Handballer sagen Erlangen erst einmal Adieu

10.10.2014, 09:45 Uhr
Handballer sagen Erlangen erst einmal Adieu

© Foto: Harald Sippel

„Wir haben uns im Vorfeld der Saison intensiv mit dem Spielort beschäftigt und schließlich auch eine Sondergenehmigung für die Hiersemann-Halle bekommen“, sagt HC-Geschäftsführer Stefan Adam. Nun habe man diese Entscheidung überdenken müssen.

Erst kürzlich seien die HC-Verantwortlichen von der HBL informiert worden, dass für die weiteren bereits genehmigten Heimspiele in Erlangen neue Auflagen zu erfüllen seien. Etwa eine Anzeigetafel, die Zeitstrafen abbildet. Neben Strafzahlungen wegen des Fehlens nahezu aller wesentlichen Standards – im vierstelligen Bereich pro Spiel – gebe es nun weitere Sicherheits- und Organisationsanforderungen. Zu diesen Erkenntnissen ist die HBL beim Auftakt des HCE gegen Nettelstedt-Lübbecke gelangt.

So dürfte die erste Sitzreihe in der Hiersemann-Halle nicht mehr besetzt werden, um die Sicherheitsabstände zum Spielfeldrand einzuhalten. 80 bis 100 Plätze würden dadurch wegfallen, die laut Adam in der ohnehin schon bis zum letzten Platz ausgeschöpften Halle nicht zu ersetzen wären. Auch im Stehplatzbereich müssten 100 bis 200 Plätze wegfallen, so dass man fast ein Viertel der bisherigen Zuschauerkapazität einbüßen würde. „Das ist eine Frage der Wirtschaftlichkeit“, räumt auch HC-Aufsichtsratschef Carsten Bissel ein. Immerhin haben die Erlanger Handballer die Arena in Nürnberg schon zweimal mit fast 3000 Zuschauern gefüllt.

Und die Tendenz ist steigend: Es gebe viele Kartennachfragen von Vereinen, Schulklassen und auch von Rollstuhlfahrern – alles Wünsche, die in Erlangen nicht zu erfüllen sind, weil die Halle fast ausschließlich von Dauerkarteninhabern belegt ist und nur eine begrenzte Zahl barrierefreier Plätze bietet. Für die Partien gegen die Rhein-Neckar-Löwen (am 22. Dezember) und gegen den SC Magdeburg (am 20. Dezember mit „Black Night“) werde ganz sicher die Kapazität der Arena auf mehr als 3000 Plätze vergrößert werden müssen, sagt Adam. Wenn die Nachfrage für das Heimspiel gegen Lemgo am Samstag weiter anhalte, könnte man auch hier noch kurzfristig reagieren.

„Was im Moment für die Hiersemann-Halle spricht, ist Wehmut“, sagt Bissel mit Blick auf die einzigartige Atmosphäre, in der der HCE in den vergangenen Jahren um Punkte gekämpft hat. Doch die beiden bisherigen Partien in Nürnberg haben gezeigt, dass sich Stimmung durchaus „mitnehmen“ lässt. „In der Arena war von Anfang an eine gute Atmosphäre“, bestätigt auch Sebastian Preiß. „Wir als Mannschaft fühlen uns hier wohl und haben uns schon im ersten Spiel gut eingespielt. Für uns ist das eine Heimspielstätte.“

Dennoch haben sich die HC-Verantwortlichen vor der Entscheidung auch bei ihren Dauerkarteninhabern abgesichert: Gut die Hälfte hat sich an der Umfrage beteiligt und mit 93,8 Prozent für die Verlegung der beiden Heimspiele in die Arena gestimmt.

Eine komplette Abwendung von der Heimatstadt soll das aber nicht bedeuten. „Wir müssen unterscheiden zwischen der Zukunft des HCE in dieser Saison und der weiteren Zukunft“, sagt Carsten Bissel. Bei letzterem spiele die geplante neue Halle in Erlangen eine wesentliche Rolle, denn: „Die Hiersemann-Halle hat nicht einmal mehr Zweit- oder Drittliganiveau.“ Und auch die Mietdebatte (wir berichteten) erregt Bissel: „Ich stelle mir die Frage, warum in einer Phase des Handballaufschwungs diskutiert wird, für die Halle die Miete zu verzehnfachen. Andere Städte würden kommen und fragen, wie sie ihrem Aushängeschild helfen können.“ In Nürnberg merke man gerade, was partnerschaftliche Zusammenarbeit bedeute. Die Entscheidung über den Neubau wird noch im Oktober fallen.

Nicht betroffen von den nachträglichen Auflagen ist das Pokalspiel am 22. Oktober gegen die HSG Wetzlar, weil die Pokalrunden unter dem Dach des Deutschen Handballbundes und nicht unter dem Dach der HBL stattfinden. Schließlich soll der Wettbewerb auch niederklassigeren Teams ohne große Hallen offen stehen. Die Partie gegen Wetzlar findet wie angekündigt um 19.30 Uhr in der Hiersemann-Halle statt. Was mit dem vierten für Erlangen genehmigten Liga- Spiel – am 8. Februar 2015 gegen Balingen – ist, steht noch nicht fest.

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