Warnstreik am Uniklinikum in Erlangen: Verdi wehrt sich

20.2.2019, 15:27 Uhr
Warnstreik am Uniklinikum in Erlangen: Verdi wehrt sich

© Foto: Harald Sippel

"Die Länder zahlen zu wenig für die Gesundheitsversorgung ihrer Bevölkerung": Das ist unter dem Strich der Vorwurf, den die Streikenden gestern erhoben. "Ein kommunales Krankenhaus zahlt im Schnitt einer Pflegekraft 300 Euro mehr im Monat als die Uni-Klinik in Erlangen", sagte eine Streikende. "Nur weil wir beim Land angestellt sind, sind wir nicht weniger wert", ergänzte eine andere. "Kein Wunder also, wenn Pflegekräfte abwandern - in die Nachbarstädte Nürnberg und Fürth." Dort gebe es städtische Krankenhäuser und damit attraktivere Bedingungen für das Personal. Wegen des Pflegekräftemangels könne man sich momentan aussuchen, wo man arbeitet.

Eine Entgelterhöhung um sechs Prozent sowie 300 Euro pro Monat zusätzlich für Pflegekräfte fordert die Gewerkschaft Verdi. "Die wichtige Arbeit im Klinikum soll damit endlich aufgewertet werden", heißt es in einer Pressemitteilung. Denn auch bei der zweiten Verhandlungsrunde am 6. und 7. Februar hätten die Arbeitgeber trotz großer Überschüsse in den Haushalten der Länder kein Angebot vorgelegt. In Erlangen hat man jetzt mit einem 24-stündigen Warnstreik die Aktionen fortgesetzt, die am 5. Februar mit einen Warnstreik zu Beginn der Frühschicht begannen. Beteiligt hat sich auch das nicht-wissenschaftliche Personal der Friedrich-Alexander-Universität (FAU).

Für den Streik hat die Gewerkschaft in - wie sie mitteilt - schwierigen Verhandlungen eine Notdienstvereinbarung mit der Klinikleitung abgeschlossen. Erstmals wurden drei Stationen komplett geschlossen: in der Psychiatrie und der Neurochirurgie. Im Bereich "Intermediate Care" wurde die Bettenkapazität reduziert.

"Wenn die Pflegekräfte besser bezahlt werden, bekommt man auch mehr Personal", zeigt sich Verena Hofbauer, die Sprecherin der Verdi-Vertrauensleute am Uni-Klinikum, überzeugt. Momentan dagegen sei die personelle Situation auf vielen Stationen so schlecht, dass die ganz normale Besetzung bereits einer Notdienstbesetzung gleiche. Bereits jetzt müssten manchmal Teile von Stationen gesperrt werden, weil Patienten aufgrund der dünnen Personaldecke nicht versorgt werden können.

Und die Lösung für diese Situation? "Man müsste die Ausbildung hochfahren", sagt eine andere Klinikumsmitarbeiterin. Dies sei aber nur unter verbesserten Bedingungen möglich, erklärt ein angehender Krankenpfleger. Der 23-Jährige verweist darauf, dass die hohe psychische Belastung durch den Beruf zu einer hohen Abbrecherquote in der Ausbildung führt. "Und von denen, die weitermachen, glauben viele nicht, dass sie mal davon leben können." So wie auch er selbst. Eine Familie gründen und mit einem Krankenpfleger-Gehalt leben: "In Erlangen, wo die Mieten so hoch sind, ist das schwer vorstellbar."

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