Ein alter Kampfhund ist schwer vermittelbar

24.12.2008, 00:00 Uhr
Ein alter Kampfhund ist schwer vermittelbar

«Groggy» schaut so richtig traurig drein. Er wurde von der Polizei beschlagnahmt und ins Erlanger Tierheim gebracht. Als Kampfhund der Kategorie zwei und damit laut eines Gutachten als nicht gefährlich eingestuft, habe der American Bulldog kaum eine Chance, wieder vermittelt zu werden, sagt die leitende Tierpflegerin Rosemarie Kaiser. Zudem sei er schon zehn Jahre alt, was einem Menschenalter von rund 65 Jahren entspricht. Auch deshalb wolle ihn niemand mehr haben.

«Groggy» ist nicht der einzige schwer unvermittelbare alte Hund im Erlanger Tierheim. Insgesamt 33 Kläffer, darunter ein Kampfhund der Kategorie eins, für den demnach eine Erlaubnis einzuholen ist.

Ein Cockerspaniel, drei Chihuahua, Schäferhunde und Terrier sind Dauergäste und blockieren die wenigen Boxen für Neuankömmlinge. Um dieses Kapazitätsproblem etwas zu reduzieren, haben ehrenamtliche Mitarbeiter und Freunde der Einrichtung schon zehn Hunde zur Pflege mit nach Hause genommen.

Damit aber würden die Vierbeiner steuerpflichtig, ärgert sich Rosemarie Kaiser. Sie habe bei der Stadt schon mehrfach interveniert, um zu erreichen, dass für solche Pflegehunde nicht die rund 100 Euro im Jahr gezahlt werden müssen – allerdings ohne Erfolg. In Forchheim beispielsweise werde in solchen Fällen die Hundesteuer erlassen. Etliche Hundebesitzer wollten ihr Tier nur deshalb loswerden, weil es alt geworden ist, mehr Pflege braucht und dann mehr Geld kostet, weiß die Tierpflegerin. «Die Menschen, die sich einen jungen Hund anschaffen, machen sich oft zu wenig Gedanken darüber, was das nach zehn Jahren bedeutet», sagt sie.

Da das Tierheim wegen der Kapazitätsprobleme Wartezeiten hat, die Besitzer aber oft nicht warten wollen, würden die einst so süßen Tiere oft einfach ausgesetzt. Chico, einem zehn Jahre alten Terriermix, ging das auch so. Er wurde am Bezirkskrankenhaus im Wald gefunden und in das Tierheim gebracht. Der verschmuste Kleine hat dort das große Los gezogen, denn er darf im Büro «wohnen» und sich von den Besuchern verwöhnen lassen.

Die meisten seiner Artgenossen leben dagegen in geräumigen Außenkäfigen und nachts im Hundehaus. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 193 Hunde ins Tierheim gebracht, 92 davon waren «Findelkinder». Nur 90 konnten wieder vermittelt werden. In diesem Jahr sind die Zahlen ähnlich, aber das «Weihnachtsgeschäft» ist noch nicht vorüber. Die Erfahrung von Rosemarie Kaiser ist, dass auch an den Feiertagen noch Tiere abgegeben werden.

Vor dem Sommerurlaub würden ebenfalls Tiere einfach ins Heim gebracht, um sie für immer loszuwerden. In einem Jahr wurden neben den Hunden 381 Katzen und 324 Kleintiere dort abgegeben. Das Tierheim quillt nun aber vor allem wegen der alten Hunde fast über. «Was wir machen, wenn das so weiter geht, weiß ich auch nicht», sagt die ehrenamtliche Vorsitzende des Tierschutzvereins Erlangen, Elisabeth Stosiek. Eine Kooperation mit Tierheimen in anderen Städten sei vielleicht eine Lösung.