Kunstrasen in Neumarkt: OB will „den Ball flach halten“

10.11.2016, 10:40 Uhr
Kunstrasen in Neumarkt: OB will „den Ball flach halten“

© Foto: Zink

Den Vorwurf, die Stadt vernachlässige ihre Sportvereine, will Oberbürgermeister Thumann nicht schlucken. „Wir fördern den Sport in vielfältiger Weise“, betont er und belegt das auch mit Zahlen: In den vergangenen zehn Jahren hat die Stadt 9,3 Millionen Euro investiert.

Diese stattliche Summe setzt sich zusammen aus Grundstücken und Turnhallen, die den Vereinen unentgeltlich zur Verfügung gestellt werden (1,5 plus 0,76 Mio.), dem Unterhalt von Sportplätzen (1,6 Mio.), Bürgschaften (3,3 Mio.) sowie Zuschüssen und sonstige Zuwendungen. Nicht mit eingerechnet: Die zahlreichen Sanierungen der Fußballplätze.

„Vieles wird eben vergessen“, kritisiert der OB und ruft in Erinnerung, dass sich die Mitarbeiter des Bauhofs um insgesamt 34 Fußballplätze kümmern – „das gibt es in anderen, vergleichbar großen Städten nicht“.

Leitung nach Ochenbruck

Beim brandheißen Thema „Kunstrasen“ erhält der OB Unterstützung vom Leiter des Hauptamtes, Thomas Thumann. Jener wünsche sich, dass die Diskussion sachlich geführt werde. „Wir müssen die Emotionen raus und den Ball flach halten.“

Vor der Pressekonferenz hat der Oberbürgermeister ein Gespräch mit dem Schwarzenbrucker Bürgermeister, Bernd Ernstberger, geführt. Der habe ihm bestätigt, dass das Kunstrasen-Projekt in seiner Gemeine nur realisiert wurde, weil der TSV Ochenbruck Bauherr war. Der Gemeinde- Zuschuss in Höhe von 150 000 Euro sei kurzfristig sogar auf der Kippe gestanden.

Dennoch hat es der TSV Ochenbruck geschafft. Mit BLSV-Fördermitteln (die Eigenkapital voraussetzen) und aus eigener Kraft. Die Vermietung des Platzes spült Geld in die Vereinskasse. „Wieso funktioniert das bei uns nicht?“, fragt Thumann, der versichert, einen „kräftigen Zuschuss“ beisteuern zu wollen. Aber eben nur, wenn ein Neumarkter Verein den Bauherren gibt und damit auch die Verantwortung übernimmt.

Aber genau das ist anscheinend der Knackpunkt: Dem ASV, der aktuell so leidenschaftlich um einen Kunstrasenplatz kämpft, fehlt das nötige Eigenkapital. Obendrein plagen den größten Fußballverein im Landkreis noch ganz andere Sorgen: Die Turnhalle, Eigentum der Stadt, verlangt nach einer „höchst notwendigen Renovierung“ (Thumann).

Mindestens 1,5 Millionen werde die Stadt dafür in die Hand nehmen müssen; an eine energetische Sanierung sei dann aber nicht zu denken. „Das ist der Minimalaufwand“, stellt Thumann klar.

Zweifel an Fairness

Zweifel meldet der Oberbürgermeister auch an dem von CSU-Stadtrat Johann Pröpster ausgearbeiteten Belegungsplan der Plätze an. Man munkelt, dass dieser sehr „ASV-lastig“ sei. Diese Befürchtung wird auch dadurch genährt, dass der Kunstrasenplatz beim ASV den C-Platz, also einen vollwertigen Trainingsplatz ersetzen soll. Das würde langfristig für Zwist zwischen den neun Fußballvereinen der Stadt sorgen. Für Thumann komme nur eine „absolut faire Lösung“ in Betracht, bei der alle gleichermaßen zum Zug kämen.

Ein klares „Nein“ zum Kunstrasen gibt es vom Oberbürgermeister nicht. Einem vernünftigen Konzept – Vorbild: TSV Ochenbruck – stehe er offen gegenüber. Ohnehin habe der Stadtrat das letzte Wort bei der Bausumme von 1,5 Millionen.

Treffen im Januar geplant

Wie der OB angekündigt hat, hat der Arbeitskreis Sport des Neumarkter Stadtrats in seiner Sitzung am Dienstagabend das heiße Eisen „Kunstrasenplätze“ nur kurz angefasst. Man kam überein, sich bereits im Januar eingehend mit dem strittigen Thema zu befassen.

Der Arbeitskreis, dem neben Oberbürgermeister Thomas Thumann die drei Sportreferenten von CSU, UPW und SPD angehören, tritt nur zweimal im Jahr zusammen und befasst sich dann in der Regel mit unstrittigen Themen wie den Vorschlägen für den Sportehrenpreis. Beschlusskraft besitzt er generell nicht.

Nun hatte der OB am Dienstag klar gestellt, dass der Arbeitskreis den CSU-Antrag in der Kürze der Vorbereitungszeit nicht ausführlich behandeln könne. Dafür soll es nun ein außerplanmäßiges Treffen bereits im Januar geben, dann aber mit Vertretern aller Stadtvereine.

Pröbster meldet sich zu Wort

Unterdessen meldet sich Stadtrat Johann Pröpster wieder zu Wort und ruft in einer Rundmail die Sportvereine auf, am ursprünglichen Plan festzuhalten.

Ein Auszug aus dem Schreiben: "(...) Die Tage, bis die ersten Pflichtspiele oder Trainingsspiele abgesagt werden, sind schon sehr nahe. Bei seiner letzten “Pressekonferenz“ vom 8. Nov. versucht der OB durch falsche und überflüssige Behauptungen (Populismus, Hetze und es wird angeblich gemunkelt) über unsere Vereinbarung zu den Kunstrasenplätzen einen Streit zwischen uns und vor allem zwischen den Vereinen heraufzubeschwören bzw. zu verursachen. (...)  Fußballfreunde, verehrte Vorstände, bitte lassen Sie sich nicht in diesen Fallstrick locken. (...). Es geht bei diesem Kampf (...) in erster Linie zunächst einmal darum, dass wir Einigkeit zeigen und die ausstehende endgültige Abstimmung zur Beschlussfassung, „dass die Stadt Neumarkt als Investor für die 10 Neumarkter Fußballvereine in zwei Kunstrasenplätze zu investieren und dabei zu 100% die Kosten übernimmt. (...)."

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