ADAC-Präsident Meyer: "Sperenzchen lassen wir jetzt"

25.1.2014, 15:33 Uhr
ADAC-Präsident Meyer:

© Arno Burgi (dpa)

Angesichts wachsenden öffentlichen Drucks will sich der skandalgeschüttelte ADAC wieder auf seine Kernkompetenzen besinnen und damit sein beschädigtes Image aufpolieren. In einem Interview kündigte ADAC-Präsident Peter Meyer eine stärkere Orientierung auf die Bedürfnisse der Mitglieder, mehr Transparenz und Zurückhaltung bei politischen Diskussionen an.

„Sperenzchen lassen wir jetzt grundsätzlich bleiben“, sagte Meyer der „Automobilwoche“. Stattdessen sollten die Stärken des Clubs „sauber und ordentlich“ für die Mitglieder eingesetzt werden. Unterdessen wurden erneut auch aus der Politik Forderungen nach Konsequenzen laut. Die ADAC-Affäre war ins Rollen gekommen, nachdem Manipulationen bei der Wahl zum Lieblingsauto der Deutschen bekannt geworden waren.

ADAC-Chef Meyer kündigte in dem Interview auch an, dass der Club künftig bei jedem Test und jedem Index prüfen werde, ob dieser zum Markenkern gehöre. „Wenn er nur eine Pressemitteilung wert ist, lassen wir ihn weg“, sagte er. Auch bei politischen Diskussionen wolle man vorsichtiger agieren. Wenn der ADAC künftig zu politischen Fragen Position beziehe, sollten zunächst die Mitglieder durch ein anerkanntes Institut befragt werden. „Das Ergebnis dieser Umfrage, zertifiziert und bestätigt – das ist dann die Position des ADAC, weil sie eine Mehrheitsposition ist“, betonte Meyer. Die föderale Struktur des ADAC mit seinen Regionalclubs werde auf jeden Fall beibehalten.

Seehofer fordert Transparenz

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) forderte unterdessen „totale Transparenz“ von dem Autoclub. „Alle Karten müssen auf den Tisch“, sagte er dem „Focus“. Zudem brauche der ADAC „mehr wirksame, allerdings unabhängige Kontrollen“. Der ADAC sei eine mächtige Institution, bei der sich offenbar „eine Tendenz zur Abgehobenheit und vielleicht sogar zur Selbstüberhöhung eingeschlichen“ habe. Der ADAC müsse sich eine neue Struktur geben.

Der frühere CSU-Vorsitzende und jetzige Chef des Wirtschaftsausschusses im Bayerischen Landtag, Erwin Huber, sagte, möglicherweise müssten auch „personelle Maßnahmen“ ergriffen werden, um die Glaubwürdigkeit wieder herzustellen. Die Anforderung an den Club laute: „Ihr müsst Klarheit schaffen und Ihr müsst klare Konsequenzen ziehen.“

"Das System des ADAC"

Ähnlich äußerte sich Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU). Der ADAC habe sich mit der Affäre selbst schwer geschadet, sagte Schäuble, der selbst ADAC-Mitglied ist, der „Bild am Sonntag“. „Verantwortung, Kontrolle und Transparenz müssen jetzt die Stichworte sein.“ Politischer Druck kommt auch von der SPD. Ihr finanzpolitischer Sprecher Lothar Binding forderte die Steuerverwaltungen von Bund und Ländern auf, die Besteuerung des Vereins zu überprüfen. „Das System des ADAC“, sagte Binding dem „Tagesspiegel“ (Samstag), „muss genauer unter die Lupe genommen werden.“ Dabei geht es um die Aufteilung der Besteuerung der Mitgliedsbeiträge des ADAC.

Trotz seines angeschlagenen Images braucht sich der ADAC offenbar keine Sorgen zu machen, dass die Wirtschaftsverbände auf Distanz gehen. Wichtige Partner wie Kfz-Handwerk, Reiseveranstalter und Versicherer wollen auch weiterhin mit dem Club zusammenarbeiten. „Der ADAC wird sich von der Affäre rasch erholen und für uns auch weiterhin ein sehr wichtiger Partner sein“, sagte Robert Rademacher, Präsident des Zentralverbandes Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZdK) der „WirtschaftsWoche“.

Kein Rückgang bei ADAC Reisen

Michael Frese, Geschäftsführer der DER Touristik, bekräftigte die Zusammenarbeit mit dem ADAC. Daran werde festgehalten, sagte er dem Magazin. Die Vorkommnisse hätten bislang auch keine Auswirkungen auf die Buchungseingänge. ADAC und DER sind eng verbunden: Hinter den ADAC Reisen steht der Anbieter AD Clubreisen, ein Joint Venture zwischen ADAC (49 Prozent) und DER Touristik (51 Prozent). DER ist die Touristiksparte der Handelskette Rewe.

Der ADAC wird seit Tagen von einem Skandal erschüttert: Manipulationen beim Autopreis „Gelber Engel“ hat der Club eingestanden. Umstritten ist auch die Nutzung von Rettungshubschraubern durch das ADAC-Präsidium. Gleichzeitig prüft das Münchner Amtsgericht, ob der ADAC mit seinen rund 19 Millionen Mitgliedern künftig noch den Status eines Vereins haben darf.

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