Neumarkter ließen die Rechten links liegen

19.7.2013, 11:00 Uhr
Neumarkter ließen die Rechten links liegen

© rus

Der Lastwagen der NPD schiebt sich rückwärts durch die Gerichtsgasse Richtung Fußgängerzone. Ein paar Helfer aus der rechten Szene entnehmen dem Lkw Rednerpult und Lautsprecher.

„Die sehen aus wie die Panzerknacker“, grinst ein junger Mann im Vorbeigehen, als er die uniformierten Männer in ihren roten T-Shirts, Sonnenbrillen und blauen Schirmmützen arbeiten sieht.

Die Rechten geben sich ganz bürgernah und begrüßen die „lieben Bewohnerinnen und Bewohner von Neumarkt“. Allerdings bekommen sie von diesen keine Aufmerksamkeit. Kaum einer bleibt stehen und hört sich die Parolen an, die Karl Richter, der Landesvorsitzende der rechtsextremistischen Partei, gegen das plötzlich einsetzende Glockengeläut dreier Kirchen bis zur Heiserkeit anschreit. Lediglich ein einziger, einschlägig bekannter Neumarkter hängt dem rechtsextremen Politiker an den Lippen und nickt eifrig.

Stadtrat Hans Jürgen Madeisky (Flitz) ist einer der wenigen, der den braunen Parolen aktiv entgegentritt. In Windeseile hat er noch ein Schild gemalt, das er gut sichtbar vor sich herträgt: „NPD — ne!“ hat er darauf geschrieben.

Man hätte noch mehr Gegendemonstranten formieren können, aber er selbst habe ganz kurzfristig heute früh von der Kundgebung erfahren. Tatsächlich stand auch erst am Morgen der genaue Versammlungsort der NPD fest. Ursprünglich wollten die Rechtsextremisten vor das Rathaus, was ihnen die Stadt jedoch nicht genehmigt hatte.

Unerwartete Erfrischung

Mittlerweile kommt auch die evangelische Jugend Neumarkt in die Klostergasse und zeigt Flagge mit klarer Botschaft: „Die Welt ist bunt — Rechtsextremismus zerstört“, steht auf dem Transparent, das zwei Neumarkter entrollen. Überraschend hält ihnen jemand ein Tablett mit Erfrischungsgetränken hin. Hinter dieser kleinen Geste steckt ein benachbarter Cafébetreiber, der darin eine Selbstverständlichkeit sieht und namentlich nicht erscheinen möchte.

Nach gut einer Stunde beklatschen die mitgereisten NPD-Mitglieder ihren Landesvorsitzenden, packen ein und die ersten im Gerichtshof parkenden Polizeibusse setzen sich in Bewegung. Für heute ist der Spuk vorbei.

Auch die Gegendemonstranten verabschieden sich: „Wir sehen uns“, sagt Madeisky zu seinen Mitstreitern. Spätestens falls die NPD ihren Bundesparteitag hier abhalten sollte. „Dann werden wir aber mehr sein“, kündigt Madeisky an.

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