Integration für Jugendliche: Für jeden einen nächsten Schritt

2.6.2014, 06:00 Uhr
Integration für Jugendliche: Für jeden einen nächsten Schritt

© Giulia Iannicelli

Mit Egzon sitzen noch 16 weitere Jugendliche ohne Lehrstelle im Klassenzimmer; sie kommen aus verschiedenen Ländern, etwa aus Rumänien, aus der Türkei, aus Aserbaidschan. Sie erleben ihr Kooperatives Integrationsjahr, ein gemeinsames Projekt von Volkshochschule und Berufsschule, koordiniert am Landratsamt Neumarkt.

Neun haben schon einen Ausbildungsplatz gefunden; sie bekommen hier Unterricht, erleben berufliche Orientierung und Sprachförderung, machen Praktika. Lehrer und Betreuer stehen ihnen zur Seite, die die Schüler ernst nehmen, die sich Gedanken machen. Die meisten Schüler „stehen nicht auf der Sonnenseite des Lebens“, sagt Hortolani. Ein Grund mehr, findet er, sich ins Zeug zu legen für die jungen Leute und mit ihnen einen guten Weg für sie zu finden.

In der vergangenen Legislaturperiode hat Hortolani, der für die Freien Wähler im Stadtrat sitzt, bereits als Integrationsreferent gewirkt und wurde nun erneut in dieses Ehrenamt gewählt.

Vor kurzem war er in Hamburg bei einem Treffen von rund 300 Integrationsreferenten-Kollegen. Dort hat er den direkten Vergleich gehabt, was in Neumarkt passiert und möglich ist, und was anderswo läuft. Sein Fazit: „In Neumarkt gibt es unendlich viele Bemühungen, die Integration voranzubringen“, das sei vorbildlich und bei weitem nicht überall so. Seine Rolle sieht er dabei als Netzwerker, als Koordinator der vielen Projekte. Dazu hat er das interkulturelle Forum ins Leben gerufen. In ganz Deutschland findet es Hortolani wichtig, zu einer echten Willkommenskultur für Zuwanderer zu finden.

Beim 35. Neubürgerempfang wurden in Neumarkt neue Mitbewohner begrüßt, andere Kreis-Gemeinden laden inzwischen auch zu solchen Festakten ein. Zertifikate für den bestandenen Integrationskurs erhalten die Absolventen vom Landrat persönlich, ein wichtiges Signal, findet Hortolani.

Vor allem die Kinder der Zuwanderer, meint er, müssten schnell deutsch lernen können. Für Gundschulkinder gebe es in Neumarkt zwei Übergangsklassen an der Bräugassenschule. Für ältere Jugendliche gebe es im Moment nur ein Angebot in Parsberg, aber keines in Neumarkt: „Für jemanden aus Postbauer-Heng ist das nicht zu machen.“ Daher schürft Hortolani schon länger, um hier auch etwas zu etablieren. Einen Silberstreif am Horizont sieht er bereits: Schulrat Franz Hübl habe ihm fürs nächste Schuljahr eine Übergangsklasse an der Hauptschule West in Aussicht gestellt.

Kurz vorm Bachelor

Wichtig findet er die Arbeit der vielen Communities in Neumarkt, die sehr rührige türkisch-islamische Gemeinde, die spanisch-sprachigen Frauen oder der Montenegro-Club, in dem sich viele aus den früheren jugoslawischen Ländern treffen. Auf einer Benefiz-Veranstaltung des Clubs hat er dieser Tage einen ehemaligen Schüler getroffen, der erst eine Ausbildung im Einzelhandel gemacht hat, dann FOS und BOS absolvierte. „Jetzt studiert er, steht kurz vor dem Bachelor-Absschluss in Controlling“, sagt Hortolani.

In vielen Neumarkter Firmen arbeiten inzwischen frühere Schüler des Kooperativen Integrationsjahrs, die selbst Unterstützung erfahren haben und nun gern Jüngeren helfen.

Es gebe Hochs und Tiefs, sagt Berufsschullehrer Andreas Holz, der zusammen mit seiner Kollegin Christine Bucher die Jugendlichen unterrichtet. Beide finden neben dem fachlichen Aspekt auch die sozialpädagogische Hilfestellung für die Jugendlichen wichtig.

„Wir finden für jeden was“, sagt Hortolani. Nicht immer eine Lehrstelle, aber immer einen nächsten Schritt; wenn er nicht helfen kann, geht ihm das auch nach 30 Jahren im Beruf nahe. Integration, meint er, sei ein gesamtgesellschaftliches Thema. Das Mega-Wort „Willkommenskultur“ gelte es, mit Leben zu füllen, und dabei seien gerade in Neumarkt auch viele Mitstreiter aktiv. „Ich bin froh, dass ich ein Teil davon sein darf“, sagt er.

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