Fluglärm und Feinstaub: Ansbach kommt nicht zur Ruhe

21.10.2017, 05:56 Uhr
Seit nunmehr zehn Jahren kämpft die Initiative "Etz langt's!" gegen den Helikopter-Lärm. An den US-Standorten werden aktuell wieder bis November Soldaten von - und in die Staaten transferiert.

© Daniel Karmann/dpa Seit nunmehr zehn Jahren kämpft die Initiative "Etz langt's!" gegen den Helikopter-Lärm. An den US-Standorten werden aktuell wieder bis November Soldaten von - und in die Staaten transferiert.

An den US-Standorten in Ansbach-Katterbach und Illesheim wird es in diesen Tagen besonders laut. Aus dem US-Bundesstaat Texas kommen rund 1900 neue Soldaten an, die für neun Monate in Westmittelfranken bleiben werden. Sie lösen eine Einheit gleicher Größe ab, die in die USA zurückkehrt. Während dieser Rotation muss laut US-Armee noch bis 3. November mit zusätzlichen Flugbewegungen gerechnet werden, was viele Anwohner etwa im Ortsteil Obereichenbach umtreibt und auch wütend macht.

Eine von ihnen ist Kerstin Mach, die auch Mitglied der Ansbacher Bürgerinitiative "Etz langt's" ist. Seit nunmehr zehn Jahren kämpft die Initiative gegen den Helikopter-Lärm. Seit Jahren schlafe sie keine Nacht mehr durch, sagt die Lehrerin. Auch ihre Kinder könnten nur mit Kopfhörern einschlafen, weil vom wenige hundert Meter entfernten Katterbach Tag und Nacht, im Sommer zum Teil bis um zwei Uhr morgens, Transport- und Kampfhubschrauber vom Typ Chinook, BlackHawk oder Apache aufsteigen.

In diesem Jahr stockten die Vereinigten Staaten die 12. Heeresflieger-Kampfbrigade in Katterbach und Illesheim bei Bad Windsheim auf. Dadurch gibt es nun mit insgesamt 136 Maschinen doppelt so viele wie vorher.

Feinstaubmessungen ergaben Extremwerte

Seit Jahren dokumentiert Mach jeden Überflug, jede Platzrunde, jede Landeübung und fühlt sich vor allem von der Bundes- und Landesregierung im Stich gelassen. Dem widerspricht die Bayerische Staatskanzlei. Selbstverständlich habe man die Interessen der Menschen im Blick, die nahe der US-Stützpunkte wohnen, sagt eine Sprecherin. Die amerikanische Seite würde auch Rücksicht auf das Ruhebedürfnis der Anwohner nehmen.

Das bezweifelt die Bürgerinitiative, die jetzt auch Feinstaubmessungen durchgeführt hat und dabei nach eigenen Angaben zu alarmierenden Ergebnissen gekommen ist. Das Gerät verzeichnete in Kerstin Machs Garten laut "Etz langt's"-Sprecher Boris-André Meyer im August bei bis zu 120 täglichen Helikopter-Flügen eine Feinstaubbelastung von bis zu 74000 Partikeln pro Liter Luft. Das ist ein Wert, der um das Zehnfache über der Norm liegt, so Meyer. Zudem würden die Militär-Hubschrauber mit einem speziellen Kerosin mit "extrem vielen Additiven" betrieben, was viele Anwohner zusätzlich beunruhige.

Von Transparenz oder Rücksichtnahme beim Flugbetrieb ist auch in seinen Augen nichts zu spüren. Die vom US-Standort veröffentlichten Flugpläne hätten nur wenig mit der tatsächlichen Anzahl der Flüge zu tun.

Die Stadt Ansbach selber hat inzwischen in einer gewissen Art und Weise kapituliert. Auf Anfrage teilt ein Mitarbeiter im Auftrag der parteilosen Oberbürgermeisterin Carda Seidel mit, der "kommunale Handlungsspielraum" sei in den letzten Jahren "erschöpfend ausgenutzt" worden. Auch die Hoffnung vieler Ansbacher, dass der Standort einmal geschlossen wird und die dadurch frei werdenden Flächen dringend benötigten Wohnraum schaffen, hat sich inzwischen endgültig zerschlagen.

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