Seit Montag: Sicherheitswacht in Treuchtlingen auf Streife

3.8.2020, 15:22 Uhr
Seit Montag: Sicherheitswacht in Treuchtlingen auf Streife

© Foto: Benjamin Huck

Dieter Meyer hat sich auf den Samstag gefreut. Schließlich geht jetzt einer seiner Wünsche in Erfüllung. Mit seinem 60. Geburtstag vor wenigen Wochen hat das allerdings nichts zu tun. Der Chef der Polizeiinspektion Treuchtlingen bekommt Unterstützung von fünf neuen Kollegen. Bei den zwei Frauen und drei Männern im Alter zwischen 18 und 58 Jahren handelt es sich jedoch nicht um voll ausgebildete Polizeibeamte. Obwohl das natürlich "der Königsweg" gewesen wäre, wie Meyer einräumt.

Stattdessen gehen zusätzlich zur Polizei ab Montag fünf Ehrenamtliche im Stadtgebiet auf Streife. Vandalismus, Ruhestörung, die Vermüllung von Grünanlagen – das ist die Art der Delikte, um die sich die neue Sicherheitswacht kümmern soll. Vor allem aber soll sie für die Bürgerinnen und Bürger ein kompetenter und freundlicher Ansprechpartner sein. In rund 160 bayerischen Gemeinden ist bereits eine Sicherheitswacht im Einsatz.

"Es geht um den unterschwelligen Bereich, zum Beispiel um Jugendliche, die auf einem Spielplatz Dreck hinterlassen", beschreibt Meyer das Tätigkeitsfeld. Oft gebe es in der Stadtgesellschaft den Wunsch nach mehr Polizeipräsenz, personell sei das aber nicht immer zu stemmen. Als Bindeglied zwischen Bürgern und Polizei soll jetzt die Sicherheitswacht fungieren.

Funkgeräte und Pfefferspray

Über Funk sind die uniformierten Ehrenamtlichen immer mit der Polizei verbunden und können so jederzeit einen Streifenwagen anfordern. Falls eine Situation außer Kontrolle gerät, jemand handgreiflich wird oder sich eine vermeintlich harmlose Ordnungswidrigkeit plötzlich als ernstzunehmende Straftat entpuppt.

Ausgestattet sind die Männer und Frauen mit einer Taschenlampe, einem Pfefferspray, ihrem Dienstausweis und einem Erste-Hilfe-Set. Polizeichef Meyer wünscht sich eine aufmerksame Sicherheitswacht, die durch gute Kommunikation kleine Probleme schnell und unbürokratisch löst. "Es geht nicht darum, dass wir mehr Ordnungswidrigkeiten produzieren wollen und jeder Wildpinkler sofort angezeigt wird." Reden, reden, reden – das ist Meyers Credo.

Ausbildung mit Anspruch

Er ist überzeugt, Menschen gefunden zu haben, die sich als Kommunikatoren und nicht als Hilfs-Sheriffs verstehen. Die an passender Stelle aber auch ein paar energische Worte sprechen können. Insgesamt 13 Bewerber hatten sich für einen Platz in der Sicherheitswacht beworben. Aus dieser Gruppe hat die Polizei jene fünf Personen ausgewählt, die sich ab Montag das dunkelblaue Poloshirt überstreifen dürfen.

"Die Ausbildung war recht anspruchsvoll, das war teilweise schon harte Kost", berichtet Meyer. 40 Unterrichtseinheiten zu je 45 Minuten mussten die fünf Ehrenamtlichen absolvieren. Schließlich ist für den Dienst auf der Straße ein solides Basiswissen erforderlich.

Rechtliche Grundlagen, das Erkennen von Straftaten und interkulturelle Kompetenz waren genauso Thema wie die Kompetenzen der Sicherheitswacht – und deren Grenzen. "Zunächst einmal haben unsere neuen Kollegen die gleichen Rechte wie jeder andere Bürger auch. Einen Täter, den sie auf frischer Tat ertappen, dürfen sie bis zum Eintreffen der Polizei festhalten", erklärt der Leiter der Treuchtlinger Polizeiinspektion. "Das Recht auf Notwehr und Nothilfe haben sie natürlich auch."

Personen anhalten und befragen

Darüber hinaus hat der Gesetzgeber zusätzliche Befugnisse, speziell für die Freiwilligen der Sicherheitswacht, geschaffen. So dürfen sie Personen anhalten, befragen und deren Personalien aufnehmen. Außerdem haben sie die Möglichkeit, Platzverweise zu erteilen. Ein Recht, das in der Praxis nicht unbedeutend sein dürfte. "Wir haben seit geraumer Zeit verstärkt Probleme mit Vandalismus, Vermüllung, Ruhestörung und Schmierereien, aber auch von Verstößen gegen kommunale Verordnungen wie Grünflächennutzung, Hundeverbot oder Leinenpflicht", teilt die Stadt auf Anfrage mit.

Keine Hunde, keine Fahrzeuge, kein Fußballspielen, kein Inlineskaten – die Symbole an den Zugängen zum Treuchtlinger Kurpark sind eindeutig. Auch daruf wird die Sicherheitswacht künftig ein Auge haben.

Keine Hunde, keine Fahrzeuge, kein Fußballspielen, kein Inlineskaten – die Symbole an den Zugängen zum Treuchtlinger Kurpark sind eindeutig. Auch daruf wird die Sicherheitswacht künftig ein Auge haben. © Patrick Shaw

Gerade beliebte Treffpunkte wie der Schlossgraben oder der Kurpark sollen deswegen von der Sicherheitswacht regelmäßig besucht werden. Dafür gibt es einen Dienstplan, vor allem in den Abendstunden will Polizeichef Meyer seine neuen Kollegen einsetzen. Jede Schicht beginnt auf der Polizeiinspektion.

Ein Sicherheitsproblem, stellt er klar, gibt es in Treuchtlingen aber nicht. Die Zahl der Straftaten liegt seit Jahren auf einem relativ konstanten Niveau zwischen 750 und 900 pro Jahr. Es geht also eher darum, das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung zu stärken – und darum, auch Angelegenheiten klären zu können, für die die Polizei oft weder genug Zeit noch genug Personal zur Verfügung hat.

Geringe Aufwandsentschädigung

Maximal 20 Stunden im Monat soll jeder der Treuchtlinger Sicherheitswachtler auf Streife gehen. Eine Menge Zeit also, die die Freiwilligen parallel zu ihrem eigentlichen Berufsleben opfern. Da mutet die Aufwandsentschädigung von acht Euro pro Stunde durch den Freistaat Bayern doch recht mager an.

Am vergangenen Dienstag hat die Polizei die Prüfungsgespräche mit ihren fünf zukünftigen Helfern abgeschlossen. Alle haben ihre Fallbeispiele richtig lösen können, alle dürfen ihren Dienst antreten. Ab Montag wird man der Sicherheitswacht beim abendlichen Stadtspaziergang dann regelmäßig begegnen.

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