F-16-Pilot: "Ich wollte am Flughafen Nürnberg notlanden"

12.8.2015, 18:44 Uhr
Mit einem Pick-Up wurde eines der Trümmerteile am Mittwochnachmittag abtransportiert.

© Ralf Münch Mit einem Pick-Up wurde eines der Trümmerteile am Mittwochnachmittag abtransportiert.

Das, was die extra eingeflogenen Spezialisten der US Air Force am Mittwoch vorfinden, kann man wohl getrost als "Schlachtfeld" bezeichnen. Der F-16-Jet, der bereits am Dienstag bei Bayreuth abstürzte, ist komplett ausgebrannt, die umstehenden Bäume fingen Feuer, auf dem Waldboden liegt Asche. Den Experten geht es jetzt um Aufklärung. Wie konnte das Kampfflugzeug plötzlich abstürzen?

Am Tag nach dem Unglück sind zumindest einige Details klar. Etwa, dass der Pilot vor dem Absturz zwei Kerosin-Tanks und sechs Übungsbomben über dem Rußweiher bei Eschenbach abgeworfen hatte. Vier der sechs Bomben wurden mittlerweile gefunden, die anderen zwei sind noch immer verschwunden. Auch die Tanks wurden mittlerweile entdeckt - einer intakt, einer beschädigt. Von ihnen gehe aber keine Gefahr aus, sagt das US-Militär. Zuletzt seien die Jets in Afghanistan und im Irak im Einsatz gewesen.

Ein Pick-Up, beladen mit Trümmerteilen

Die US-Armee hält sich bedeckt, auch die genaue Ursache des Absturzes ist unklar. Auf die Frage, was man denn im Wald so mache, heißt es lediglich: "Wir untersuchen." Trümmerteile werden markiert, fotografiert, eingesammelt. Ein Pick-Up-Truck beladen mit verbeulten Trümmerteilen der F-16 fährt vorbei. Als er die Pressefotografen bemerkt dreht er allerdings sofort ab. Das Wrack der abgestürzten F-16 liegt etwa zwei Kilometer von Engelmannsreuth entfernt, Zutritt erhält keiner - außer die 75 Soldaten, die bereits an der Unfallstelle sind.

Jetzt spricht erstmals der Pilot der F-16. Er heißt Ryan und ist 27 Jahre alt. Ernsthaft verletzt ist er nicht, lediglich ein Schleudertrauma trug der Kampf-Pilot davon.

"Ich habe eine 30-Millionen-Dollar-Maschine kaputtgemacht"

"Ich hatte eigentlich vor, am Flughafen Nürnberg notzulanden", sagte Ryan der Mittelbayerischen Zeitung in einem Interview. "Aber ich habe gemerkt, dass ich es dort nicht mehr hin schaffe." Dann sei er in eben jenes Waldstück geflogen, ihm blieb nur noch der Schleudersitz. Es sei sein erster Absturz gewesen - "und ich hoffe mein letzter. Ich habe immerhin eine 30-Millionen-Dollar-Maschine kaputtgemacht".

Maschine wird rund um die Uhr überwacht

Ärger hat Ryan nicht zu erwarten. Im Gegenteil: Seine Vorgesetzten sind erleichert. "Unsere Piloten sind sehr vertraut mit ihrem Flugzeug und damit, wie sie im Notfall sicher aussteigen können", sagte Colonel Steve Horton, Vizekommandant der Abteilung 52 der US-Lufwaffe den Nordbayerischen Nachrichten. "Wir sind dankbar, dass unser Pilot seine Ausbildung in die Tat umsetzen konnte."

Jetzt wird die Maschine rund um die Uhr von der US-Armee überwacht, ein militärisches Sicherheitsgebiet wurde im Radius von 1000 Metern um die Unglücksstelle eingezogen. Dort habe nun das amerikanische Militär die Hohheit. "Für uns ist die Sache erledigt. Wir können wieder zur Tagesordnung übergehen", sagte Michael Rebele, Pressesprecher der Polizei Oberfranken. Und auch aus dem Landratsamt in Bayreuth heißt es: "Wir sind damit raus".

Jetzt muss geklärt werden, wer für Kosten aufkommt

Weil der Absturzort genau im Grenzgebiet zwischen den bayerischen Regierungsbezirken Oberfranken und Oberpfalz liegt, gab es bereits zuvor  einen bizarren Streit um den genauen Absturzort. Behörden beider Bezirke reklamierten den Absturzort jeweils für sich. Am Ende brauchte es das Innenministerium in München, um hochoffiziell zu entscheiden, dass die Absturzstelle in Oberfranken liegt. Sogar Vermessungstechniker sollen im Einsatz gewesen sein, um das herauszufinden.

Insgesamt waren 484 Kräfte vor Ort, davon 30 Soldaten. Ein Feuerwehrmann wurde nach Auskunft des Polizeipräsidiums Oberpfalz beim Einsatz leicht am Fuß verletzt. Neun Feuerwehrleute wurden wegen Kreislaufproblemen behandelt. Innerhalb von 90 Tagen muss jetzt geklärt werden, wer den Großeinsatz bezahlt - und wer für die Schäden aufkommt.

Auch bei einer Bundespressekonferenz war der abgestürzte F-16-Jet am Mittwoch Thema. Die Kostenfrage konnte aber auch dort nicht geklärt werden. "Fragen sie mal die US-Kräfte, weiß ich nicht. Vielleicht im Landkreis?", sagte Boris Nannt, Sprecher des Verteidigungsministeriums. Sowohl Nannt, als auch Regierungssprecher Steffen Seibert, konnten dabei ihr Unwissen nicht verbergen.

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Posted by Jung & Naiv on Mittwoch, 12. August 2015