Patientinnen missbraucht? Bamberger Arzt vor Gericht

7.4.2015, 12:24 Uhr
Zwölf Frauen sollen von einem Mediziner des Bamberger Klinikums sexuell missbraucht worden sein. Nun steht er vor Gericht.

© dpa Zwölf Frauen sollen von einem Mediziner des Bamberger Klinikums sexuell missbraucht worden sein. Nun steht er vor Gericht.

Die Fallhöhe ist enorm: Im vergangenen Sommer wurde der 49-jährige Facharzt für Gefäßchirurgie vom Magazin Focus in einem Ärzte-Ranking noch als einer von Deutschlands Topmedizinern gefeiert - nun sitzt er als mutmaßlicher Sexualstraftäter vor dem Landgericht Bamberg. Er muss, sollten sich die Anklagevorwürfe als wahr erweisen, mit einer mehrjährigen Gefängnisstrafe und Berufsverbot rechnen.

Der 49 Jahre alte Gefäßchirurg soll ab dem Jahr 2008 bis zum Bekanntwerden der Vorgänge im Juli vergangenen Jahres zehn Patientinnen und zwei Mitarbeiterinnen unter dem Vorwand von Untersuchungen gegen ihren Willen betäubt und dann sexuell missbraucht haben.

Eine Stunde lang verliest Staatsanwalt Bend Lieb, was der Angeklagte zehn Patientinnen, zwei Mitarbeiterinnen und der 18-jährigen Patentochter seiner Ehefrau angetan haben soll.

Außerdem soll Mediziner Heinz W. die Übergriffe, die er unter anderem mit Hilfe von Sexspielzeug durchgeführt haben soll, mit einer Videokamera gefilmt haben.

Während die Anklage verlesen wird, flüstert der Angeklagte - er lässt sich gleich von drei Rechtsanwälten vertreten - immer wieder mit einem seiner Verteidiger. Die Verteidigung hofft trotz der wuchtigen Vorwürfe der Anklagebehörde und der Vorverurteilung durch die Öffentlichkeit auf ein faires Verfahren.

Derzeit sei das Verfahren regelrecht "kontaminiert", doch der Angeklagte werde sich zu allen Vorwürfen äußern. Er habe rein medizinisch und mit Blick auf die Forschung auf seinem Spezialgebiet gehandelt - auch wenn die Untersuchungsmethoden am medizinischen Laien ungewöhnlich und seltsam erscheinen mögen.

Angeklagter trägt Werdegang vor

Nach der Verlesung der Anklage trägt der 49-Jährige seinen Lebenslauf vor. Der Sohn eines Richters erklärt, dass seine Ehe zu einer Ärztin zwar belastet, aber nicht zerrüttet sei. Diese persönlichen Angaben fasst er sehr knapp, danach referiert er fast eine Stunde seinen fachlichen Werdegang als Mediziner und wird dabei so ausschweifend in den medizinischen Details, dass der Vorsitzende Richter Manfred Schmidt anmerkt, "weniger sei oft mehr". Im Übrigen, so der Richter, bitte er um Verständlichkeit, er verstehe sonst "nur Bahnhof".

Der Angeklagte kündigt indes an, sich zum nächsten Verhandlungstag zu jedem Vorwurf umfassend aus medizinischer Sicht zu äußern. Er träume sogar davon, sagt er, im Prozess mit Hilfe einer medizinischen Puppe seine Behandlungen zu erläutern.

 

 

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