Sophia L.: Leiche wird überführt und Verdächtiger ausgeliefert

27.8.2018, 23:16 Uhr
Der Fall der getöteten Tramperin Sophia L. sorgte deutschlandweit für Schlagzeilen.

© Polizei Leipzig Der Fall der getöteten Tramperin Sophia L. sorgte deutschlandweit für Schlagzeilen.

Tagelang fehlte von der in Amberg geborenen Sophia L. jede Spur. Verwandte und Freunde initiierten eine deutschlandweite Suche nach der jungen Frau, vermuteten aber bereits früh, dass sie Opfer eines Gewaltverbrechens geworden ist. Ein Verdacht, der sich bestätigte. Die Polizei geht davon aus, dass ein Lastwagenfahrer die 28-Jährige irgendwo in Oberfranken tötete. An der Raststätte Schkeuditz bei Leipzig stieg Sophia L. zu dem 41-Jährigen in den Laster, wollte nach Franken trampen. Dort kam sie aber nie an, der mutmaßliche Täter wurde im spanischen Andalusien festgenommen. Er wollte sich wohl in seine Heimat Marokko absetzen, fuhr dabei einmal quer durch Europa. 

"Das in Spanien geführte Verfahren ist abgeschlossen", teilte jetzt am Montag die Bayreuther Staatsanwaltschaft mit. Sie hat federführend die Ermittlungen übernommen. Der Leichnam der jungen Frau soll demnach "zeitnah" nach Deutschland überführt werden. Immer wieder kritisierten Angehörige von Sophia L. die lange Wartezeit, die Ungewissheit, die schlechte Kommunikation der spanischen Justiz. "Gib uns bitte endlich unsere Tochter, Schwester, Freundin zurück", forderten sie in einem emotionalen Appell. 

Leiche soll bald zur Bestattung freigegeben werden

Wochenlang passierte: nichts. Jetzt aber kommt offenbar Bewegung in den Fall, auch mit Blick auf die juristische Aufarbeitung in Deutschland. Die Auslieferung des mutmaßlichen Mörders der jungen Frau werde "zeitnah stattfinden". Beamte der Bayreuther Kriminalpolizei, die der Ermittlungsgruppe "Rastplatz" angehören, werden den 41-Jährigen dafür in Spanien abholen und nach Bayreuth bringen.

"Nach der Eröffnung des Haftbefehls wegen Mordes beim Amtsgericht Bayreuth liefern sie den Beschuldigten voraussichtlich in eine oberfränkische Justizvollzugsanstalt ein", sagt die Staatsanwaltschaft. Wann genau Leiche und Täter nach Deutschland gebracht werden, ist aber unklar. 

Familie kritisierte die Polizei scharf

Der Fall wirft Fragen auf - etwa die nach Fehlern der Leipziger Polizei. Die Familie von Sophia L. warf den Behörden immer wieder Tatenlosigkeit vor. "Wenn das nächste Mal ein Mensch verschwunden ist und es von Anfang an völlig klar ist, dass ein Gewaltverbrechen vorliegen muss", schrieben sie in einem offenen Brief, "dann streiten Sie sich bitte nicht tagelang mit sich selbst, welche Dienststelle zuständig ist."

Auch ein Kriminologe kritisierte gegenüber nordbayern.de die Ermittlungsarbeit. "Die Polizei hat die Lage grundlegend falsch eingeschätzt", sagte Thomas Feltes von der Ruhr-Universität in Bochum. Es habe sich nie um einen Vermisstenfall gehandelt, der Verdacht einer Straftat stand bereits früh im Raum. "Und dann muss man sofort tätig werden." Bislang äußerte sich die Polizei zu den Vorwürfen nicht.

Die Ermittlungen, das betonen Polizei und der leitende Oberstaatsanwalt Herbert Potzel, dauern weiter an. Dennoch werde man die Leiche von Sophia L. nach einer weiteren rechtsmedizinischen Untersuchung in Deutschland schnell zur Bestattung freigeben. Dann, so hoffen die Angehörigen und Freunde der jungen Frau, können auch sie endlich Abschied nehmen. 

Der Fall Sophia - eine Chronologie der Ereignisse:

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