Bad Windsheim: "Unerhört" möchte Dialog statt Polemik

16.5.2017, 12:28 Uhr
Durch die Belastung durch die in Illesheim stationierten Kampfhubschrauber der US-Armee, sieht die Bürgerinitiative "Unerhört!" sowohl die Lebensqualität der Bewohner eingeschränkt, als auch eine massive Umweltbelastung gegeben, die der Tourismus- und Gesundheitsregion zum Schaden reicht.

© Hans-Bernd Glanz Durch die Belastung durch die in Illesheim stationierten Kampfhubschrauber der US-Armee, sieht die Bürgerinitiative "Unerhört!" sowohl die Lebensqualität der Bewohner eingeschränkt, als auch eine massive Umweltbelastung gegeben, die der Tourismus- und Gesundheitsregion zum Schaden reicht.

Ziel der von rund 25 Frauen und Männern ins Leben gerufenen, politisch unabhängigen Initiative ist es, dass sich der Rat für das Wohl der Stadt und ihrer Bürger einsetzt, indem er sich gegen die Belastung durch den Fluglärm und die Schadstoffemissionen ausspricht. Angespornt vom Anfangserfolg, will die Gruppierung weiterhin Unterschriften sammeln, bis zum Altstadtfest am ersten Juli-Wochenende. Dann sollen die Listen an Bad Windsheims Bürgermeister Bernhard Kisch übergeben werden, verbunden mit der Bitte, das Thema im Stadtrat auf die Tagesordnung zu bringen.

Schon jetzt ist die Aktion in den Augen der Akteure ein Erfolg, ist durch die Sammlung der Unterschriften und die sich dabei immer wieder ergebenden Gespräche und Diskussionen das Thema der Helikopterflüge "in der Mitte der Gesellschaft angekommen", wie Sabine Detsch es formuliert. Mit Ottmar Stender, Matthias Oberth, Armin Höhn und Reiner Schmidt präsentierte sie bei einem Pressegespräch die erste Zwischenbilanz der Aktion.

Hochgiftiger Treibstoff

Reiner Schmidt, der in Urfersheim lebt und damit buchstäblich hautnah von den diversen Emissionen der Hubschrauber betroffen ist, betonte dabei den häufig in der öffentlichen Wahrnehmung hinter dem Lärm zurücktretenden Aspekt der Schadstoffbelastung der Luft durch den Helikopter-Treibstoff JP-8, bei dem es sich keinesfalls, wie wiederholt falsch dargestellt, um Kerosin handle. JP-8 basiere zwar auf Kerosin, sei aber mit etlichen Additiven angereichert, welche zum Teil als krebserregend und das Erbgut verändernd gelten. Nachgewiesenermaßen stark krebserregend sei zum Beispiel das Additiv 1,2-Dibromethan. Diese farblose Flüssigkeit wurde früher als Zusatz in verbleitem Treibstoff zur Vermeidung von Bleirückständen im Motor eingesetzt, was wegen ihrer Giftigkeit in den 1980er-Jahren eingestellt wurde. Auch der Einsatz als Insektenbegasungsmittel ist seit Jahrzehnten verboten. Unter anderem verursache 1,2-Dibromethan Reizungen und Veränderungen der Haut und der Schleimhäute, sagt Schmidt.

Erklärtes Ziel der Gruppierung ist es, dem Bad Windsheimer Stadtrat zu einer Stellungnahme zu bewegen – (fast) egal, wie diese ausfällt. "Wir möchten ein Bild vom Stadtrat bekommen, wie er sich dazu stellt", sagt Ottmar Stender, der ein Ziel bereits erreicht sieht: dass sich plötzlich sehr viele Leute verschiedenster Coleur für das Thema interessieren.

"Da steht eine Bewegung dahinter, die sich sogar über den Fluglärm hinaus Gedanken gemacht hat", sagt Matthias Oberth und hofft, dass genau diese Erkenntnis in der Bevölkerung Kreise zieht. Er könne es verstehen, dass der eine oder andere eine gegensätzliche Sicht der Dinge hat, etwa wirtschaftlich abhängige oder ängstliche Mitbürger. "Es muss nicht so sein, dass jeder Hurra schreit", sagt Oberth und betont: "Wir sind nicht auf dem Kriegspfad." Armin Höhn ist weniger geduldig. "Wir sind so konditioniert, alles hinzunehmen, doch irgendwann ist es mal gut."

Schmidt redet indes der Verständigung das Wort: "Die Pole sind besetzt. Wir wollen abseits der Polemik in den Dialog kommen." Detsch setzt sogar noch eins drauf: "Ich bin optimistisch, dass der Stadtrat die Zeichen der Zeit erkennt."

Weitere Informationen unter www.unerhört-bw.de.

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