Erlangen: Diskussion um Turnhalle wird immer hitziger

7.7.2016, 06:00 Uhr
Erlangen: Diskussion um Turnhalle wird immer hitziger

© Horst Linke

Zumindest in einem Punkt sind sich alle einig. "Die Kommunikation ist uns nicht besonders gelungen“, sagt Susanne Lender-Cassens. Die Sport-Bürgermeisterin gestand ein, dass man den Sportverband über das Aus des BBGZ früher hätte informieren sollen. Deren Vorsitzender, Matthias Thurek, hatte von der Abkehr der ursprünglichen Hallenpläne erst an einem Samstagmorgen aus dieser Zeitung erfahren.

Lars Kittel, der Fraktionsvorsitzende der FDP, hatte das BBGZ für nicht finanzierbar erklärt. Sein Parteikollege Felix Pierer von Esch entschuldigt sich nun im Sportausschuss für die mangelhafte Kommunikation. "Die Entscheidung aber wäre keine andere gewesen.“

Erhoffte Fördermittel blieben aus, Partner wie die Universität und die Franconian International School (FIS) sind abgesprungen, der HC Erlangen trägt seine Bundesliga-Spiele in Nürnberg aus. "In der ursprünglichen Form ist das Projekt nicht umsetzbar.“ Die Sozialdemokratin Gisela Niclas sagt das mit einer Stimme passend für eine Beerdigung.

Um im Bild zu bleiben: Die Anwesenden bedauern das Ableben, beim Leichenschmaus allerdings beginnen bereits die Diskussionen über den Nachlass. Der besteht in der Erlanger Turnhallen-Geschichte vor allem aus viel Bedarf und wenig Raum oder Geld. Seit zehn Jahren ist bekannt, dass es der Stadt an Sporthallen mangelt. Wie dringlich der Notstand ist, bekräftigt im Sportausschuss Thomas von Oertzen, Lehrer an der Wirtschaftsschule: "Viele Schulen drängen in die Karl-Heinz-Hiersemann-Halle. Die Situation ist so schwierig, dass der Belegungsplan für nächstes Schuljahr kaum machbar ist.“

Schon jetzt. Doch es werden in Zukunft weitere Kapazitäten gebraucht, wenn das Ohm-Gymnasium voraussichtlich von 2019 an seine Hallen renoviert oder sollte wieder das G9 flächendeckend eingeführt werden. Fast flehentlich sagt von Oertzen: "Eine neue Halle ist überfällig. Da ist es uns auch egal, ob es eine Drei- oder Vierfach-Turnhalle wird. Wir brauchen eine, und zwar nicht erst in acht Jahren.“

Hitzige Diskussion

Die Ampelkoalition hat einen Antrag gestellt, mit ersten Planungen für eine Dreifach-Turnhalle in der Hartmannstraße zeitnah zu beginnen. „Wir wollten zeigen, dass wir handeln werden“, sagt Niclas. "Aber wir wollten nicht vorpreschen. Gemeinsam müssen wir den größten gemeinsamen Nenner finden.“ Und der scheint, wie die Sitzung zeigt, wirklich groß zu werden.

Der Sportvorstand-Vorsitzende Matthias Thurek bringt eine Vierfach-Turnhalle ins Gespräch. Auch Helmut Wening stellt die Frage nach den Ausmaßen der Halle. "Braucht es eine kleine Tribüne?“ Pierer von Esch will die Standortfragen neu aufrollen: "Wenn wir umdenken, ist es vielleicht noch nicht gestorben. Für eine Event-Halle bietet sich der Großparkplatz an.“ Da antwortet ihm Frank Höppel, seine Partei, die ÖDP, werde niemals für eine Sporthalle am Großparkplatz stimmen. "Eine reine Event-Halle brauchen wir nicht.“

Wolfgang Beck (CSU) erklärt Erlangen zur "Hallenprovinz zwischen Bamberg und Nürnberg. Und das wird so bleiben, wenn das Projekt nicht umgesetzt wird.“ Es brauche Hallen für Vereine und Schulen. "Aber ohne eine große Halle bin ich auch nicht einverstanden. Sie muss auf der Agenda bleiben.“ Beck hat das Gefühl, "alle anderen Projekte der Stadt werden an diesem vorbeigeschoben. Das ist keine Sport-Politik.“ Parteikollege Jörg Volleth wirft ein, dass man sich auch fragen müsse, warum die Partner ausgestiegen seien.

Einzig der Alpenverein bleibt dem Standort Hartmannstraße treu und will dort sein Kletterzentrum bauen. "Wenn wir das klare Signal senden, dass eine Halle zeitnah kommt, springt vielleicht auch die FIS wieder mit auf“, sagt Thurek. Man könne noch einmal Gespräche führen. Darin nämlich wollen sich alle Partein verbessern. Ein erstes Treffen zwischen Sportverband und Verwaltung ist bereits angesetzt. Was auch immer dabei heraus kommt, erfahren die Sportler dann wohl aus erster Hand.

3 Kommentare