Babyleichen in Wallenfels: Mutter gesteht Tötung

15.11.2015, 15:41 Uhr

Deshalb sei gegen die 45-Jährige Haftbefehl ergangen. In einem Anwesen in der Kleinstadt Wallenfels in Oberfranken hatte die Polizei die sterblichen Überreste von mindestens acht Babys gefunden.

Am Freitagabend wurde die Frau als mutmaßliche Mutter der Kinder festgenommen – sie hatte sich in einer Pension im 15 Kilometer entfernten Kronach aufgehalten und galt als tatverdächtig. Die Frau habe am Samstag eingeräumt, einige Säuglinge lebend geboren und anschließend getötet zu haben, sagte eine Polizeisprecherin.

Auch gegen den Ehemann, von dem sich die 45-Jährige erst vor kurzem getrennt hatte, bestehe ein "gewisser Tatverdacht", erläuterte Sprecherin weiter. Er sei vernommen worden, aber derzeit auf freiem Fuß. Unbestätigten Medienberichten zufolge hatte das Paar sowohl mit gemeinsamen Kindern als auch mit Kindern aus früheren Beziehungen jahrelang in Wallenfels gelebt.

Die Frau hatte bis vor einigen Wochen in dem Haus gewohnt, sich dann Medienberichten zufolge aber von ihrem Partner getrennt. Offen ist nach wie vor, wann die Kinder starben. Die Leichen wurden zur Obduktion nach Erlangen gebracht, ein Ergebnis der Untersuchungen wird erst Anfang der Woche erwartet.

Mord in sieben Fällen vorgeworfen

Die Staatsanwaltschaft wirft der Frau Mord in sieben Fällen vor. Das spiegele den derzeitigen Ermittlungsstand wider, sagte die Sprecherin. Unklar ist noch, ob man der Frau auch den achten Fall zur Last legen kann.

Die Kriminalpsychologin Monika Frommel vermutet einen Fall verleugneter Schwangerschaften. Psychiatrisch gestörte Frauen, die ihre Schwangerschaft nicht wahrhaben wollten, gebe es in allen Schichten der Gesellschaft, sagte die ehemalige Direktorin des Instituts für Sanktionenrecht und Kriminologie an der Universität Kiel.

Trauer und Fassungslosigkeit in Wallenfels

In Wallenfels herrschte auch am Sonntag Trauer und Fassungslosigkeit. Erst seien die Menschen im Ort durch die toten Säuglinge aufgewühlt worden, dann sei es in Paris zu den schrecklichen Terrorakten gekommen, sagte Bürgermeister Jens Korn (CSU) bei einer Ansprache zum Volkstrauertag. «Viele haben das Gefühl, ihre Welt ist völlig aus den Fugen geraten», sagte er bei der Zeremonie, die Kirche, Vereine und Kommune traditionell gemeinsam veranstalten. Er hoffe dennoch, dass durch all die Trauer in Wallenfels auch etwas Positives entstehe: «Dass wir noch enger zusammenrücken und dass wir noch mehr aufeinander achtgeben.»

Um Kindstötungen zu vermeiden, müssten Nachbarn und Freunde aus Sicht des Münchner Psychologen Klaus Neumann noch mehr aufeinander achten. «Das Umfeld der Frau ist nicht geeignet gewesen, um das zu verhindern», sagte er. «Das ist ein psychisches Schicksal, das sehr, sehr schlimm ist.» Die Frau habe offenbar niemanden gehabt, dem sie sich in dieser Situation habe anvertrauen können. Neumanns Schlussfolgerung: «Wir müssen mehr aufeinander achtgeben, miteinander reden und Möglichkeiten schaffen, solche Konfliktsituationen zu vermeiden.»

Dieser Artikel wurde am Samstag, 15. November, aktualisiert.