Woffenbach: Odeldusche für den Kirwabaum

6.7.2014, 16:50 Uhr
Woffenbach: Odeldusche für den Kirwabaum

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Es waren wohl "Attentäter", die sich mit den Kirwabräuchen nicht so richtig auskennen, vermutet Ludwig Seger, der als Nachbar den Anschlag als erster gerochen hat: Denn nur in der ersten Nacht, in der der Kirwabaum aufgestellt ist, wird er bewacht, denn nur da ist es laut ungeschriebenem Kirwagesetz erlaubt, dass benachbarte Gaudiburschen sich über den Baum hermachen.

In Woffenbach wird der Baum bereits am Freitag aufgestellt, abends wird ein Schwein gegrillt — auch an diesem Kirwa-Wochenende lief das so. Bis zum Samstagmorgen saßen rund 400 Baumwächter in froher Runde, feiernd und singend, sagt Ludwig Seger. Dass dann in der zweiten Nacht, in der der Baum steht, der Odel-Anschlag folgte, ist nicht brauchtumsgemäß, findet er. Nach dem Kirwadienstag sei man auch gern bereit, den unwissenden Güllefahrern Nachhilfe zu erteilen.

Auf jeden Fall wird es, wenn man die Täter identifiziert hat, bei deren Kirwa im nächsten Jahr eine Revanche geben, schätzt Seger. Er hat am Sonntagmorgen die Duftmarke der nächtlichen Besucher mit Wasser entfernt.

Kreisheimatpfleger Rudi Bayerl bestätigt: Wenn in einem Ort Kirwa gefeiert wird, versuchen die benachbarten Kirwaleit, den Baum zu entführen. Deswegen wird er meist versteckt, bis er zum Kirwaplatz kutschiert und in die Höhe gewuchtet wird. Steht er dann, haben die Baumräuber noch eine Nacht Zeit, in der sie versuchen dürfen, das Stangerl umzusägen oder sonstigen Schabernack zu treiben; das sei allerdings traditionsgemäß die Nacht von Samstag auf Sonntag, so der Heimatpfleger.

Wenn die Woffenbacher ihren Baum einen Tag früher aufstellen, sei das nicht ganz brauchtumsgemäß, gibt Bayerl zu bedenken. Vielleicht müssen die Woffenbacher also künftig über eine zweite Nachtwache nachdenken, wenn sie ihren Kirwa-Terminplan nicht umstellen wollen — genügend Lieder kennen sie mit Sicherheit, und für die flüssige Stärkung dürfte auch gesorgt sein.
 

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