Flüchtlingsdebatte: Diakonie-Chef kritisiert Kirche

29.8.2015, 06:00 Uhr
Flüchtlingsdebatte: Diakonie-Chef kritisiert Kirche

© Dominik Heinz

Das gelte auch bei der Hilfe für Flüchtlinge. Angesichts der hohen Austrittszahlen vermisse er ein Konzept der Amtskirche, wie man wieder näher an die Realität der Menschen herankommen wolle, sagte Schoenauer. Der 65-jährige Sozialexperte ist Pfarrer der Landeskirche und seit 25 Jahren Rektor der Diakonie Neuendettelsau, einem der großen Wohlfahrtsverbände in Deutschland. Ende September geht er in Ruhestand.

Die Kirche selbst müsse, so Schoenauer, ihren diakonischen Auftrag wieder ernster nehmen. Stattdessen würden Kindergärten oder Diakonie-Stationen abgegeben, weil Pfarrer es ablehnten, "da tiefer einzusteigen". Die Zukunft der Kirche sei aber die Diakonie. In der aktuellen Flüchtlingsdebatte solle die Kirche nicht so viele Appelle von sich hören lassen, sondern mit ihren gegenwärtig stattlichen Steuereinnahmen selbst aktiver werden.

Hermann Schoenauer schlug vor, die Türen von Gemeindehäusern, "die vielleicht einmal im Monat genutzt werden", weit für Asylbewerber aufzumachen, oder gar neue Häuser für sie zu bauen. Denkbar wäre außerdem, einen größerern Wassertransport etwa nach Mazedonien zu organisieren, wo derzeit großer Mangel herrsche.

"Die Kirche würde da viel an Glaubwürdigkeit gewinnen“, sagte der Neuendettelsauer Rektor.

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