Drei Prozent Leerstand in der Innenstadt sind „Peanuts“

22.2.2015, 18:05 Uhr
Drei Prozent Leerstand in der Innenstadt sind „Peanuts“

© Foto: Ralf Rödel

Der demografische Wandel (Leute werden immer älter), das veränderte Verbraucherverhalten (Leute kaufen dort ein, wo was los ist) und der Boom des Onlinehandels (Leute kaufen per Fingerdruck am Tablet-PC) könnten zusammengenommen den Tod von Forchheim bedeuten.

Jedenfalls den Tod des Einzelhandels. Leer stehende Läden in der Hauptstraße, Forchheims bester Einkaufslage, scheinen die Diagnose zu bestätigen. Doch dieser Schein trügt, meint Viktor Naumann, der Wirtschaftsförderer im Rathaus.

Forchheim hat nämlich eine Leerstandsquote von nur drei Prozent. Das ist weit unter dem allgemeinen Durchschnitt. Die Innenstadt, so Naumann, gibt 320 bis 330 Gewerbestandorten Raum. Drei Prozent Leerstand sind: Peanuts.

Laut Naumann spricht die Befragung von Kunden der Innenstadt Bände: Der Einkauf sei der mit Abstand wichtigste Besuchsgrund in der City. Fast 70 Prozent der Befragten kämen sogar mehrmals pro Monat in die Forchheimer Innenstadt.

Wie Hirschaid und Münchberg

Die IHK für Oberfranken Bayreuth misst dem Einzelhandelsstandort Forchheim eine „weit überörtliche Bedeutung“ zu. Ebenso wie übrigens den anderen „mittleren bis kleinen“ oberfränkischen Einzelhandelsstandorten Hirschaid, Marktredwitz und Münchberg.

Und wer ist für die guten Werte verantwortlich? Natürlich nicht zuletzt die Arbeit der städtischen Wirtschaftsförderung, sagt Naumann. Seit Jahren, also auch schon vor Naumanns Zeit, gebe es in Forchheim ein sehr gut vernetztes Leerstands-Management. Zuständig ist Naumanns Mitarbeiterin Birgit Müller. An sie wenden sich mittlerweile Hausbesitzer, die aktuell oder bald einen gewerblichen Leerstand haben, aber auch Ladenbetreiber, die eine Fläche suchen.

Die richtigen Leute zusammenzubringen, erfordert manchmal nicht nur viel Geduld und Zeit, sondern auch Überredungskunst, sagte Birgit Müller im Hauptausschuss des Stadtrates. Als Faustregel gebe sie aber jedem mit: „Wer investiert, der hat langfristig keinen Leerstand.“

Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU) interpretierte dies so: „Man kann aus seinen Immobilien nicht immer nur Geld rausziehen wollen und sich dann wundern, wenn sie leer stehen.“

Gerhard Meixner (FGL) nannte keine Namen, hatte aber konkrete Häuser im Kopf, als er sagte: „Manche Leerstände können von der Stadt nicht beeinflusst werden.“ Die Umgestaltung der Problemzonen Bamberger Straße und Paradeplatz allerdings könne Eigentümer aktivieren, selbst zu investieren. Manfred Hümmer will den Innenstadthandel besser vor den großen Märkten am Rand geschützt sehen: „Es gibt da auf der grünen Wiese durchaus Innenstadt relevante Sortimente wie Textilien und Schuhe . . .“

Der Branchenmix macht die Attraktivität einer Einkaufslage aus, meinte Viktor Naumann. Auch hier versuche die Stadt im Rahmen des Leerstands-Managements lenkend tätig zu werden, ohne dass jemand gezwungen werden könnte, einen bestimmten Laden anzubieten. Was fehlt, sei vor allem ein Laden für Haushaltsgegenstände.

Es tut sich was

Von den zwölf aktuellen Leerständen in der Innenstadt, so Naumann, werden „zwei bis drei“ in den nächsten „vier bis sechs Wochen“ verschwinden. Er wollte aber auch nicht verschweigen: „Es gibt versteckte Leerstände, wo eine Zwischennutzung das Problem nur verdeckt.“

Und: Es gibt Gewerbeflächen, die nur deswegen nicht leer stehen, weil der Inhaber auch der Hausbesitzer ist und daher keine Miete zahlen muss. Denn die gewerblichen Mieten in der Altstadt sind vergleichsweise sehr hoch und machen die Vermittlung von Flächen nicht eben einfacher, wie Birgit Müller erklärte.

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