Blitz-Marathon: Mit 175 km/h unterwegs

11.10.2013, 16:48 Uhr
Die Aktion Blitzer-Marathon zeigte ihre Wirkung: In Franken wurden nur wenige Autofahrer geblitzt.

© Eduard Weigert Die Aktion Blitzer-Marathon zeigte ihre Wirkung: In Franken wurden nur wenige Autofahrer geblitzt.

Regenfälle und lange Vorankündigung sorgten vermutlich dafür, dass kaum Raser geblitzt wurden. Das sei aber auch nicht Sinn der Aktion gewesen, teilte die Polizei Mittelfranken in einer ersten Stellungnahme mit. Ziel sei es gewesen, die Autofahrer zum Langsamfahren zu bewegen. Das wurde in Franken erreicht, was eine Durchlaufquote von unter 1,3 Prozent beweist. Die Quote ergibt sich aus der Zahl der Fahrer, die die Messtellen passierten, und den Fahrzeugen, die tatsächlich geblitzt worden sind.

99 Prozent der Autofahrer kamen durch die Kontrollen ohne geblitzt zu werden, hieß es am Freitag. Bei über 50.300 durchfahrenden und kontrollierten Fahrzeugen kam es lediglich zu 181 Verkehrsordnungswidrigkeitenanzeigen und 523 Verwarnungen.

So brav sich die meisten Autofahrer an die Geschwindigkeit hielten, so sehr schlug manch einer über die Stränge: In Höchstadt wurde ein Autofahrer in einer 50er-Zone mit 102 Stundenkilometern geblitzt. Im Raum Gunzenhausen wurde in einer 100er-Zone ein Fahrer mit 153 Stundenkilometern gemessen.

In Herzogenaurach führte die Polizei an vier Stellen ihre Messungen durch. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Nur eine Frau musste mit 30 Euro verwarnt werden.

In Fürth Stadt und Landkreis wurde gestern nur an einzelnen Stellen kontrolliert, unter anderem in der Poppenreuther Straße, an der Südwesttangente und in Wilhermsdorf. Wie Jürgen Eck, Leiter der Verkehrspolizei, sagte, wolle man an den im Internet angegebenen Messstellen „mindestens einmal im Laufe der nächsten Tage“ ein Auge auf die Geschwindigkeit der Autofahrer haben - keineswegs jedoch sei vorgesehen gewesen, überall schon am Donnerstag präsent zu sein. Dafür reichten schlichtweg die Geräte und das Personal nicht aus.

Auch in Bad Windsheim waren die Beamten im Einsatz. Mit dem Laser-Handmessgerät wurden fünf Verstöße festgestellt. Auf die Fahrer kommt ein Bußgeld zu.

Im Bereich Bamberg waren 87 Verkehrsteilnehmer  zu schnell unterwegs: 73 Personen kamen mit einem Verwarnungsgeld davon ,14 Personen müssen mit einem Bußgeld rechnen. In einem Fall wird ein Fahrverbot verhängt.

Der Blitzer-Marathon in ganz Bayern

Im Freistaat hat die Polizei binnen 24 Stunden rund 6700 Autofahrer erwischt. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) wertete die Aktion am Freitag als vollen Erfolg. „Damit sind wir unserem Ziel ein gutes Stück näher gekommen, dass auf Bayerns Straßen langsamer und damit sicherer gefahren wird“, sagte er. „Dass 2012 allein in Bayern 215 Menschen ihr Leben wegen überhöhter Geschwindigkeit verloren haben, sollte jeden wachrütteln.“

In Bayern wurde das Tempo von gut 270.000 Fahrzeuge gemessen. Dabei zeigte auch hier die öffentliche Ankündigung Wirkung: Mit 1,6 Prozent habe die Quote der Autofahrer, die hier zu schnell unterwegs waren, unter dem Durchschnitt sonstiger Tempokontrollen von rund drei Prozent gelegen. Da Laser-Messungen die Zahl der vorbeifahrenden Autos nicht erfassen, wurden die dabei gestoppten Fahrer nicht mitgerechnet.

Die schlimmsten Raser waren trotz der Ankündigung doppelt so schnell unterwegs wie erlaubt. Einen Negativ-Rekord meldeten die Beamten aus Oberfranken: Im Landkreis Hof war ein Fahrer auf der Bundesstraße 173 mit 193 Stundenkilometern anstatt der erlaubten 100 unterwegs. „Das ist absolut unverantwortlich und rücksichtslos“, kommentierte Herrmann das Verhalten des Rasers. „1200 Euro Geldbuße, vier Punkte in Flensburg und drei Monate Fahrverbot sind ein hoffentlich nachhaltiger Denkzettel für die Zukunft.“

Aktion endet erst am 17. Oktober

Die Blitzaktion dauert in Bayern - anders als in den anderen Ländern - noch bis zum 17. Oktober. An insgesamt 1500 Messstellen sind rund 2200 Beamte eingesetzt. Schwerpunkt sind die Landstraßen. Durch längeren Kontrollzeitraum erhofft sich Herrmann eine nachhaltigere Wirkung auf die Autofahrer. „Denn schon wenige Stundenkilometer zu schnell können im Ernstfall den Tod oder schwere Verletzungen bedeuten.“

Der Automobilclub ACE befürwortete die Blitzer-Aktion grundsätzlich, forderte aber, die Bußgelder nicht zum Stopfen von Haushaltslöchern, sondern für die Verkehrssicherheitsarbeit zu verwenden. Der Verein „Mobil in Deutschland“ hingegen stand der Aktion kritisch gegenüber: Das einzige Ziel des „Blitz-Marathons“ sei es, die Staatskasse zu füllen. Der ADAC betonte aber, solche Aktionen seien wichtig, um die Zahl der Verkehrstoten weiter zu senken.

In der Verkehrskontroll-Woche werden auch verstärkt die Radfahrer in Nürnberg kontrolliert.

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