Verwirrung in Bamberg: Findet die Sandkerwa doch statt?

5.5.2017, 07:55 Uhr
Nachdem sie die Meldung von der Absage der Sandkerwa lanciert hatten, sind die Spitze des Bürgervereins und die Geschäftsführung der angeschlossenen Sandkerwa Veranstaltungs GmbH auf Tauchstation gegangen

© Marcus Führer, dpa Nachdem sie die Meldung von der Absage der Sandkerwa lanciert hatten, sind die Spitze des Bürgervereins und die Geschäftsführung der angeschlossenen Sandkerwa Veranstaltungs GmbH auf Tauchstation gegangen

So zeigte sich Starke völlig überrascht von der Entscheidung des für die Organisation verantwortlichen Bürgervereins Distrikt 4 und der Sandkerwa Veranstaltungs GmbH. Im Vorfeld habe es dafür "keinerlei Anzeichen" gegeben, teilte er via Twitter und Facebook mit, nachdem die Nachricht von der Absage für viel Aufregung und Gesprächsstoff bei Bambergs Bürgern gesorgt hatte.

Am Tag nachdem die Entscheidung des Bürgervereins publik geworden war, kündigte das Stadtoberhaupt dann an: "Es ist mein erklärtes Ziel: Wir werden nicht tatenlos zusehen, sondern alles unternehmen, um die Sandkerwa 2017 zu retten." Der Vorstand des Bürgervereins nahm Starkes Gesprächsangebot jedoch nicht an und will bei einer Pressekonferenz seine Gründe für die Absage näher erläutern. Die allerdings findet erst drei Tage nach der Versendung der Rundmail statt, mit der die Ausrichter die Standbetreiber von der Absage informiert hatten.

Der kurze Hinweis des Bürgervereins auf die "aktuelle Sicherheitslage" hatte vor allem in den sozialen Netzwerken für Spekulationen gesorgt, ob die Gefahr eines terroristischen Anschlags der Auslöser für die Absage ist. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte allerdings am Donnerstag, es seien von der Polizei keine zusätzlichen Anforderungen an die Sandkerwa gestellt worden. "Und es gibt auch hinsichtlich der Sicherheitslage in Bamberg keine besonderen Probleme aus Sicht der Polizei." Die bisherigen Besprechungen mit den Veranstaltern und der Polizei seien völlig problemlos verlaufen. "Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass im Bereich der Sicherheit Gründe für diese Absage vorliegen", erklärte Herrmann.

Allerdings sind die seit der tödlichen Tragödie bei der Loveparade in Duisburg 2010 merklich strengeren Sicherheitsauflagen bei Großveranstaltungen inzwischen eine große Hürde für Festveranstalter. Die damit verbundenen Mehrkosten können viele ehrenamtliche Organisatoren nicht mehr schultern.

Nachdem sie die Meldung von der Absage lanciert hatten, sind die Spitze des Bürgervereins und die Geschäftsführung der angeschlossenen Sandkerwa Veranstaltungs GmbH auf Tauchstation gegangen. In der Geschäftsstelle lief am Tag danach der Anrufbeantworter und meldete, dass das Büro aus Krankheitsgründen zurzeit nicht besetzt sei.

+++ Warum hinter der Sandkerwa-Absage Kalkül steckt - ein Kommentar +++

Im Bamberger Rathaus rätselt man nun über mögliche weitere Motive für die Absage und vor allem über die Art und Weise der Kommunikation. "Wenn der Bürgerverein größtmögliche Aufmerksamkeit generieren wollte, dann hat er dieses Ziel auf alle Fälle erreicht", sagt Stadtsprecherin Ulrike Siebenhaar. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht von der Absage in der Stadt, und in den sozialen Netzwerken und den Kommentarspalten der regionalen Nachrichtenportale spekulieren zahlreiche User über die Gründe.

Besonders ratlos ist Bambergs Stadtspitze angesichts der eingangs erwähnten Formulierung "aktuelle Sicherheitslage" in der kurzen Mail. „Es gibt keinerlei Anzeichen für eine aktuelle Bedrohung“, betont Siebenhaar und ärgert sich darüber, wie diese Formulierung von manchen Kommentatoren bereits für fremdenfeindliche Propaganda instrumentalisiert wurde. So schimpfte der erste Anrufer, den die Stadtsprecherin am Morgen nach der Absage am Hörer hatte, über die Flüchtlingspolitik von Angela Merkel und die seiner Ansicht nach fatalen Folgen für Deutschlands innere Sicherheit.

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