Erlanger Jugendfarm als anerkannte Umweltstation

22.8.2015, 06:00 Uhr
Erlanger Jugendfarm als anerkannte Umweltstation

© Foto: André De Geare

Begonnen hat alles vor 41 Jahren, als eine Elterninitiative für ihre Kinder einen Abenteuerspielplatz mit Tierhaltung schuf. Die Grundidee ist im Großen und Ganzen erhalten geblieben, aber das Konzept und die Farm selber wurden besonders in den vergangenen fünf Jahren neu gestaltet und aufgewertet, um die Anforderungen einer „anerkannten Umweltstation“ zu erfüllen. Der Freistaat zeichnet mit diesem Titel Bildungseinrichtungen aus, die sich in ihrem Angebot besonders auf die Bereiche Umweltbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung konzentrieren.

Der Standort im Wald, die Tiere und die lange Tradition als Bauspielplatz waren für Gisela Bolbecher, Vorsitzende des Verein Jugendfarm, die wichtigsten Ressourcen des „fast Bauernhofs“.

Diese Grundlagen wurden hergenommen und zu unterschiedlichen Angeboten umgeformt. Es entstand ein Biotop, ein Garten, neue Tierbehausungen und ein Handwerksbereich. Auf dem Weg zur Umweltstation wurde auch bewusst ein interdisziplinäres Team aus rund 20 Mitarbeitern, darunter Sozialpädagogen, Biologen und Umwelt- und Sportpädagogen zusammengestellt.

Fleißige Handwerker

Auf den 1,4 Hektar großen Gelände mitten im Meilwald können Besucher an verschiedenen Spiel- und Lernorten mit der Natur in Kontakt kommen. Unter Anleitung von einem „echten Zimmermann“ kann man lernen, wie man Häuser und Hütten aus Holz baut. „Das traditionelle Handwerk soll nicht verloren gehen“, findet Geschäftsführerin Eva Kneißl. Deswegen werden auch regelmäßig Handwerkskurse für Eltern und Kinder angeboten.

Die Jugendfarm ist ein Zuhause für Pferde, Esel, Ziegen, Schafe, Hühner, Gänse, Schweine, Kaninchen und Meerschweinchen. Kneißl erklärt, dass die Kinder im Umgang mit den Tieren eine unmittelbare Rückmeldung über ihr Verhalten bekämen. Das hilft vor allem den Zappeligen. Sie merken, dass etwas mit ihrer „Kontaktaufnahme nicht in Ordnung“ ist und werden letztendlich ruhiger, auch im Umgang mit anderen Menschen.

An drei Tagen die Woche können Kinder bei der „offenen Tür“ ohne Anmeldung die Farm besuchen. Die meisten der Sechs- bis Zwölfjährigen kommen regelmäßig, berichtet die Geschäftsführerin. Sie übernehmen die Pflege und Verantwortung für einzelne Tiere, basteln, kochen und sitzen regelmäßig am Lagerfeuer zusammen.

Einmal im Monat trifft sich das Jugendfarmparlament und tagt über anstehende Entscheidungen und Veränderungen. „Die Kinder dürfen über die Angebote mitbestimmen“, sagt Kneißl.

Auch Gruppen finden regelmäßig ihren Weg in den Meilwald. Klassen nutzen die lehrplanbezogenen Schulangebote und vertiefen an einem Aktionstag die gelernten Inhalte zu Wiese, Wald, Hecke und Wasser. Damit es „nicht so trocken ist wie in der Schule“ steht das erlebnisorientierte Lernen im Vordergrund. Auch zum Kompetenz- und Teamtraining im Niedrigseilgarten, an Wandertagen oder zu naturpädagogischen Kindergeburtstagen kommen Kindergärten, Schulen und Gruppen der Lebenshilfe seit der Auszeichnung zur Umweltstation verstärkt auf die Jugendfarm.

„Inklusion ist uns als Grundhaltung ganz wichtig“, sagt die Vorsitzende. „Wir wollen alles für alle möglich machen.“ Seitdem die Lebenshilfe 2004 die Jugendfarm finanziell aus einer Notlage rettete und seitdem eng mit dem Farmteam zusammenarbeitet, wurde das Gelände barrierefrei umgebaut und die Arbeit mit Behinderten verstärkt.

Der Gedanke der Nachhaltigkeit ist für das Team von großer Bedeutung. Kneißl findet, dass dies eine Haltung sei, die sich durch das Leben ziehen sollte und sich nicht nur auf den Umweltschutz beschränke. Ein „respektvoller Umgang mit Mensch und Tier“ ist das Motto der Jugendfarm. „Wir wollen den Leuten zeigen, dass wir hier einen ernsthaften Auftrag verfolgen und nicht nur für Kinder eine Lern-, Erfahrungs- und Bildungseinrichtung sind“, so Bolbecher. Aber „man darf auch nur spielen.“

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