Bamberger Konversion: Wie geht es weiter?

1.9.2016, 18:14 Uhr
Im September ist das Aus- und Fortbildungszentrum der Bundespolizei in den ehemaligen Warner Barracks eingezogen.

© Stadt Bamberg Im September ist das Aus- und Fortbildungszentrum der Bundespolizei in den ehemaligen Warner Barracks eingezogen.

Das Gelände der US-Kaserne ist riesig: 450 Hektar umfasst es insgesamt. Mit dem Abzug der Amerikaner im Herbst 2014 hatte die Stadt Bamberg erklärt, das gesamte Gelände vom Besitzer, dem Bund, erwerben zu wollen, um dringend benötigten Wohnraum in Bamberg zu schaffen. Doch der gewaltige Flüchtlingsstrom und andere Interessen von Bund und Freistaat ließen den ursprünglichen Plan nicht zu.

Asylunterkunft im Bamberger Osten

Stattdessen wurde im Osten Bambergs, in der Birkenallee, eine "Ankunfts- und Rückführungseinrichtung" (ARE) für Balkan-Flüchtlinge errichtet. Diese sollte maximal zehn Jahre Bestand haben, für maximal 4500 Personen ausgerichtet sein und mit Mitarbeitern des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) direkt vor Ort zu einer schnelleren Bearbeitung der Asylanträge führen.

Im April 2016 hatte der Standort Bamberg weitere Funktionen erhalten: Es ist nun zum einen die reguläre Aufnahmeeinrichtung für Oberfranken, was bedeutet, dass die Asylsuchenden aufgenommen, registriert und anschließend innerhalb des oberfränkischen Regierungsbezirks in andere Kommunen verteilt werden. Zusätzlich erfüllt Bamberg die Funktion einer "Besonderen Aufnahmeeinrichtung". Dort werden wie bisher in der ARE Personen mit geringer Bleibewahrscheinlichkeit untergebracht und im Falle einer negativen Entscheidung direkt aus der Bamberger Einrichtung abgeschoben.

Neu ist, dass Bamberg ein "Ankunftszentrum" werden soll. Das könnte bedeuten, dass in der Einrichtung in der Birkenallee auch Asylbewerber aus verschiedenen Herkunftsländern das Verfahren beim BAMF durchlaufen und bei Bewilligung des Antrags weiterverteilt werden. "Die Gespräche mit dem BAMF zur genauen Ausgestaltung dauern noch an", so Oliver Hempfling, Pressesprecher der Regierung von Oberfranken.

Die großen Fraktionen im Bamberger Stadtrat, SPD und CSU, sehen diese Entwicklung kritisch. Sie befürchten, dass der Bund weitreichende Entscheidungen treffen könnte, die das Stadtbild des Bamberger Ostens stark verändern könnten und fordern mehr Mitspracherecht. Ob die Zusagen von Maximalbelegung und -dauer der Einrichtung eingehalten werden, könnte ebenfalls von künftigen Entscheidungen des BAMF abhängen.

Einzug der Bundespolizei

Im Februar 2016 wurde bekannt, dass die Bundespolizei ein Aus- und Fortbildungszentrum in der Bamberger Kaserne einrichten würde. Große Teile der Konversionsfläche, östlich des Berliner Rings in den ehemaligen Warner Barracks, werde der Bund mit einem hohen Millionenbeitrag sanieren, sodass die größte Polizeiakademie mit 2200 auszubildenden Polizisten und 500 neuen Arbeitsplätzen entstehen kann. Offizieller Einzug war in der ersten Septemberwoche.

Trotz eines "Riesengewinns für Bamberg", wie es Oberbürgermeister Andreas Starke nennt, bedeutet das gleichzeitig weniger Fläche für die Stadt und weniger Wohnraum. Es gehe nun darum, Bambergs Ideen zur Konversion und zur Stadtentwicklung zunächst auf dem verbleibenden Teil der Lagarde-Kaserne in der Weißenburgstraße zu verwirklichen. Dort sollen neue Wohnquartiere, das Digitale Gründerzentrum, Dienstleistungsangebote, Kultur- und Kreativquartier, IT-Quartier sowie ein Anwenderzentrum für die Gesundheitsmedizin entstehen.

Wohnraum auf Gelände der Lagarde-Kaserne

Den Weg, zumindest dafür, sieht Starke geebnet: "Wir setzen auf eine konstruktive Zusammenarbeit mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) zur Erstellung eines Wertgutachtens, damit noch in diesem Jahr ein Kaufvertragsentwurf auf dem Tisch liegt."

Planungen für Lagarde-Campus.

Planungen für Lagarde-Campus. © Stadt Bamberg

Wer sich schon auf eine neue Wohnung auf dem Lagarde-Gelände gefreut hat, muss jedoch enttäuscht werden. Die Stadt Bamberg rechnet mit einem Entwicklungshorizont der gesamten rund 17 Hektar großen Fläche von bis zu zwölf Jahren nach Ankauf. Geschuldet ist dieser lange Zeitraum den aufwendigen Abbrüchen und dem kompletten Neuaufbau der technischen Infrastruktur im Boden wie Gas, Wasser, Kanal und Medien.

"Ein weiterer Teil der Lagarde-Fläche, rund 4,5 Hektar, verbleibt leider nach aktuellem Stand noch für rund drei Jahre bei der Bundespolizei, ehe wir auch diese Flächen ankaufen können", erklärt die Pressesprecherin der Stadt Bamberg, Andrea Grodel.

Bisher hat die Stadt unter anderem nur das ehemalige Kreiswehrersatzamt am ZOB und die Wohngebäude der Pines Housing Area erworben und bis es ernst wird und die ersten Bagger anrollen, werden noch einige Jahre vergehen.

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