"Der Erlanger Markt soll nicht zum Supermarkt werden"

25.10.2015, 13:15 Uhr

© Foto: Harald Sippel

Auch am heutigen Samstag steht Halil Gashi sicherlich dort, wo er immer steht: in der ersten Reihe, ziemlich in der Mitte, direkt auf dem Schlossplatz. Der Platz ist für den Inhaber von „Gashi’s Oliven und Käse“ enorm wichtig, ja überlebenswichtig. Denn an diesem Ort suchen ihn seine Stammkunden, sind irritiert, wenn er aus welchem Grund auch immer einmal nicht dort steht — und kaufen dann womöglich woanders.

Für die Laufkundschaft, erzählt der 45-Jährige, ist der Standort ebenfalls einfach ideal, direkt an der Durchgangsstraße zwischen Einkaufsmeile und Altstadt. „Wenn ich hier weg muss, ist das für mich das Ende“, erzählt er, „alles, was ich mir in den vergangenen Jahren aufgebaut habe, ist dann vorbei.“

Reine Gedankenspiele

Noch ist es nicht so weit, noch ist das, was dem gebürtigen Kosovaren Angst einflößt, rein hypothetisch — nur eine von zahlreichen Vorschlägen, die bei einem internen Treffen zwischen Marktbeschickern und Stadtspitze in wenigen Tagen möglicherweise zur Debatte steht.

Denn einer der Vorschläge — die, wie Ordnungs-Referentin Marlene Wüstner und der Leiter des Ordnungs- und Straßenverkehrsamtes, Mathias Schenkl, betonen — „eben nur eine Idee von vielen ist“ sieht die Verlegung der Marktstände vom Schloss- auf den Marktplatz vor.

Als Grund für dieses Gedankenspiel nennt der zuständige Behördenchef Veranstaltungen auf dem Schlossplatz — eben dort, wo jetzt ein Teil der Marktbeschicker stehen. „Die Verlagerung von der einen auf die andere Seite ist ein ganz normaler konsequenter Gedanke“, sagt er, „wir versuchen, die auf dem Schlossplatz stehenden Händler in den Marktplatzbereich zu integrieren.“

An eine Ausweitung der sogenannten Event-Kultur im Erlanger Zentrum sei hingegen nicht gedacht, bekräftigen Wüstner und Schenkl unisono. Allerdings, und auch das schreckt Markthändler jetzt schon ab, werde die Eislaufbahn künftig „etwas“ größer ausfallen, sagt Schenkl. Das sei doch auch gut für die Markthändler: „Wenn Kinder und Jugendliche zur Eislaufbahn kommen, werden sie von Älteren begleitet.“ Und diese, Eltern und Großeltern, seien dann potenzielle Marktkunden.

Der langjährige Marktbeschicker Bernhard Engelhardt sieht das hingegen anders: „Eine Eislaufbahn passt überhaupt nicht zu unserem Marktplatz“, sagt er, „wer Schlittschuhlaufen will, kauft keinen Kopfsalat und wer Kopfsalat kauft, will keine Eislaufbahn.“

Etwas gelassener sieht der Obst- und Gemüsehändler indes beispielsweise die Vorstellung eines „plastiktütenfreien Marktes.“ Auch das nämlich ist eine der zahlreichen Ideen, mit der die Stadtoberen den Markt attraktiver gestalten wollen. Weitere mögliche Maßnahmen wie der Aufbau von Verkostungsständen, die Einführung eines eigenen Erlanger Markt-Logos sowie eine Verlinkung zur Homepage regen Wüstner und Schenkl als weitere Themen für das „offene Gespräch“ am kommenden Dienstag an.

Für Markthändler Bernhard Engelhardt wäre zumindest die letzten Punkte „schön und gut“. Allerdings gibt es zu bedenken: „Was bringt es, wenn du ein schönes Logo hast, aber keinen Inhalt dazu?“

OB Janik bei Treffen anwesend

Deutlicher wird Markthändler Engelhardt jedoch bei einem weiteren Punkt, der für das anstehende Treffen, an dem auch Oberbürgermeister Florian Janik teilnimmt, „reine Diskussionsgrundlage“ sein soll: nämlich die Gliederung des Marktes in verschiedene Produktgruppe — dass also künftig beispielsweise alle Obst- und Gemüsehändler in einem Eck und alle Käseanbieter im anderen Eck stehen.

Für Markthändler Engelhardt ist allein die Vision undenkbar: „Das ist doch typisch deutsch“, meint er, „auf dem Markt macht doch gerade die Überraschung das Einkaufserlebnis aus, dass man eben durch die Reihen läuft und dabei auf dieses und jenes stößt“. Wenn alles zusammensteht, sei das wie in einem Supermarkt, „da das Obst, da das Gemüse, da der Käse“.

Von solchen Vorschlägen, betont der frühere Marktsprecher, hielten die Beschicker gar nichts.

Das aber würden sie den Verantwortlichen am Dienstag auch vermitteln, sagt Engelhardt. Er selbst hätte als erfahrener Markthändler jedoch einige Tipps, wie man mehr Menschen auf den Markt locken könnte: etwa mit kulturellen Einlagen auf einer kleinen Bühne und mehr Vielfalt im Angebot — wie Körbe, Säfte oder endlich Brot und Brötchen.

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