Räumungsverkauf läuft

"Hätte ich nie gedacht": Fränkisches Szene-Sportgeschäft schließt nach 25 Jahren

Georgios Tsakiridis

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8.3.2024, 11:52 Uhr
25 Jahre lang war der "X-World" Skateshop in Herzogenaurach eine Szene-Institution - im April sperrt Inhaber Marco Giehm zu.

© privat/Marco Giehm 25 Jahre lang war der "X-World" Skateshop in Herzogenaurach eine Szene-Institution - im April sperrt Inhaber Marco Giehm zu.

1999 hat alles begonnen - mit einem Verkauf von Skate-Hardware und Textilien aus der eigenen Garage. In den Folgejahren wuchs das Geschäft mit der Bekanntheit und dem Kundenkreis. Vorläufiger Höhepunkt: Der Umzug 2021 in den Steinweg 11, nördlich des Marktplatzes von Herzogenaurach. Doch die goldenen Zeiten sind vorbei - die wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahre machte auch vor dem Lebensprojekt von Marco Giehm nicht Halt. Deshalb ist bald Schluss mit dem "X-World" Skateshop wie man ihn kennt, Mitte/Ende April sperrt Giehm zu - für immer, nach 25 Jahren.

Als er anfing, war der große Hype um die Skate-Szene, den vor allem US-Legende Tony Hawk angefacht hatte, schon wieder vorbei, erzählt der Inhaber. Doch er wollte diesen "Lifestyle weiterleben und weiterbringen". "Wir haben angefangen, wo viele Shops zugemacht haben", sagt der Herzogenauracher. Mit Erfolg, wie sich zeigt. Zwei Jahre nach dem Garagen-Start der erste Umzug, 2007 der zweite auf etwa 200 Quadratmeter Fläche. Parallel entwickelte sich der Laden zum Szene-Treffpunkt, dazu engagierte sich Giehm für den lokalen Skatepark, holte internationale Skate-Stars nach Herzogenaurach.

Einbruch durch Lockerungen

Doch dann traf die Corona-Pandemie auch ihn. Zeitweise hat er während der Öffnungsphasen von der Outdoor-Lust profitiert. Doch mit den Lockerungen sei die Nachfrage extrem abgefallen - während gleichzeitig die Kosten weiter stiegen, auch durch Inflation und Energiekrise. Das Geschäft trägt sich einfach nicht mehr. "Seit eineinhalb Jahren ist es hart", erzählt Inhaber Giehm. Der Umzug an den neuen Standort sei ein Wagnis gewesen, um mit einer besseren Lage auch mehr sogenannte Laufkundschaft zu erreichen. Eine Rechnung, die nicht aufging.

Genau diese Zielgruppe sei in Herzogenaurach merklich zurückgegangen, weil die Menschen nach dem Fall der Restriktionen wieder Reisen oder angesichts der steigenden Lebenshaltungskosten Geld sparen wollen: "Da ist alles ein bisschen eingebrochen." Der Laden war nämlich nicht nur auf Boards, Skates und Equipment (sogenannte Hardware) ausgelegt, sondern vor allem auf den Verkauf von Textilien und Schuhen. Die hätten früher über 80 Prozent der Einnahmen ausgemacht, mittlerweile hätte sich das Verhältnis zugunsten der Hardware umgekehrt, erklärt Giehm.

"Überwältigendes Feedback"

Die Menschen seien teilweise mehrere hundert Kilometer gefahren, um bei ihm zu kaufen, doch das ist vorbei. Und so bleibt dem Inhaber nach 25 Jahren nur eine Wahl - er sperrt zu. "Die letzten Tage, als es real wurde, ist es superhart", sagt Giehm. Denn mit dem Ladenschluss schließt sich ein Kapitel, das vor einem Vierteljahrhundert in seiner Garage so klein begann. "Ich hätte nie gedacht, mich von diesem Standort zu lösen", sagt er. Ebenso berührt ist der Skate-Guru von der Reaktion seiner Kunden. Er habe überwältigendes Feedback und viel Verständnis für die Entscheidung bekommen.

25 Jahre lang war der "X-World" Skateshop in Herzogenaurach eine Szene-Institution - im April sperrt Inhaber Marco Giehm zu.

25 Jahre lang war der "X-World" Skateshop in Herzogenaurach eine Szene-Institution - im April sperrt Inhaber Marco Giehm zu. © privat/Marco Giehm

Bei denen, die Bescheid wissen, herrsche Traurigkeit. Nächste Woche will Marco Giehm die Schilder zum "Jubiläums und Rausverkauf" anbringen. Der läuft bereits seit 1. März und soll bis 20. April 2024 weitergehen. Ein letztes Hurra - oder doch nicht? Ganz verschwinden wird "X-World" nämlich nicht. Der Onlineshop bleibt bestehen. Aktuell wird der auf Vordermann gebracht und am Sortiment geschraubt.

Daneben betreibt er weiterhin in der Nürnberger Eduardstraße Nahe der Stadtgrenze zu Fürth ein Lager mit Showroom. Dort soll die Kundschaft auch künftig Produkte und Beratung bekommen. Giehm könnte sich in Zukunft auch einen Pop-up-Shop in Herzogenaurach vorstellen, wenn alles glattläuft. Zudem hegt er weiter Ideen, wie Lagerverkäufe mit Skate-Events und Messe-Auftritte.