Erlangen: Fernwärme für die Uni

9.7.2014, 09:11 Uhr
Erlangen: Fernwärme für die Uni

© André De Geare (Archiv)

Mittlerweile hat auch das zuständige Wissenschaftsministerium seine Zustimmung erteilt. Damit sind die vertraglichen Voraussetzungen für die Wärmeversorgung in trockenen Tüchern. 142 Millionen Euro umfasst das Volumen der Vereinbarung für die kommenden zwei Dekaden.

Mehr als drei Jahre dauerten die Verhandlungen. Nun konnten FAU-Altkanzler Thomas A. H. Schöck und seine Nachfolgerin Sybille Reichert endlich mit Stadtwerke-Chef Wolfgang Geus auf den Vertrag anstoßen. Auch Alt-OB Siegfried Balleis und Rechtsreferentin Marlene Wüstner hoben ihr Glas, hatten sie doch von Seiten der Stadt Erlangen das Projekt in den vergangenen Jahren entscheidend vorangetrieben. Die Stadtwerke sind bekanntlich eine städtische Tochter.

Hintergrund zur Neuordnung der Wärmeversorgung: Die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg betreibt auf dem Südgelände ein eigenes Heizkraftwerk, um die Technische und die Naturwissenschaftliche Fakultät, die dort beheimatet sind, mit Wärme zu versorgen. Doch die Infrastruktur ist in die Jahre gekommen: Über 40 Jahre ist das Heizwerk alt und das Nahwärmenetz der Uni entspricht — sowohl unter wirtschaftlichen als auch unter Umweltgesichtspunkten — nicht mehr den heutigen Anforderungen.

Für eine Sanierung des Heizwerks müssten allein 25 Millionen Euro investiert werden. Daher wurde eine Wirtschaftlichkeitsstudie in Auftrag gegeben, in welcher die Fremdversorgung durch die Stadtwerke und eine künftige Eigenversorgung der Universität durch die Errichtung eines Blockheizkraftwerks gegenüber gestellt wurde. Hierbei hat sich die Fremdversorgung durch die Stadtwerke als die wirtschaftlichere Variante herauskristallisiert.

Stilllegung und Rückbau

Bis die Wärmeversorgung des Südgeländes durch die Stadtwerke aufgenommen werden kann, werden noch etwa zwei Jahre vergehen, da in den Liegenschaften der Universität die Heizzentralen umgestellt werden müssen sowie das bestehende Fernwärmenetz teilweise saniert beziehungsweise neu verlegt werden muss. Die Kosten für die Gesamtmaßnahme belaufen sich auf über zehn Millionen Euro, heißt es.

Darin enthalten sind auch die Stilllegung und der Rückbau des bestehenden Heizkraftwerks der FAU nach der Umstellung der Wärmeversorgung. Eine Genehmigung des Bauantrags durch das Bayerische Finanzministeriums steht noch aus.

Allerdings können die Stadtwerke mittels Fernwärme nicht nur kräftig einheizen. Dank eines technischen Verfahrens, wird aus Fernwärme bei Bedarf auch Kälte, die dann im Sommer zur Kühlung der Gebäude genutzt werden kann. Ein entsprechendes Kälte-Contracting gibt es zum Beispiel mit den Arcaden. Denkbar wäre eine solche Lösung auch für das Uni-Südgelände. Für Stadtwerke-Chef Wolfgang Geus neben der Wärmeversorgung „eine weitere Option“.

Doch auch so ist Geus mehr als zufrieden mit dem Übereinkommen. So beschert der Vertrag mit der Uni den Stadtwerken auf einen Schlag eine Steigerung ihres Fernwärmeabsatzes um rund 15 Prozent. Gut für Geus und sehr gut für die Stadtwerke, schließlich wollen die gewählten Vertreter der Erlanger Bürger die Stadt grüner machen und fordern bis 2030, die Energieversorgung zur einen Hälfte aus regenerativen Quellen und zur anderen Hälfte aus eigen erzeugtem Strom durch Kraft-Wärme-Kopplung zu bestreiten. Dank des Uni-Deals kommt man zumindest letztgenanntem Ziel schon jetzt ganz nah. Obendrein wird das Heizkraftwerk besser ausgelastet.

Das wiederum freut auch den neuen Oberbürgermeister Florian Janik. Für ihn ist der 142-Millionen-Deal deshalb „ein sehr großer Schritt auf dem Weg zur Energiewende“.

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