Erlangen: „Schülertriathlon muss erhalten bleiben“

14.6.2016, 12:00 Uhr
Erlangen: „Schülertriathlon muss erhalten bleiben“

© Harald Sippel

„Es war ein tolles Gefühl, das geschafft zu haben“: Mit diesen Worten erinnert sich ein 18-Jähriger an seine Teilnahme als Viertklässler beim Schülertriathlon. Doch strahlende Kinder, die über die Ziellinie stürmen, wird es dieses Jahr im Juli nicht geben.

Der Schülertriathlon, der in Erlangen längst zur festen Größe im Sportgeschehen geworden ist, fällt aus (die EN berichteten). Der Grund: Das staatliche Schulamt teilt den Sportfachbetreuern der Grund- und Mittelschulen, die seit fast drei Jahrzehnten die Veranstaltung federführend organisieren, weniger Fachstunden zu und möchte außerdem, dass in Zukunft andere als verantwortliche Veranstalter mit einsteigen.

Unterdessen melden sich Schüler, Eltern, Lehrer und auch Sportler zu Wort und reagieren mit Unverständnis auf diese Entwicklung. Den Wert des Schülertriathlons könne man gar nicht hoch genug schätzen, meint beispielsweise Michael Galle-Bammes. Jeder seiner drei Söhne sei ab der dritten Klasse beim Triathlon gestartet, „das tat meinen Kindern total gut“. Um selbst dabei sein zu können, habe er, wie auch viele andere Eltern, eigens einen Tag Urlaub genommen. „Das Ganze war immer eine Mordsgaudi“, sagt Galle-Bammes.

„Es muss ja nicht immer gleich das Podest sein“, sagt der Vater von drei Kindern. Allein schon, dass man beim Triathlon durchhalte, sei motivierend. Wichtig sei auch, „dass man sich beweisen kann“. Für seine Söhne war der Schülertriathlon Impulsgeber, sich nicht nur für Fußball, sondern auch für andere Sportarten zu interessieren. Und es brachte sie dazu, sich am Ohm-Gymnasium in der Triathlongruppe zu engagieren.

Der frischgebackene Abiturient Andreas Bammes betreibt Triathlon inzwischen als Leistungssport, ist in der Triathlon-Abteilung des TV 1848 aktiv und trainiert täglich. Dieses Jahr startet er erstmals beim Bayerischen Jugendcup. „Die Schulveranstaltung ist dafür verantwortlich, dass ich den Triathlon entdeckt habe“, sagt er.

Da ist er nicht der Einzige. Hellmuth Rieben, Jugendleiter in der Triathlonabteilung des TV 1848, weiß, dass etliche, die als Grundschüler in diesen Sport hineingeschnuppert haben, dabei geblieben sind. Darunter, so Rieben, sei auch eine Triathletin, die vor über zehn Jahren in Hawai an den Start ging. „Sie hat den Schülertriathlon in Erlangen mitgemacht, hat Blut geleckt und es durchgezogen bis zum Mekka des Triathlons.“

„Alle meine Triathleten, die heute Erfolg haben, haben ursprünglich am Schülertriathlon teilgenommen“, sagt auch Manfred Reinhart. Der Sportlehrer ist am Ohm-Gymnasium für die fast 50-köpfige Triathlongruppe zuständig. Einige der Schüler feierten zuletzt als Schulweltmeister einen großen Erfolg. Doch in dem Wahlkurs wird nicht nur trainiert, die Jugendlichen fühlen sich auch dem Erlanger Schülertriathlon weiterhin verbunden. Zwei Lehrer und knapp 30 Schüler des Gymnasiums haben sich deshalb in den letzten Jahren bei dessen Durchführung engagiert. Jetzt ist die Enttäuschung groß, dass er dieses Jahr nicht stattfindet. „Wir würden gern wieder mithelfen“, sagt Reinhart.

Dass nicht jeder seiner Schüler zum Leistungssportler wird, steht für den Lehrer außer Frage. Doch der große Wert liege darin, dass es sich um eine „Lifetime-Sportart“ handele. Radfahren, Schwimmen, Laufen — das könne ein Leben lang für Fitness sorgen.

„Die Fundamente dafür werden in der Kindheit gesetzt“, meint Michael Galle-Bammes. „Je früher etwas einsetzt, desto besser.“ Als Programm-Manager in der Erwachsenenbildung bei der Stadt Nürnberg fällt ihm immer wieder auf, dass viele Menschen Probleme haben, die aus einem Bewegungsmangel herrühren.

Für ihn ein ganz deutlicher Grund, warum der Schülertriathlon, der Kinder so erfolgreich für Sport motiviert, den Erlangern erhalten bleiben muss.

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