Baiersdorfer SV: "Lieber seelenlos, dafür noch da"

3.10.2018, 15:00 Uhr
Darum geht es: die Gaststätte des Baiersdorfer SV.

Darum geht es: die Gaststätte des Baiersdorfer SV.

Herr Bövers, hat Sie die Entscheidung von Roland Lahme, sein Amt niederzulegen, überrascht?

Wir waren beide überrascht von den Ereignissen am Freitagabend, von der Polemik, die die Diskussion bestimmt hat. Eine Entscheidung war nicht mehr möglich. Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass es sich nur um eine formale Abstimmung handelt. 2016 haben wir das Grundsatzprogramm zu "BSVit" schon vorgestellt und die Mitglieder haben zugestimmt. Die Ergebnisse von Freitag sind für mich nicht akzeptabel.

Die Mitglieder haben so entschieden, beziehungsweise die Entscheidung vertagt.

Vom Vorfeld der Mitgliederversammlung wurde bereits über die Schließung diskutiert, dass die Wirtschaft erhalten bleiben soll. Es herrschte die Meinung: "Ein Sportheim ohne Wirtschaft geht nicht". Ich habe festgestellt, dass diese Kommentierungen überwiegend von Leuten kamen, die in den letzten Monaten und Jahren nie bis selten in die Gastwirtschaft eingekehrt sind.

Können Sie Herr Lahmes Schritt nachvollziehen?

Ja. Ich habe die gleiche Situation 2012 schon erlebt, da ist der ganze Vorstand zurückgetreten. Wir brauchen Einnahmen, der Verein ist nach der Insolvenz noch nicht über den Berg. Wir wollten nächstes Jahr zum ersten Mal wieder schwarze Zahlen schreiben. Wenn die Gastwirtschaft saniert wird, ist dieses Ziel nicht erreichbar. Der Hauptverein muss einfach mehr Einnahmen generieren, was letztendlich auch heißen könnte — was wir alle nicht wollen —, dass zum Beispiel der Grundbeitrag nochmals angehoben werden müsste.

Verstehen Sie die Argumente, die für eine Vereinsgaststätte sprechen?

Ich verstehe die Mitglieder nicht. Wie Roland Lahme gesagt hat: Wir als Verein sind mehr und mehr Dienstleister. Der Turnverein 1848 hat die Zeichen der Zeit erkannt.

Am Freitag nannte jemand den TV "seelenlos".

Lieber seelenlos, dafür noch da.

Haben Sie überlegt hinzuwerfen?

Ja, das habe ich. Doch dann wäre der Verein nicht mehr lebensfähig. Ich bin seit 2003 Mitglied, seit 2005 Finanzvorstand. Ich habe viele schlaflose Nächte für den Verein verbracht, gerade in der Zeit der Insolvenzprüfung. Manche Abteilungen haben keine finanziellen Sorgen. Die bekommen nicht mit, dass dem Gesamtverein Geld fehlt. Ich habe so viel Zeit in den Verein investiert. Das soll nicht umsonst gewesen sein.

Im März wird der Vorstand neu gewählt. Treten Sie wieder an?

Muss den Streit um die BSV-Gaststätte moderieren: Jürgen Bövers.

Muss den Streit um die BSV-Gaststätte moderieren: Jürgen Bövers.

Es wird interessant, wer sich für die Wahlen zu den einzelnen Positionen des Vorstandes zur Verfügung stellt. Eins ist klar: Alleine mache ich nicht weiter. Insbesondere wenn die Gastwirtschaft in ihrem ursprünglichen Zustand, möglicherweise saniert, dem Verein erhalten bleibt.

Bis März bleiben Sie dabei?

Bis dahin mache ich wie gewohnt weiter, bringe auch die Neuausrichtung des Vereins weiter voran. Das gesamte Kursprogramm läuft wie gewohnt weiter, wird sogar erweitert. Solange ich dabei bin, gibt es keine Einschnitte. Zwei Arbeitsgruppen befassen sich mit einer Lösung für die Gaststätte. Mit einer habe ich schon diskutiert, da geht es darum, im Nebenraum mit einer kleinen Theke eine Art Bistro zu schaffen. Das wäre klasse. Klar ist: Wenn die Großküche einmal weg ist, wird es keine Gastwirtschaft mehr geben. Ich sage: Wenn sie bleibt, haben wir ein Problem.

Wann fällt eine Entscheidung?

Im November könnten wir vielleicht schon eine weitere außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen und dann auch etwas beschließen. Es kann aber nur eine Lösung geben, bei der eine optimale Generierung der Mehreinnahmen möglich ist.

Herr Bövers, haben Sie Angst um Ihren Verein?

Wenn im März keine vernünftige Vorstandsbesetzung gefunden wird, ja. Dann wäre der Schritt zum Amtsgericht Fürth zu gehen und einen Notvorstand zu beantragen. Dies wäre aus meiner Sicht der schlimmste Schritt. Dies darf nicht passieren.

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