Bus-Verkehr in Erlangen: Ja, wo fahren sie denn?

13.6.2015, 19:00 Uhr
Bus-Verkehr in Erlangen: Ja, wo fahren sie denn?

© Klaus-Dieter Schreiter

Das neue Buskonzept ist ein wesentlicher Bestandteil des neuen Verkehrsentwicklungsplans (VEP) für Erlangen, der die Entwicklung aller Verkehrsarten – vom Fußgänger bis zum späteren Nutzer einer Stadt-Umland-Bahn – bis weit in das neue Jahrhundert hinein prognostizieren und gestalten will. Allein zur Neuformulierung des künftigen Bussystems werden dann dreijährige Vorarbeiten gemacht sein – Vorarbeiten, in denen die Bürgerbeteiligung eine große Rolle spielt(e).

Eine solcher Beteiligungsworkshop widmete sich dieser Tage zwei Bus-Nutzungsarten, die in ihrem Umfang leicht unterschätzt werden: dem Freizeit- und Versorgungsverkehr. Während nämlich der tägliche Busverkehr „nur“ 33 Prozent Pendler zur Arbeit und Schüler und Studierende zu ihren Bildungsstätten bringt, machen Erledigungen vom Einkauf bis zum Behördenbesuch zwei Drittel aller täglichen Busfahrten aus. Und am Abend sowie an den Wochenenden kommt noch der Freizeitverkehr hinzu, der besondere Anforderungen an die Verfügbarkeit später Buseinsatzzeiten stellt.

Solche „Nutzerkonsultationen“ hat das Stadtplanungsamt bereits mehrfach durchgeführt, zudem wurde auf einer ersten Bürgerversammlung das Projekt Verkehrsentwicklungsplan insgesamt vorgestellt.

Aktive Bürgerteilnahme

Seit 2013 versuchen die Verkehrsplaner im städtischen Planungsreferat unter dem Motto „Busse und Bahnen . . . wo müssen wir ran?“ von den Bürgern — also den Bus-Nutzern — Hinweise zu bekommen, wie das bestehende Busangebot verbessert, die Buslinien sinnfälliger gestaltet und die Verknüpfungen (also das Umsteigen) verbessert werden können. Durch die aktive Bürgerteilnahme sollen Wünsche und Anregungen in das künftige Verkehrskonzept einfließen – Grundlage bleiben aber handfeste Daten über die tatsächlichen Fahrgastströme und -potenziale.

Ein von der Stadtplanung beauftragtes Gutachter-Team, ein erfahrenes Büro aus Berlin, wird in der nächsten Bürgerversammlung eine wahrscheinliche Netzkonzeption vorstellen und dabei Chancen, aber auch Grenzen aufzeigen, wenn es um den Wunsch nach einem Busnetz „aus einem Guss“ geht. Das nämlich wurde in allen bisherigen Sitzungen deutlich: allen Wünschen recht getan ist eine Kunst, die niemand kann.

Der Wunsch nach der Quadratur des Kreises – also Schnelligkeit, Umsteigefreiheit, gute Verknüpfung, leicht merkbarer Taktverkehr und ausreichende Taktfolge – wird sich auch in Erlangen nicht erfüllen lassen. So viel wollen die Gutachter aus Berlin aber schon erreichen: durch neue Linien-Typen, sogenannte Tangential- und Durchmesser-Linien sollen Ziele schneller und bequemer erreichbar werden, sollen Umstiege vermieden werden, soll das Busaufkommen im Stadtzentrum verringert werden. Allein in der Goethestraße verspricht man sich eine Minderung des Busaufkommens um rund 30 Prozent.

Struktur vor, die einem „X und einem U“ folgt

Die neue Linienführung in „Korridoren“ sieht eine Struktur vor, die einem „X und einem U“ folgt. Ein Korridor definiert hierbei eine Achse, in dem bereits heute hohe Fahrgastzahlen zu verzeichnen sind und in dem zukünftig neue Fahrgastpotenziale erschlossen werden könnten. Das „X“ resultiert hierbei aus Nachfrageströmen, die von Norden und Süden beziehungsweise Osten und Westen in die Innenstadt führen. Für die Linienführung innerhalb der Korridore bedeutet dies eine Verbindung der bisherigen Radiallinien (Linien, die derzeit von außen in den Stadtkern fahren und dort enden) zu Durchmesserlinien (Linien, die durch die gesamte Stadt fahren) und damit eine Abdeckung des mit „X“ bezeichneten Korridors.

Die maßgeblichen Vorteile der neuen Linienführungen, so die Gutachter, seien die Entlastung der Innenstadt durch tangentiale und weniger Umstiege durch Durchmesserlinien. Ziel ist nicht das umsteigefreie Durchqueren der Stadt Erlangen, sondern das Erreichen von räumlichen Schwerpunkten im Stadtgebiet und über das Zentrum hinaus – also große Arbeitgeber wie Siemens oder die Technische Fakultät im Südosten der Stadt. Zudem sollen sich künftig Regional- und Stadtbusse so ergänzen, dass bislang bestehende Parallelverkehre vermieden wird – eine der Hauptursachen des hohen Busaufkommens in der Innenstadt.

Ziel des VEP ist es aber auch, mehr Fahrgäste zum Umstieg vom Auto in den Bus zu bewegen. Seit 1974 hat sich das Verkehrsaufkommen zwischen Erlangen und seinem Umland weit mehr als verdoppelt – von 66 500 auf 165 500 Autos pro Tag.

Dass diese Entwicklung, bei der der Anteil des Autos am Gesamtverkehr immer noch bei 62 Prozent liegt, nicht spurlos an den Verkehrsteilnehmern selbst, aber auch an den verkehrsgeplagten Anwohnern vorbeigeht, kann täglich besichtigt werden.

Dass man sich nicht zuletzt deswegen Abhilfe durch eine Stadt-Umland-Bahn erhofft, wird nicht verschwiegen. Die neuen Buspläne jedenfalls machen dieses Schienen-Verkehrsmittel nicht überflüssig. Die StUB ist in den Plänen für den künftigen Erlanger Busverkehr bereits eingeplant und „stört“ nicht.

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