F-16 in Wald zerschellt: Militär schirmt Absturzstelle ab

12.8.2015, 08:59 Uhr
F-16 in Wald zerschellt: Militär schirmt Absturzstelle ab

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Wie das US-Militär mitteilte, war der Kampfjet vom Typ F-16 am Dienstagmorgen mit fünf anderen Jets vom Stützpunkt Spangdahlem in Rheinland-Pfalz zu einem Übungsflug nach Grafenwöhr (Lkr. Neustadt an der Waldnaab) gestartet. Um 9.38 Uhr ist die Maschine dann bei Engelmannsreuth (Lkr. Bayreuth) in einen Wald gestürzt.

Die Ursache ist nach Angaben der US-Streitkräfte unklar. Zunächst wurde ein Triebwerksschaden vermutet. Die Polizei spricht von "technischen Problemen", die der Pilot bemerkt habe. Der 27-Jährige konnte sich vor dem Aufprall mit dem Schleudersitz retten. Ein Passant fand den Mann in einem Waldstück nahe der Absturzstelle und übergab ihn in die Hände der Rettungskräfte, die ihn mit leichten Verletzungen ins Klinikum Bayreuth brachten. Sein roter Fallschirm hing in einem Baumwipfel unweit des Flugzeugwracks.

F-16 in Wald zerschellt: Militär schirmt Absturzstelle ab

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Einsatzkräfte riegelten den Bereich um die Absturzstelle großräumig ab. Der Jet hatte nicht nur viel Kerosin, sondern auch den Raketentreibstoff Hydrazin sowie sechs Übungsbomben und zwei Zusatztanks mit einem Fassungsvermögen von je 1400 Litern dabei. Laut Michael Rebele, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberpfalz, hatte der Pilot vor dem Absturz die Übungsbomben und Kerosintanks über dem Rußweiher abgeworfen. "Die gilt es ausfindig zu machen", sagte Rebele.

Ein Großaufgebot der Polizei und Feuerwehr suchte zunächst das Waldgebiet unter anderem mit Hubschraubern ab. Es seien etwa 300 bis 400 Kräfte im Einsatz gewesen, sagte die Sprecherin der Landratsamtes, Claudia Prößl, gegenüber den Nordbayerischen Nachrichten. Die Absturzstelle war schnell lokalisiert. Sie soll sich auf unwegsamen Gelände befinden.

In der Zwischenzeit trafen nach Angaben der Polizei Oberpfalz US-Einheiten vom Truppenübungsplatz in Grafenwöhr sowie Feldjäger der Bundeswehr am Unglücksort ein. Die Absturzstelle wurde zum militärischen Sicherheitsgebiet erklärt. Innerhalb eines Radius von 1000 Meter übernahmen die US-Streitkräfte die Hoheit, später wurde der Radius auf 500 Meter verkleinert. Die Sicherung des Bereichs übernahm in den frühen Abendstunden die Bundeswehr.

Währenddessen begutachtete ein Sprengmittelbeseitigungstrupp der US-Streitkräfte das unmittelbare Absturzareal. Die Polizei rechnet damit, "dass die Begutachtung des Unglücksortes und die Bergung der Wrackteile drei bis vier Tage in Anspruch nehmen kann". Noch in den späten Nachmittagsstunden wurden laut Polizei die beiden Tanks westlich von Eschenbach gefunden. Einer sei intakt gewesen, der zweite beschädigt. Zwei der abgeworfenen Übungsbomben konnten unmittelbar an der Absturzstelle gefunden werden. Der Verbleib der restlichen ist bis dato ungeklärt.

Einsatzkräfte hatten Kreislaufprobleme

Das Flugzeug sei bei dem Aufprall ausgebrannt und total zerstört worden. Umstehende Bäume und Pflanzen gingen in Flammen auf.  Beim Einsatz habe sich ein Feuerwehrmann leicht am Fuß verletzt, teilte die Polizei mit. Neun Feuerwehrkräfte hätten sich nach aktuellem Stand wegen hitzebdingten Kreislaufproblemen in kurzzeitige Behandlung begeben müssen.

Ein Mann, der zum Absturz-Zeitpunkt im Wald zum Preiselbeersammeln unterwegs war, berichtete, dass die Jets zuerst in Formation geflogen seien. Dann habe er Brandgeruch wahrgenommen. Die F-16-Jets seien dann über einer Stelle gekreist. Ein Anwohner erzählte, dass die Absturz-Maschine mit Funkenschlag immer tiefer flog. Mehrere Versuche, das Flugzeug nochmals hochzuziehen, seien dem Piloten offenbar misslungen, sagte der Augenzeuge. Bürger aus Creußen berichteten danach, sie hätten Rauchschwaden über dem Einsatzgebiet gesehen.

Nach Angaben des Bürgermeisters der in der Nähe liegenden Gemeinde Prebitz bahnten sich zwei Schaulustige einen Weg durch den Wald zur Unfallstelle. Dort hätten beide dann eine Rauchgasvergiftung erlitten und kurzzeitig das Bewusstsein verloren. Die Polizei Oberpfalz warnt aus Sicherheitsgründen davor, den abgesperrten Bereich zu betreten.

Bizarrer Streit um Zuständigkeiten

Weil der Absturzort genau im Grenzgebiet zwischen den bayerischen Regierungsbezirken Oberfranken und Oberpfalz liegt, gab es am Dienstagmorgen stundenlang einen bizarren Streit um den genauen Absturzort. Behörden beider Bezirke reklamierten den Absturzort jeweils für sich. Am Ende brauchte es das Innenministerium in München, um hochoffiziell zu entscheiden, dass die Absturzstelle in Oberfranken liegt. Sogar Vermessungstechniker sollen im Einsatz gewesen sein, um das herauszufinden.

Zunächst hatte es geheißen: Die Oberpfalz ist zuständig. Darauf vertraute auch die dortige Polizei und gab eine entsprechende Meldung heraus. Dann kam die Wende: Nein, es ist doch der Landkreis Bayreuth - das sagte zumindest dessen Pressesprecher. Keine zehn Minuten später wandte sich erneut das Polizeipräsidium aus der Oberpfalz an die Presse: Die Oberpfalz ist zuständig, hieß es trotzig. Auf eine Nachfrage, was denn nun stimme, sagte eine Sprecherin: „Jetzt verwirren Sie mich auch.“ Das Innenministerium sprach schließlich ein Machtwort: Oberfranken ist zuständig.

Eingeschaltet wurden neben den Feuerwehren, Rettungsdiensten und dem THW auch das Luftfahrtbundesamt, die Zollgrenzbehörde, die Staatsanwaltschaft Weiden sowie das Landesamtes für Umweltschutz. Die Ermittlungen laufen.