Facharbeiter müssen sich sorgen

13.6.2017, 23:31 Uhr

Der Anteil der Erwerbstätigen unter den 15- bis 74-Jährigen werde bis Ende kommenden Jahres auf 61,5 Prozent klettern, prognostiziert die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in ihrem Beschäftigungsausblick. Damit würde der bisherige Höchstwert von 60,9 Prozent von 2007 überschritten. Die Arbeitslosenquote in den 35 Mitgliedstaaten werde von jetzt 6,1 auf 5,7 Prozent sinken.

Sorgen bereitet der OECD allerdings der Schwund von Arbeitsplätzen, die eine mittlere Qualifikation erfordern: Zwischen 1995 und 2015 sank der Anteil von Facharbeiter-Jobs um 9,5 Prozentpunkte, während gleichzeitig der Anteil an Arbeitsplätzen für Hoch-, aber auch Geringqualifizierte um 7,6 beziehungsweise 1,9 Prozentpunkte stieg.

Die OECD führt diese Entwicklung auf den Strukturwandel (von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft), die Globalisierung und den technologischen Fortschritt zurück. Damit sei eine steigende Nachfrage der Arbeitgeber nach Beschäftigten entweder mit niedriger oder hoher Qualifikation verbunden. Eine Folge: Fabrikarbeiter müssten nach einem Jobverlust schlechter bezahlte Jobs im Dienstleistungssektor annehmen.

"Die Einkommensungleichheit ist beispiellos im Moment und gefährdet den sozialen Zusammenhalt", sagte OECD-Generalsekretär Angel Gurria. Untere und mittlere Löhne stagnieren, gleichzeitig stieg das verfügbare Einkommen der reichsten zehn Prozent auf über das Neunfache des Einkommens der ärmsten zehn Prozent.

Konto mit 20 000 Euro für jeden?

Angesichts der Notwendigkeit, sich in Zeiten der Digitalisierung weiterzuqualifizieren, regte Arbeitsministerin Andrea Nahles ein persönliches Erwerbstätigenkonto mit 20 000 Euro für jeden beim Start ins Arbeitsleben an. Mit dem Geld sollen Einkommensausfälle bei Qualifizierung kompensiert werden können.

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