Facebook lotst Autofahrer an Blitzern vorbei

8.8.2012, 17:54 Uhr
Geschwindigkeitsmessung bei Eggolsheim: Eine Seite im Internet-Netzwerk Facebook listet auf, wo im Landkreis die Blitzer stehen.

© Roland Huber, privat Geschwindigkeitsmessung bei Eggolsheim: Eine Seite im Internet-Netzwerk Facebook listet auf, wo im Landkreis die Blitzer stehen.

Über 3800 Facebook-Mitglieder haben schon auf „Gefällt mir“ geklickt, täglich werden es mehr. Seit 2011 gibt es die Blitzerwarnseite auf der Internet-Plattform, für Mitglieder des Netzwerks ist sie offen zugänglich. Auf Radarfallen, Abstandsmessungen, aber auch Gefahrenstellen sollen die Nutzer hinweisen, so steht es in der Selbstbeschreibung der Seite.

Das Angebot lebt von der Aktivität seiner Nutzer. Wer einen Blitzer sieht, so das Konzept, gibt ihn möglichst schnell auf der Seite bekannt – dank internetfähigen Smartphones geht das in Sekundenschnelle. Auch gestern dauerte es nicht lange, bis die Sperrung nach dem tödlichen Unfall bei Neuses weiter berichtet wurde.

Wollen sich hier Autofahrer gegenseitig vor Blitzern warnen, um so ohne Angst vor Bußgeldern durch den Landkreis zu rasen? Die Polizei Forchheim hat diese Befürchtung nicht. Die Beamten gehen gelassen mit der Seite um.

Erzieherischer Effekt

„Jede Blitzermeldung veranlasst die Autofahrer, sich an der Stelle konform zu verhalten – und das ist ja das Ziel, das wir als Polizei erreichen wollen“, sagt Rainer Schmeußer, Leiter der Inspektion Forchheim, im Gespräch mit den NN. Bestimmt werde das Verhalten im Straßenverkehr schließlich maßgeblich vom Risiko, bei einer Geschwindigkeitsübertretung entdeckt zu werden sowie von der dann folgenden Strafe. Eine Blitzerwarnung, die einmal im Internet stehe, habe zudem den langfristigen Effekt, dass Autofahrer auch dann noch an der benannten Straße langsam fahren, wenn die Radarfallen längst abgebaut sind, so Polizeichef Schmeußer.

Längst gibt es Blitzerwarnseiten auch für andere Gegenden. Gleich mehrere Landkreise und Autobahnen vereint etwa die Internetseite www.gegenblitz.de. Hier werden sogar Fotos von den Radarkontrollen eingestellt, zudem sind die Standorte der Blitzer in der digitalen Landkarte „Google Maps“ verzeichnet. „Mit dieser Seite möchte ich niemandem zum Rasen animieren. Ich möchte nur aufzeigen, wo und wie gemessen wird, und das möglichst neutral. Ob diese Messstellen gerechtfertigt sind oder Abzocke, kann jeder selbst entscheiden“, heißt es im Impressum.

Auch auf dem Handy lassen sich die Meldungen abrufen.

Auch auf dem Handy lassen sich die Meldungen abrufen.

Rechtlich sind die Nutzer ohnehin auf der sicheren Seite: Das Warnen vor Radarfallen ist nicht verboten – auch mancher Radiosender weist auf die Geschwindigkeitskontrollen hin.

Ähnlich entspannt wie die Polizei sieht es auch die Verkehrswacht. „Die Stellen, wo geblitzt wird“, sind ja bekannt“, sagt Maté Moré, der Vorsitzende der Verkehrswacht Forchheim-Ebermannstadt. „Zudem beschäftigen sich die Leute, die die Seite aufsuchen, ja mit dem Thema Radarfallen und werden also an den entsprechenden Stellen vorsichtiger fahren.“

Moré bezweifelt ohnehin, wie praktikabel die Informationen wirklich sind. Er hält es für unwahrscheinlich, dass eine Blitzerwarnung – trotz internetfähiger Handys – rechtzeitig von jenen gelesen wird, die gerade im Auto sitzen. Der Verkehrswacht-Chef hofft, ähnlich wie die Polizei, auf einen erzieherischen Effekt: Womöglich, so Morés Vermutung, verleiten die vielen Warnungen die Fahrer, generell den Fuß vom Gas zu nehmen.

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