«Man sollte versuchen, mit den Wespen auszukommen»

10.9.2009, 00:00 Uhr
«Man sollte versuchen, mit den Wespen auszukommen»

© De Geare

Herr Rückel, viele Menschen klagten in diesem Sommer über ein erhöhtes Aufkommen an Wespen. Ist da was dran?

Volker Rückel: Ich kann eigentlich nicht bestätigen, dass es in Erlangen mehr Wespen gab als in den letzten Jahren. Zumindest wurden nicht mehr gemeldet, denn die Bürger rufen ja an, wenn sie an ihrem Haus irgendwo ein Nest entdecken.

Wespen werden von vielen für sehr bedrohliche Tiere gehalten. Sind sie das denn?

Volker Rückel: Wenn Wespen nicht angegriffen werden, bleiben sie friedlich. Sie reagieren nur, wenn man sie in die Enge treibt oder zu nah in den Nestbereich kommt. Ein Wespenstich ist zwar schmerzhaft, aber in der Regel harmlos. Gefährlich wird er nur dann, wenn die betroffene Person eine allergische Reaktion aufweist. Dann muss sofort der Notarzt gerufen werden. Aufpassen sollte man vor allem im Bereich der Atemwege, da Schwellungen hier zu Atemnot führen können. Wenn eine Wespe in der Nähe ist, also den Mund geschlossen halten!

Gibt es weitere Verhaltensregeln, auf die man im Umgang mit Wespen achten sollte?

Volker Rückel: Man sollte sich ruhig verhalten und auf keinen Fall nach den Wespen schlagen. Durch Bewegungen werden sie aufgescheucht. Im Normalfall stechen Wespen nicht von alleine. Hilfreich ist es auch, Ablenkfütterungen aufzustellen, denn Wespen, die zum Kuchen kommen, sind auf Nahrungssuche. Wenn man in einiger Entfernung Obst oder Marmelade aufstellt, dann wissen die Tiere, dass sie sich da versorgen können.

Hornissen - die größte Wespenart - gelten den einen als besonders gefährlich und den anderen als besonders nützlich. Was davon trifft zu?

Volker Rückel: Letzteres. Hornissen fressen doppelt so viele Insekten wie Wespen, darunter auch Schnaken. Im Übrigen ist ihr Gift noch milder als das der Honigbiene. Ich habe von einer Frau gelesen, die 20 Mal von Hornissen gestochen wurde und das ohne Probleme überlebt hat. Hornissen werden auch nicht so sehr von Süßem, sondern eher von Fallobst angezogen. Vorsicht übrigens bei Obstbäumen: Da halten sich momentan auch viele Wespen auf!

Was ist zu unternehmen, wenn man auf seinem Grundstück ein Nest entdeckt?

Volker Rückel: Die Frage ist, wo sich dieses Nest befindet. Meistens vergehen Monate, bis Menschen überhaupt merken, dass sie irgendwo ein Nest haben. Wenn man durch das Nest nicht beeinträchtigt wird, sollte man versuchen, zusammen auszukommen. Ist die Flugbahn der Wespen gefährlich, können Experten Bretter vor dem Nest anbringen und diese umlenken. Entfernen lassen sollte man Nester erst im November, dann sind sie leer. Was aber viele nicht wissen: Wespen gehen in alte Nester nicht mehr hinein. Wenn man also ein altes Nest wegmacht, können die Wespen im nächsten Jahr an derselben Stelle wieder ein neues bauen. Interview:

ULRIKE JOCHUM