Flugpionier Weißkopf: Experte sieht Zweifel ausgeräumt

23.3.2014, 10:16 Uhr
Neue Fakten könnten beweisen: Gustav Weißkopf flog bereits Jahre vor den Gebrüdern Wright.

© dpa Neue Fakten könnten beweisen: Gustav Weißkopf flog bereits Jahre vor den Gebrüdern Wright.

Im Streit um den ersten Motorflug der Welt sieht der Luftfahrtexperte und Hobbyhistoriker John Brown weitere Zweifel an der Pioniertat des deutschen Flugzeugbauers Gustav Weißkopf (1874 - 1927) ausgeräumt. Vor allem die Behauptung etablierter Luftfahrthistoriker, der in die USA übergesiedelte Franke Weißkopf habe kaum Erfahrung mit Flugzeugmotoren besessen, hält Brown nach jüngsten Recherchen inzwischen für widerlegt.

"Weißkopf war zur Jahrhundertwende - also schon lange vor seinem ersten Motorflug im Jahr 1901 - einer der großen US-Flugzeugenmotorenbauer seiner Zeit", sagte der Flugzeug-Designer der Nachrichtenagentur dpa. Er habe in die ganze Welt Motoren geliefert. Einzelheiten will Brown, der im Hauptberuf als Flugzeug-Designer arbeitet, an diesem Mittwoch (26. März) in einem Vortrag an der Hochschule Ansbach vorstellen.

Brown ist davon überzeugt, dass Weißkopf am 14. August 1901 - also gut zwei Jahre vor dem motorisierten Erstflug der Gebrüder Wright - ein wenige 100 Meter langer Flug am Strand von Bridgeport im US-Staat Connecticut geglückt war. Den Flugapparat habe ein Acetylengas-Motor angetrieben.

Brown beruft sich auch bei seinen jüngsten Erkenntnissen auf weltweite Online-Recherchen in Zeitungsarchiven. Die dabei entdeckten Artikel belegten nicht nur, dass der im fränkischen Leutershausen geborene Weißkopf bereits als junger Mann in Augsburg eine Lehre als Motorenbauer absolviert habe. Weißkopf habe auch lange vor seinem Erstflug im Jahre 1901 Flugzeugmotoren, etwa für Zeppeline, entwickelt und verkauft.

So sei im Dezember 1901 in der damals einzigen US-Luftfahrtzeitschrift "Aeronautical World" ein Foto abgedruckt, dass einen Flugzeugmotor von Weißkopf in Australien zeige. Seit dem Jahr 1902 fänden sich weltweit in Zeitungen Kleinanzeigen, in denen Weißkopf für verschiedene von ihrem entwickelte Motoren warb.

Auch das von Luftfahrthistorikern häufig vorgebrachte Argument, der von Weißkopf bei seinem Erstflug eingesetzte Acetylen-Motor sei zu der Zeit nicht ausgereift gewesen, hält Brown nach seinen Recherchen für entkräftet. Nach den ihm vorliegenden Artikeln seien schon im Jahre 1871 Acetylen-Antriebe bekanntgewesen. In einer Ausgabe der Wissenschaftszeitschrift "Scientific America" von 1899 sei er auf Abbildungen von Autos mit solchen Motoren gestoßen. Im selben Jahr habe es in Nürnberg eine Technik-Ausstellung mit Motoren auf Acetylen-Basis gegeben.

Für überholt hält Brown auch die Einschätzung, die Gebrüder Wright seien Weißkopf in flugtechnischer Hinsicht überlegen gewesen. Vielmehr habe der seinerzeit im US-Bundesstaat Connecticut lebende Franke bereits am 1. Dezember 1902 in der US-Fachzeitschrift "Aeronatical World" die von ihm entwickelte Steuerung per Seitenruder und Flügelverwindung veröffentlicht. Erst vier Monate später hätten die Gebrüder Wright eine ähnliche Steuertechnologie zum Patent angemeldet. Brown schließt nicht aus, dass die Gebrüder dabei Elemente von Weißkopfs Technologie übernommen haben.

Zweifel an Weißkopfs motorisierten Erstflug hat unterdessen weiterhin das Deutsche Museum in München. Auf einer Erklärung auf der Webseite des Museums heißt es, die Angaben Weißkopfs stützten sich auf Zeitungsberichte und Zeugenaussagen. Fotos, die seine Flüge belegen könnten oder Konstruktionspläne und Originalgeräte, "die eine eindeutige Beurteilung der technischen Leistungsfähigkeit seiner Flugzeuge und Motoren zuließen", seien nicht erhalten.

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