Gründerzentrum: Zuschlag für Bad Windsheim

4.5.2016, 09:47 Uhr
Gründerzentrum: Zuschlag für Bad Windsheim

© Claudia Lehner

Nach einer ersten Ablehnung beider Bewerber, der Kurstadt und Neustadt, durch je­weils einen Stimmenpatt im Regio­nalausschuss, entschied in der ge­meinsamen Sitzung eine 10:3-Mehr­heit des Kreisausschusses.

Mit vier potenziellen Flächen warb Bürgermeister Bernhard Kisch in der gestrigen Sitzung der beiden Kreis­ausschüsse für Bad Windsheim. Ne­ben einem Areal am Holzmarkt ver­wies er auf Flächen an der Johanni­terstraße sowie zwei nicht im Besitz der Stadt befindliche Objekte, eines an der Külsheimer Straße und das Lutherhaus in der Rothenburger Stra­ße, die in Absprache ebenfalls ins Spiel gebracht werden könnten. Be­wusst wurde seitens der Stadt auf zu­mindest partiell bestehende Gebäude mit entsprechendem Entwicklungspo­tenzial gesetzt. Auf einen möglichen Favoriten wollte sich Kisch nach der Abstimmung nicht festlegen lassen.

Nur wenige Minuten vorher wurden im Sitzungssaal des Landratsamtes Stimmen ausgezählt und Geschäfts­ordnungen zitiert. Mit 6:6 Stimmen konnte Bad Windsheim im Regional­ausschuss keine Mehrheit auf sich vereinen. Im Anschluss gab es das rechnerisch gleiche Bild für Kandi­dat Neustadt. „So schwierig habe ich es noch nie erlebt“, urteilte Landrat Helmut Weiß. Das einhellige Mei­nungsbild, das sich in der Debatte nicht nur er als Signal in Richtung Staatsregierung gewünscht hatte, gab es da nur im Grundsatzbeschluss, dass der Landkreis sich um ein Grün­derzentrum Digitalisierung bewerben soll. Dafür sprachen sich die Kreisrä­te beider Ausschüsse einstimmig aus.

Die Befürchtung des Landrats, er müsse Zünglein an der Waage spie­len, trat nicht ein. Im Kreisausschuss versagten lediglich die Neustädter Christa Götz und Walter Billmann so­wie Helmut Reiß aus Gutenstetten der Kurstadt ihre Zustimmung. In der mehr als zweistündigen Debatte zogen sich Risse durch die Fraktio­nen. Einen regionalen Ausreißer gab es nur durch Emskirchens Bürger­meister Harald Kempe, der in Bad Windsheim den größeren Hand­lungsbedarf sah und sich deshalb für die Kurstadt aussprach. Wäh­rend sich die Räte aus dem östlichen Kreis durch das Gutachten einer Beratungsfirma be­stätigt sahen, die Neustadt empfahl, zweifelten Mandatsträger aus dem westlichen Landkreis genau dies an.

Kisch wiederholte seine Kritik, ihm kamen unter anderem die Hintergründe für die Empfehlung von Professor Ute Ambrosius, Ans­bachs Hochschulpräsidentin, für die Kurstadt zu kurz. Auch gab er den "Aderlass" durch die Umstrukturie­rungen der ameri­kanischen Streit­kräfte zu beden­ken. Nicht glük­klich mit dem Gutachten zeigte sich zudem Lan­genfelds Bürgermeister Reinhard Streng, der konkretes Datenmaterial etwa zu den Zielgruppen eines Grün­derzentrums vermisste. An den Chan­cen für den Landkreis indes zweifelte keiner der Mandatsträger, Kreisrätin Ulrike Streng aus Uffenheim erhofft sich durch das Gründerzentrum Strahlkraft auf den gesamten Kreis.

Dieter Hummel sieht die Chance, den Kreis "aus seiner gemütlichen Ecke" herauszuholen. Im Vorfeld der Diskus­sion hatten Mekra-Lang-Geschäfts­führerin Susanne Lang aus Ergers­heim und Bernd Schoirer, Geschäfts­führer eines IT-Dienstleistungsunter­nehmens in Neustadt, den Begriff der Digitalisierung aus Unterneh­mersicht mit Leben erfüllt. Gerade da viele Informationen nicht zuletzt aus Sicherheitsgründen nicht über das Internet laufen könnten, spiele der Standort eine Rolle, legte etwa Lang dar.

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