Neustädter "Choralle" kämpft um die deutsche Krone

22.5.2014, 15:20 Uhr
Neustädter

© Harald Munzinger

Man habe sich auf dem damaligen Lorbeer des zweitbesten Chores Deutschlands nicht ausgeruht, sondern sich zielstrebig weiterentwickelt, sieht Chorleiter Dieter Weidemann der neuen Herausforderung in Weimar zuversichtlich entgegen. Zumal seine Truppe, auf die er mächtig stolz ist, wieder einmal "auf den Punkt in Bestform ist". Seit über zwei Jahren arbeitet Weidemann mit "Choralle" an den fünf Wettbewerbsongs, an drei Wochenenden wurden sie intensiv vertieft. Dazu hatte man wiederum renommierte Vocalcoaches verpflichtet und dann "noch an zwei zusätzlichen Samstagen den Songs den letzten musikalischen Feinschliff verliehen".

Eine Mühe, die sich gelohnt haben soll, denn mit dem erfolgreichen Abschneiden beim Bayerischen Chorwettbewerb im November letzten Jahres in München qualifizierte sich "Choralle" für den Deutschen Chorwettbewerb in Weimar, zu dem die rund 70 Sängerinnen und Sänger am frühen Sonntagmorgen anreisen und sich um 15.20 Uhr beim Wertungssingen im Nationaltheater der Jury stellen - und einer starken Konkurrenz unter anderem mit dem Jazzchor der Universtität Köln, dem Gospelchor "inspired" aus Berlin und "voice event" aus Freiburg. Vorsitzender der international mit namhaften Musikexperten besetzten Jury ist Dr. Matthias Becker, die absolute Jazzkoryphäe in Sachen Chormusik in Deutschland.

Jazzstandard und Samba

Die Wettbewerbssongs, die nach Auskunft von Dieter Weidemann "möglichst unterschiedliche Stilrichtungen abdecken" sollen sind "Autumn leaves" (ein ursprünglich französisches Chanson, das durch die Interpretationen unter anderem von Frank Sinatra, Barbara Streisand und Patricia Kaas zu einem der legendären Jazzstandards wurde) der Ohrwurm "A day in the life of a fool" im Bossa Nova-Rhythmus, "As" von Stevie Wonder (Pflichtsong aller Chöre in der Kategorie "Populäre Chormusik" in einem sehr anspruchsvollen Arrangement vom Jens Johansen), die zu Herzen gehende Popballade "Someone like you" und "Más Que Nada", ein feuriger brasilianischer Samba, den "Choralle" in der Originalsprache singen wird.

Begleitet wird der Chor von Michael Schlierf, einem der besten Pianisten in Deutschland mit einer genialen Musikalität, Bassist Ralf Wunschelmeier, der mit "Choralle" seit 20 Jahren zusammenarbeitet sowie dem Schlagzeuger Thomas Jugl, gefragter Drummer und Studiomusiker, der ebenfalls schon seit vielen Jahren zur Choralleband gehört.

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Dieter Weidemann meinte bei der Abschlussprobe im "Pädagogischen Zentrum" von Realschule und Gymnasium in Neustadt gegenüber "nn-online", dass sich nun alle darauf freuten , die intensiv vorbereiteten Songs präsentieren zu können. "Natürlich sind wir sehr gespannt, ob wir - ähnlich wie bei 8. Deutschen Chorwettbewerb in Dortmund - wieder auf das Siegertreppchen kommen. Aber genauso freuen wir uns auf die Begegnung mit anderen Chören, den Erfahrungsaustausch und alles, war wir ansonsten noch gemeinsam erleben werden".

Finale der "jazz@night"

Am Montag, 26. Mai, gibt "Choralle" um 10.30 Uhr ein Konzert im AWO-Seniorenzentrum. Nachmittags wird das Wertungssingen der Vokalensembles besucht. Hier singen Gruppen mit maximal acht Sängern populäre Chormusik a cappellla. Um 22.45 Uhr gestaltet “Choralle” dann noch den Abschluss von jazz@night in der Weimarhalle.

Tags darauf ist der Chor zu einem Circle-Song-Workshop angemeldet, den Roger Treece leitet, einer der gefragtesten internationalen Jazzreferenten, der unter anderem bei Manhatten Transfer und bei den New York Voices mitgesungen hat und zum Team von Bobby McFerrin gehört. Nach einer zweistündigen Stadtführung nehmen die Franken noch am Preisträgerkonzert teil, das wieder in der Weimarhalle stattfinden wird. Dann macht man sich auf die Heimreise.

Als Leiter von "Choralle" sei er "fasziniert, mit welch einer professionellen Haltung, Zielstrebigkeit und Disziplin meine Sängerinnen und Sänger, die ja alle Laien sind, bereit waren, die fünf Wettbewerbsongs einzustudieren, manche Passagen oft unzählige Male zu wiederholen und dabei nie die Freudigkeit am Singen zu verlieren. Ich bin richtig stolz auf meine Truppe". Die musste nicht nur intensiv proben, sondern auch ihr Hobby "finanzieren". Dass der Hauptsponsor Sparkasse mit 2650 Euro die Buskosten nach Weimar übernahm, würdigte Weidemann als wertvolle Hilfe.

Who-is-who der Chormusik

Für Martin Maria Krüger, den Präsidenten des Deutschen Musikrats (DMR), ist gerade die "musikalische Vielfalt" eine der Kernaussagen des Deutschen Chorwettbewerbes, wenn nicht gar des Musikrates insgesamt:

"Mit dem Deutschen Chorwettbewerb kommt das Who-is-Who der deutschen Chormusik zum größten Chorfest des Jahres in die Lisztstadt Weimar. Die Anzahl der teilnehmenden Chöre und abgefragten Kategorien, vor allem jedoch die herausragende Qualität der Ensembles im Rahmen der Vorrunden auf Landesebene sprechen für sich. Ich freue mich auf den DCW als ein wahres Forum der Chorkunst."

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