13-Jährige rettet Kind: Kein Wort des Dankes von den Eltern

23.7.2015, 07:55 Uhr
13-Jährige rettet Kind: Kein Wort des Dankes von den Eltern

© D. Heinz

"Ich habe gesehen, wie er ins Wasser gefallen ist", erzählt die 13-jährige Sophia Deyhle. "Er hat zwar ein paar Schwimmbewegungen gemacht, konnte aber nicht schwimmen. Als er ein paarmal mit dem Kopf unter Wasser war, bin ich hinterher gesprungen."

Eigentlich wollte sich die Schülerin nur mit einer Freundin am Baggersee treffen, um ein wenig zu entspannen. Dann kam es jedoch anders. "Sie kam nicht, also blieb ich alleine draußen. Ich wollte noch nicht gehen, weil noch ein paar kleinere Kinder auf einem Schlauchboot unterwegs waren."

Die 13-Jährige ist seit 2013 bei der Wasserwacht Hersbruck und leistet nicht nur am Baggersee, sondern auch im Freibad freiwilligen Wachdienst. "Bei schlechtem Wetter gibt es den ganzen Tag keinen Wachdienst und morgens hatte es geregnet. Deshalb bin ich geblieben." Besonders auf den Steg in der Nähe der Wachstation hatte sie ein Auge. Das Wasser an dieser Stelle ist knapp 1,70 Meter tief - nicht ungefährlich für Kinder.

"Hier kamen öfters kleinere Mädchen und Jungen her, um zu spielen oder Fische anzusehen." So auch an diesem Tag. "Ein kleiner Junge, vielleicht vier Jahre alt, spielte allein auf dem Steg. Plötzlich fiel er ins Wasser und tauchte mehrmals unter."

Am Arm gepackt und angeschrien

Ohne zu zögern sprang die Schülerin hinterher, die seit ihrem achten Lebensjahr in der DLRG ist. Sie zog den strampelnden und schreienden Jungen aus dem Wasser und die hölzernen Stufen des Steges hinauf. "Er hatte Panik und hat herumgefuchtelt. Ich habe mein Hemd als Decke genommen und versucht, ihn zu beruhigen und zu trösten, er konnte aber kein Deutsch. Er hat geschrien wie sonst was."

Von den Eltern des Jungen war weit und breit nichts zu sehen. "Dann kamen ein Mann und eine Frau. Sie haben gefragt, ob alles in Ordnung ist und haben eine Decke vorbeigebracht. Dann sind sie wieder gegangen."

Schließlich tauchten doch noch die Eltern des Kleinen auf. "Sie haben ihn am Arm gepackt und angeschrien. Ich habe aber nicht verstanden was, es war eine osteuropäische Sprache. Dann sind sie mit ihm einfach weggegangen."

Schließlich fuhr Sophia, die vollkommen durchnässt war, mehrere Kilometer mit dem Fahrrad nach Hersbruck nach Hause. Die Decke ließ sie liegen. "Ich wollte einfach nur heim, es hat sich ja eh keiner gekümmert."

Schlecht Untiefen sehen

"Im ersten Moment, wenn man es hört, ist man total stolz", sagt Sophias Mutter Maryam. "Aber je länger man darüber nachdenkt, desto mehr wird einem bewusst, wie gefährlich so etwas ist." Auch Vater Markus weiß als BRK-Kreisgeschäftsführer, welche Gefahren in so einer Situation lauern: "Jemanden zu retten, ist wirklich nicht ganz ungefährlich. Wenn sich jemand, der in Panik ist, an einen klammert, hat selbst ein Erwachsener Probleme. Dazu kommt, dass man in Seen schlecht Untiefen erkennt oder nicht sieht, wo der Grund ist."

Grundsätzliche Risiken sieht er bei Kindern und Erwachsenen, die nicht schwimmen können. "Auch wenn viel Badebetrieb ist, wird es selten erkannt, wenn jemand unter Wasser ist, weil jeder denkt, dass schon jemand schaut." Schwimmkurse könnten Abhilfe schaffen. "Die Wasserwacht kommt aber kaum hinterher, weil alles ehrenamtlich gemacht werden muss und die Leute fehlen."

"Es macht schon nachdenklich, wenn niemand hilft", sagt Sophia, die ihren ersten "echten" Einsatz erfolgreich gemeistert hat. "Es waren ja auch andere da, auch Erwachsene, aber keiner hat sich gekümmert. Ich würde es aber trotzdem jederzeit wieder machen!"

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