäume, die Nisthöhlen für seltene Tierarten haben, erhalten bleiben: „In solchen Bereichen darf nicht so stark ausgedünnt werden.“ Eher ablehnend steht sie Ideen gegenüber, den Staatswald Cadolzburg touristisch zu erschließen, etwa durch einen Baumwipfelpfad, um auf diese Weise (statt durch Fällungen) die nötigen Erträge zu erzielen. Damit werde noch stärker in die Fauna und Flora des Waldes eingegriffen als mit dem Holzeinschlag in der kalten Jahreszeit. Stattdessen sollten lieber einzelne Naturwald-Reservate geschaffen werden, bei denen ein Teil des Gebiets unberührt bleibt. „Das würde der BN begrüßen.“

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