Hass und Anfeindungen

Antisemitismus-Vorfälle an der FAU: Das ist die Situation an den fränkischen Unis

Stefan Besner

Online-Redaktion

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10.5.2024, 13:41 Uhr
Die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberge (FAU) am Schloßplatz in Erlangen. 

© imago stock&people Die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberge (FAU) am Schloßplatz in Erlangen. 

Aktuell sorgen Attacken auf die SPD-Politiker Matthias Ecke und Franziska Giffey Schlagzeilen. Was mit der Verrohung der Sprache unter anderem in den sozialen Medien begann, erhielt längst Einhalt in den öffentlichen Raum. Anfeindungen und Antisemitismus machen dabei auch vor Universitätsmauern keinen Halt.

Beschmierte Wände, gewalttätige Übergriffe und immer wieder Demonstrationen von allen Seiten. Aus Zahlen des "Bundesforschungsministerium" geht hervor, dass israelbezogener Antisemitismus bei acht Prozent der Studierenden vorkommt und somit nicht häufiger oder seltener als in der Gesamtbevölkerung ist. Besonders seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel ist an Hochschulen in Deutschland die Lage angespannt. Laut "ZDF" gibt es dort eine deutliche Zunahme antisemitischer Vorfälle. So gehen die Unis aus der Region mit Hass und Hetze um.

Schmierereien rechtsnationaler Symbole in Bamberg

"Bislang sind an der Universität Bamberg vereinzelt Schmierereien rechtsnationaler Symbole an Wänden von Universitätsgebäuden entdeckt worden", heißt es auf Nachfrage. Alle Vorfälle würden fotografisch dokumentiert und der Polizei sowie gegebenenfalls der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Bayern gemeldet und umgehend entfernt. "Die Universitätsleitung beobachtet diese Vorkommnisse sehr genau", heißt es weiter. Rechtliche Schritte wie eine Exmatrikulation müssen im Einzelfall anhand der Gesetzeslage geprüft werden. Spezifisch antisemitische Vorfälle seien derzeit allerdings keine bekannt.

Die Universität Bamberg beteuert, sie "steht dafür ein, ihren Angehörigen eine weltoffene, tolerante, diskriminierungsfreie und sichere Umgebung für Forschung, Lehre und Arbeit auf ihrem Campus zu bieten. Antidemokratische, rassistische, antisemitische und rechtsnationale Anfeindungen erhalten hier keinen Raum." Die Situation jüdischer Universitätsangehöriger und Gäste werde sehr ernst genommen.

Die Universitätsleitung sensibilisiert mit unterschiedlichen Maßnahmen wie Rundschreiben für das Thema und hat alle Universitätsangehörigen gebeten, Vorfälle umgehend an das Dekanat der betreffenden Fakultät respektive die Antidiskriminierungsstelle zu melden.

Dutzende Vorfälle an Friedrich-Alexander-Universität Erlangen

Ähnlich wie auch Bamberg spricht sich die Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen kategorisch gegen Rassismus, Diskriminierung und Judenhass aus. Man stehe "für Diversität und Weltoffenheit". Menschen aus über 135 Nationen, mit verschiedenen Religionen und Weltanschauungen studieren, lehren und forschen am Standort Erlangen-Nürnberg. Das solle auch so bleiben.

Dennoch sei das Thema Antisemitismus vor dem Hintergrund des Gaza-Krieges auch an der FAU unweigerlich in den Vordergrund gerückt. In Gesprächen mit jüdischen Mitarbeitenden und Studierenden sei deutlich geworden, dass ihr "Sicherheitsgefühl zum Teil beeinträchtigt ist". Seit dem 7. Oktober 2023 seien vier Fälle aus dem Umfeld der Universität bekannt geworden, zu denen von Privatpersonen Anzeige erstattet wurde. "Dabei handelt es sich um schriftliche Formen der hetzerischen Verleumdung und Holocaustverharmlosung", wie es in einem Antwortschreiben der Universität auf Anfrage heißt. Hinzu komme eine mittlere zweistellige Zahl an E-Mails "mit teils israelbezogenen antisemitischen Äußerungen. Direkte verbale oder tätliche Übergriffe gab es nach unserem Kenntnisstand bisher nicht."

Die Hochschule versuche, "Gesprächskanäle zu verschiedenen Seiten" stets offenzuhalten. Es sei wichtig, "Themen wie Antisemitismus auch wissenschaftlich zu begleiten", eine "Plattform für den Diskurs" zu sein, einzuordnen und zu helfen. Man setze sich dafür ein, dass auch "niederschwellige antisemitische Verdachtsmomente" nachverfolgt werden. "Die FAU stellt sich gegen jede Art von Antisemitismus, verurteilt jede Art von Diskriminierung und duldet diese nicht", heißt es.

Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Im deutschlandweiten Vergleich kann man sich in Würzburg offenbar glücklich schätzen. "Uns sind keine Vorfälle von Antisemitismus an der JMU bekannt; offizielle Meldungen solcher Vorfälle hat es in jüngster Zeit nicht gegeben", lautet die Antwort. Bislang habe es keinen Bedarf für konkrete Maßnahmen gegeben.

Wie auch Bamberg und Erlangen plädiert die Universität Würzburg für "Verantwortung, eine vielfältige und chancengerechte Hochschulkultur in allen Bereichen" und klare Kante gegen Diskriminierung. "Forschung und Lehre sehen wir stets in Verantwortung gegenüber den Belangen der Gesellschaft und ihren ethischen Werten." Hinzu kämen Lehrveranstaltungen, Workshops "sowie andere Formen des Wissenstransfers", welche die Themen Antisemitismus und Antisemitismusprävention aufgreifen.

An der Universität gebe es darüber hinaus speziell zwei Einrichtungen, die sich mit dem Thema Antisemitismus befassen. Zum einen das "Center of Critical Education on Antisemitism", hier werde für angehende Lehrkräfte "ein deutschlandweit einmaliger" Zusatzstudiengang "Zertifikat der Antisemitismuskritischen Bildung für Unterricht und Schule" angeboten. Und der neu eingerichtete Lehrstuhl für Jüdische Studien.

Wenig Vorfälle an der Universität Bayreuth bekannt

Im Rahmen einer Veranstaltung „Palestine: A Universal Call To Freedom“ vom 8.2.2024 der Hochschulgruppe „The Olive Branch“ ist es laut Universitätssprecherin Anja-Maria Meister zu israelkritischen Äußerungen gekommen. Die Staatsanwaltschaft habe Vorermittlungen geführt, aber keine Hinweise auf Straftaten erkannt. Darüber hinaus ist, seien der Uni keine weiteren antisemitischen Vorfälle an der Universität bekannt.

Man ergreife zudem Maßnahmen zur Sicherheit jüdischer Studentinnen und Studenten, heißt es in dem Schreiben: "Wir sorgen dafür, dass Veranstaltungen in dem Kontext sowohl von der beauftragten Security Firma als auch von der Polizei zur Kenntnis genommen und gesichert werden." Zudem stellt die Universitätssprecherin klar, dass Antisemitismus auf dem Campus nicht geduldet werde. "Wir sind eine weltoffene Universität, die sich klar gegen Antisemitismus, Diskriminierung und Extremismus positioniert und gleichzeitig dezidiert für Wissenschaftsfreiheit und freien Meinungsaustausch einsetzt."

Daher wähle man Veranstaltungen dieser Art auch im Vorfeld sorgfältig aus und habe stets ein offenes Auge für problematische Äußerungen, die man gegebenenfalls auch zur Anzeige bringt. Sollten Studenten durch strafrechtliche relevante Äußerungen auffallen, sei im Extremfall auch eine Exmatrikulation, also der Ausschluss vom Studium nicht ausgeschlossen - dies sei aber noch nicht vorgekommen.