Erpresste Gribkowsky Ecclestone mit einem vertraulichen Brief?

3.6.2014, 15:18 Uhr
Erpresste Gribkowsky Ecclestone mit einem vertraulichen Brief?

© AFP

Bestechung oder Erpressung? Bei der Suche nach der Wahrheit über eine Millionenzahlung von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone an den Ex-Bankvorstand Gerhard Gribkowsky hat eine Zeugin den Münchner Richtern Hinweise für Ecclestones Version von einer Erpressung geliefert.

Im Prozess gegen den 83-Jährigen erzählte die ehemalige BayernLB-Mitarbeiterin am Dienstag von einem brisanten Brief, den der Banker einmal auf Ecclestones Schreibtisch hinterlassen habe. Aus dem Schreiben soll hervorgegangen sein, dass Ecclestone entgegen seiner Aussagen immer noch mit seiner Familienstiftung Bambino verbunden war. Das hätte zu einer milliardenschweren Steuernachzahlung für Ecclestone führen können.

Sie habe sich damals sehr über die Aktion von Gribkowsky geärgert und ihn gefragt, ob er wahnsinnig sei. „Er hat nur gelacht und gesagt: “Ist doch lustig“.“ Sie hatte den Brief nach eigenen Angaben von einem TV-Manager erhalten, der mit Ecclestone in einen Rechtsstreit verwickelt war und ihn vertraulich an Gribkowsky weitergegeben. „Ich war nicht erbaut, weil ich Vertraulichkeit vereinbart hatte. Das hat ihn aber nicht interessiert.“

Ähnlich hatte sich die einstige Landesbank-Angestellte bereits im Prozess gegen Gribkowsky vor zwei Jahren geäußert. Die Richter gingen aber trotzdem nicht von einer Erpressung aus, sondern verurteilten den Banker wegen Bestechlichkeit zu achteinhalb Jahren Haft. Im Prozess gegen Ecclestone muss der Fall aber komplett neu verhandelt und alle Beweise und Zeugenaussagen neu bewertet werden. Dabei könnten die Richter auch zu einem anderen Ergebnis kommen. Ecclestones Anwälte legen großen Wert darauf, dass Staatsanwälte und Richter die Verfahren sauber trennen und quasi bei Null anfangen.

„Lass mich in Ruhe, ich weiß was ich tue“

Ecclestone muss sich seit Ende April wegen seiner Millionenzahlung an Gribkowsky vor Gericht verantworten. Er hatte erklärt, er habe sich von dem Banker bedroht gefühlt und ihm aus Angst vor einer Anzeige bei den Steuerbehörden das Geld gezahlt. Die Staatsanwaltschaft geht hingegen von Bestechung aus. Sie ist überzeugt davon, dass Ecclestone die 44 Millionen Dollar gezahlt hat, damit Gribkowsky die Formel-1-Mehrheit, die damals noch der Bayerischen Landesbank gehörte, an seinen Wunschkäufer CVC verkauft und er Chef bleiben durfte.

Während der Verhandlungen hat der Banker Ecclestone nach Angaben der Zeugin mit der Absetzung gedroht. „Ich bin mir sicher, dass er das mal gesagt hat.“ Die Frau hatte beim Verkauf der Formel-1-Mehrheit zunächst eng mit Gribkowsky zusammengearbeitet. Anfangs habe er sie in die Verhandlungen eingebunden und Gespräche mit Ecclestone mithören lassen. Später änderte sich das ihrer Aussage zufolge aber. „Es wurde immer weniger und irgendwann hörte es ganz auf.“ Als sie ihn auf seinen Alleingang ansprach, habe er abgewehrt. „Lass mich in Ruhe, ich weiß was ich tue.“

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