Nach Sichtung: Naturschützer fordern Wolfsberater

11.8.2018, 05:56 Uhr
Nach Sichtung: Naturschützer fordern Wolfsberater

© Landesamt für Umwelt

Nein, er selbst habe die Wolfswelpen noch nicht zu Gesicht bekommen, sagt Revierförster Sebastian Bäumler. "Aber von einer Wildtierkamera im Revier wurden sie mehrfach fotografiert." Wo genau innerhalb des Staatsforstes Veldensteiner Forsts der Unterschlupf der jungen Wölfe zu finden ist, wird bewusst nicht preisgegeben, sagt Bäumler weiter: "Wir haben eine ungefähre Vorstellung, wo das Rudel zu Hause ist – und lassen es in Ruhe."

Die beiden Jungtiere wurden vermutlich Mitte bis Ende April geboren und sehen auf den Aufnahmen schon relativ gut genährt und kräftig aus. Um die 16 Wochen schätzt Bäumler ihr Alter. "Im Herbst werden sie von den Eltern auf den ersten Blick kaum noch zu unterscheiden sein." Dann beginnt auch die Zeit längerer Streifzüge mit den Eltern, die sich bereits vor über einem Jahr im Veldensteiner Forst zusammengetan haben. Momentan seien die Jungtiere weniger weit unterwegs als die Eltern.

Keine Angaben kann Bäumler bisher zum Geschlecht der Jungtiere machen, da dies aus den Fotos nicht ableitbar sei. Mit Einschränkungen für die Wanderer rechnet er auch durch den Wolfsnachwuchs nicht: "Das hat bisher reibungslos geklappt, ich sehe keine Schwierigkeiten." Und auch im Herbst, wenn die Kettensägen und Harvester dann wieder verstärkt auf dem Vormarsch sind, gehe man nicht von Konflikten aus. "Das sind Gefahren, die die Wölfe ganz gut einschätzen können", glaubt Bäumler - und verweist auf den Truppenübungsplatz Grafenwöhr, auf dem – trotz Schießbetrieb – ebenfalls ein Wolfspaar heimisch ist. 

Wolfsexperte Christian Hierneis vom Bund Naturschutz ist erfreut, aber nicht überrascht über die Geburt der Jungwölfe. "Das war nur eine Frage der Zeit", sagt der Münchner, der sich gerade als Direktkandidat für die Grünen auf den Landtagswahlkampf vorbereitet.

Eine Instrumentalisierung der Wolfsthematik durch irgendein Lager kann Hierneis bislang nicht erkennen, nimmt aber erwartungsgemäß die Staatsregierung in die Pflicht: "An der Geburt des Wolfsnachwuchses sieht man einmal mehr, dass Präventionsmaßnahmen jetzt umgesetzt werden müssen."

Die bisherige Polarisierung des Themas habe beiden Lagern nicht weitergeholfen. "Es geht nicht mehr um die Frage, ein paar Wölfe zu schießen oder nicht", kritisiert Hierneis die Haltung des Freistaats. Geschossene Individuen würden sofort durch nachrückende Wölfe ersetzt werden. Dennoch hat Hierneis großes Verständnis für die Sorgen und Nöte der Tierhalter: "Die Schafe und die Schafhalter müssen endlich geschützt werden!"

Zu hohe Kosten

Konkrete Forderungen an die Staatsregierung seien zwei Wolfsberater pro Regierungsbezirk, die sich dann alle viehhaltenden Betriebe vor Ort anschauen und qualifiziert über Schutzmaßnahmen beraten. Ein weiterer wichtiger Schritt seien dann unbürokratische Direkthilfen für viehhaltende Betriebe für diese – mitunter sehr teuren – Präventionsmaßnahmen, fordert Hierneis weiter.

"Ein Großteil gerade der Kleinviehhalter macht das im Nebenerwerb, für die sind Kosten für Zäune und ausgebildete Schutzhunde nicht leistbar." Vorbild hierfür könnte der Flächenstaat Niedersachsen sein, in dem laut Hierneis bis zu 30.000 Euro Unterstützung bereits für Präventionsmaßnahmen bereitgestellt würden. 

"Das hilft alles nichts, da schmeißt man nur Geld zum Fenster raus", ist hingegen die Meinung von Johann Georg Glossner, der im oberpfälzischen Berching unter anderem eine Stammzucht von sieben verschiedenen Schafrassen betreibt. Erfahrungsberichte von Kollegen hätten – sowohl was Zäune als auch Herdenschutzhunde anbelangt – gezeigt, dass es keinen Schutz vor dem Wolf gäbe.

"Wölfe sind extrem intelligent"

Auch von der Ankündigung der Staatsregierung, im erwiesenen Schadensfall auffällige Wölfe zu töten, hält Glossner nicht viel. "Es ist nach wie vor ungeklärt, wer dann schießt." Seiner Meinung nach sei es an der Zeit, in die "Bewirtschaftung" der Wolfsrudel einzustiegen und ab sofort aus jedem Rudel Individuen herauszuschießen. 

"Wölfe sind extrem intelligent. Die müssen gezeigt bekommen, dass es in bestimmten Gebieten gefährlich ist um eine nachhaltige Wirkung zu erzeugen", glaubt Glossner, der selbst um die schwierige rechtliche Lage für so ein Vorhaben weiß. Dennoch sieht der Chef vom "Heidschnuckenhof" keinerlei Alternative für alle Weidetierhalter: "Schließlich erfüllen wir mit der Landschaftspflege eine wichtigen Teil des Naturschutzes!"

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