"Herman the German" räumt bei 26. Kurzfilmtagen ab

1.2.2016, 17:55 Uhr

© Bamberger Kurzfilmtage

Herman (Gustav Peter Wöhler) erscheint als der durchschnittlichste Otto-Normalbürger, den ein Film inszenieren kann. Weniger standardmäßig ist dagegen sein Beruf: Herman ist Bombenexperte. Doch mit der Entschärfung des 500. Exemplars und einem Foto des findigen Klatschreporters ändert sich alles: Herman hat fortan kein Gefühl mehr für Angst – da drohen explosive Konsequenzen in seiner Karriere. Fortan macht er sich unter den endlosen Ratschlägen einer emsigen Ärztin (Anke Engelke) auf die Suche nach dieser verlorenen Empfindung.

"Bernd" gewinnt den Wettbewerb Regionalfilm

Der Humor wird dabei augenzwinkernd präsentiert. Immer wieder werden kleine Szenen eingeschnitten, welche die Taten und Fantasien des Protagonisten zeigen. Er kostet eine kunstvoll animierte, vielstöckige „Schnitzeltorte“ und testet sich beispielsweise auf "Chorophobie", die Angst vor dem Tanzen. Der Sound beeindruckt bisweilen mit Orchesterklängen und muss den Vergleich mit großen Kinoproduktionen nicht scheuen. Gleichsam wird die Situationskomik vieler Momente durch verspielte musikalische Elemente unterstützt. Das Gesamtpaket aus Schnitt, Tonarbeit und Humor überzeugte sowohl die Jugendury als auch das Publikum und wurde mit zwei schokoladigen "Goldenen Reitern" in der Neuinterpretation von Adelbert Heil belohnt.

© Maximilian Hetzelein

© Maximilian Hetzelein

Den regionalen Filmpreis in der Kategorie "Oberfranken dreht auf" sicherte sich das Künstlerkollektiv Inge mit einem 14-minütigen Kurzfilm über den in Bamberg seit mehreren Dekaden tätigen Künstler Bernd Wagenhäuser. Es zeigt ihn beim Metall fräsen und bohren, anderseits auch bei einem Gläschen Wein oder dem Fahrradfahren. "Obwohl ihr selbst Künstler seid, habt ihr es geschafft total zuzuhören und ein sehr einfühlsames Porträt von Bernd zu machen, das hat für mich sein Werk total bereichert", adressierte Eva Nüßlein lobende Worte an die Gewinner.

Der Aufgalopp der Preisverleihung, welcher unter anderem Staatsministerin Melanie Huml und Bambergs dritter Bürgermeister Wolfgang Metzner beiwohnten, fand unter den zahlreichen Kinobegeisterten im bestens gefüllten Luli-Saal statt. Am Samstagabend prämierte die Fachjury bestehend aus Gerhard Wissner, Julia Ocker und Jörn Glasenapp folgende Kurzfilme: "One Million Steps" (Bester Animations-/Experimentalfilm), "Ausfahrt Hagen-West" (Bester Dokumentarfilm), "Frank Petzke rettet die Deutsche Bahn" (Bester Spielfilm). "Als Mama schlief" überzeugte als bester Kinderfilm den Jurorennachwuchs um Sarah, Emma, Linus und Paula.

Koordinator Volker Traumann dankte allen Sponsoren und insbesondere den fleißigen Helfern, die zum Gelingen der Festivalwoche beitrugen. Erstmals im "Team Technik" mit dabei war Giulia Lay (24): "Es war eine besondere Erfahrung, sich um die Dinge zu kümmern, die man als Kinogänger nicht bewusst wahrnimmt...Wann geht das Licht an oder aus, stimmt der Ton und das Bild? Man versucht ein bestmögliches Kinoerlebnis zu schaffen und ich hoffe, dass uns das trotz kleinerer Pannen gelungen ist."

Insgesamt blickt Bamberg auf unterhaltsame und bereichernde 26. Kurzfilmtage zurück. Gerade die Vielfalt der Filmrollen wusste zu überzeugen. Zuvor hatte das Organisationsteam nach eigenen Angaben aus über 600 Beiträgen mehr als 120 zur Darbietung ausgesucht. Wer die Zeit zwischen zwei Vorstellungen zu überbrücken suchte, war im zentralen Kurzfilmclub bestens aufgehoben. Die wohl am weitesten gereisten Teilnehmer stellte eine Delegation Prager Filmstudenten, deren Werke im Special "Best of FAMU" begutachtet werden durften.

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