Stadt Treuchtlingen und Netzwerk „capito Nordbayern"

11.2.2015, 07:29 Uhr
Stadt Treuchtlingen und Netzwerk „capito Nordbayern

© Sieghard Hedwig

Ein Rückblick: Auf dem Weg zu einem Treuchtlingen ohne Hindernisse ist die Stadt bereits im Frühjahr 2013 mit den Rummelsberger Diens­ten für Menschen mit Behinderung einen Kooperationsvertrag eingegangen. Im Zuge dieser Zusammenarbeit wurde das Qualitätssiegel „Stadt Treuchtlingen barrierefrei“ aus der Taufe gehoben, das auch künftig stetig weiterentwickelt werden soll.


Dabei ging es zunächst um bauliche Aspekte in Einrichtungen, Behörden, Geschäfte, Praxen, Ferienwohngen oder bei sons­tigen Anbietern. Voraussetzung für den Erhalt des Siegels ist die Erfüllung einer ganzen Reihe von Kriterien. Ziel ist, die Barrierefreiheit generell sowie vor allem die Menschen mit Beeinträchtigungen verstärkt in das Bewusstsein der Gesellschaft zu rücken und am Ende allen Personengruppen die Möglichkeit zu bieten, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Acht Einrichtungen und Geschäfte in Treuchtlingen dürfen mittlerweile ihr Haus mit diesem Siegel zieren.


Allerdings geht es bei Barrierefreiheit nicht allein um das Überwinden physischer, sondern eben auch und gerade kommunikativer Hürden, wie Friedrich Weickmann von den Rummelsberger Diensten und Bürgermeis­ter Werner Baum am Montag kurz vor der gemeinsamen Unterschrift nochmals herausstellten. Und dies nicht allein mit Blick auf Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen, sondern zum Beispiel auch bei Menschen mit Migrationshintergrund oder bei älteren Semestern, die in einer immer komplexer werdenden Welt zunehmend Schwierigkeiten mit komplizierten Texten haben – sei es bei Automaten, Infotafeln oder Internet-Auftritten.


Die Altmühltal-Werkstätten der Rummelsberger Diakonie beziehungsweise die Rummelsberger Dienste für Menschen mit Behinderung haben vor rund drei Jahren das „Kompetenz­zentrum für Barrierefreiheit“ gegründet. Das nötige Wissen hierzu haben sie sich von dem Anbieter „capito Graz“ aus Österreich sowie dessen Franchise-Partner „capito Berlin“ eingeholt und dort auch diverse Schulungen absolviert.


„capito“ hat sich unter anderem auch auf das Texten und Gestalten leicht verständlicher Informationen spezialisiert, um kommunikative Barrieren im Vorfeld zu vermeiden oder im Nachgang zu beseitigen. Komplexe Texte und Inhalte sollen dabei ohne Substanzverlust für jeden leicht nachvollziehbar gemacht werden.


Unter dem Namen „capito Nordbayern“ wurden die Rummelsberger Dienste schließlich selbst Franchise-Partner von „capito“. Die Rummelsberger haben nach eigenem Bekunden daher jetzt mehr Möglichkeiten und können ihren Angebots- und Dienstleistungsbereich ausweiten.


„capito Nordbayern“ wird übrigens von Stephanie Stöckl koordiniert, die bei den Rummelsberger Diensten beschäftigt ist und in der Stadtratssitzung im vergangenen Sommer die Räte für die Teilnahme der Stadt an diesem Netzwerk gewinnen konnte.


Nun kommt noch CEDOS ins Spiel. Bei CEDOS geht es um Barrierefreiheit, beispielsweise in Sachen Bauprojekte, Tourismus- und Freizeitangebote. CEDOS wurde im Jahr 2007 von „capito“ als ein Dokumentations-System entwickelt und ist mittlerweile zu einer eigenen Marke geworden. CEDOS steht für ein Netzwerk mit Know-how, in das sich Partner kostenpflichtig mit einklinken können.


Der Beschluss im Stadtrat zur Teilnahme war seinerzeit einstimmig ausgefallen, sodass die am Montag von Weickmann, Stöckl sowie Bürgermeis­ter Baum geleisteten Unterschriften eher formellen Charakter hatten. Lediglich 200 Euro im Jahr kommen auf die Stadt als Beitrag für die Teilhabe am Netzwerk zu.
Im Mai soll es erste Schulungen unter anderem für Mitarbeiter der Stadt sowie Mitglieder des Seniorenbeirates und der Projektgruppe Bürgerhaus geben. Im Anschluss daran kann die Stadt Treuchtlingen in Sachen Barrierefreiheit selbstständig aktiv werden.


Die Altmühlstadt ist übrigens weit und breit die erste Kommune, die das Themenfeld Barrierefreiheit in dieser Form in Angriff genommen hat – und als CEDOS-Partner die erste Stadt in Deutschland. In der Runde wurde die Hoffnung laut, dass die Vorreiterrolle Treuchtlingens auch andere Kommunen zu derartigen Aktivitäten anregen könnte.

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