Festscheune wird für Hallerndorfer Gemeinderat zum Zankapfel

11.5.2016, 18:47 Uhr
Festscheune wird für Hallerndorfer Gemeinderat zum Zankapfel

© Foto: Martin Regner

Ingenieur Stephan Gleisner stellte seine bereits Ende April bei einer Bürgerversammlung in Pautzfeld präsentierten Pläne für den Dorfweiher und dessen Umgebung vor. Demnach wird auf der Weiher-Südseite eine Böschung mit Natursteinen und Wasserpflanzen geschaffen. Am Westufer sollen Sitzstufen ins Wasser führen und zum Verweilen einladen. Auf den verbleibenden zwei Seiten Richtung Gemeindehaus und Ortsdurchfahrt soll eine Schwerlastmauer die Aufgabe der alten Ufermauer übernehmen, die laut Gleisner einsturzgefährdet ist. Die gesamte Fläche zwischen Jugendtreff und Kirche wird mit Pflaster- und Grünflächen neu angelegt.

Für diese Maßnahmen sowie die Neugestaltung des unteren Endes der Kaulbergstraße kalkulierte der Planer eine Investitionssumme von 725 000 Euro. Bürgermeister Torsten Gunselmann äußerte die Hoffnung, einen Zuschuss von 65 Prozent vom Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) zu erhalten, womit ein Eigenanteil für die Gemeinde von rund 254 000 Euro bleiben würde. Der Beschluss, die Planung umzusetzen und die Fördermittel zu beantragen, fiel einstimmig.

Lebhaft wurde die Sitzung, nachdem Ingenieur Udo Weber seine Entwürfe für den neuen Regenwasserkanal am Kaulberg gezeigt hatte: Von den 340 Metern Gesamtlänge könnten einzelne Stücke mit insgesamt 110 Metern als offener Graben ausgeführt werden. In diesem Fall müsste die Gemeinde mit einer großzügigen Förderung durch das ALE von den Gesamtkosten von rund 242 000 Euro nur 85 000 Euro selbst aufbringen. Bei der Wiederherstellung einer Komplettverrohrung wären es dagegen 248 000 Euro Eigenanteil von insgesamt rund 281 000 Euro.

Für Gunselmann stand der Kostenvorteil im Vordergrund: „Wir müssen unser Geld zum Wohle aller Bürger ausgeben.“ Durch die offene Variante käme auch mehr Sauerstoff in das in den Dorfweiher geleitete Wasser, erklärte Rainer Albart vom ALE, wodurch die Gefahr der Eutrophierung des Gewässers sinke, also der übermäßigen Zunahme an Pflanzen zum Beispiel. Allerdings, so Albart weiter, könne sein Amt die Maßnahme nicht finanziell fördern, falls die Teilnehmergemeinschaft im Ort noch dagegen stimmen sollte.

„Der Graben ist im Sommer tot“, wandte Gerhard Bauer (WG Hallerndorf) unter Verweis auf geringe Wassermengen in der trockenen Jahreszeit ein. Markus Düsel (WG Pautzfeld) erinnerte daran, dass die Anwohner des Kanals „alle strikt gegen einen offenen Graben sind“ und sich auch bei der Bürgerversammlung im April eine Mehrheit dagegen ausgesprochen hatte. Stephan Beck (WG Willersdorf-Haid) ließ dieses Argument nicht gelten: „Man kann nicht immer auf die Anwohner hören, sonst gibt es nirgendwo einen Radweg oder eine Hauptstraße.“

Ähnlich kontrovers verlief die Debatte zum geplanten Umbau der Scheune neben dem Gemeindehaus zur Fest- oder Sommerscheune: Bürgermeister Gunselmann warb dafür, nach dem Weiher und dem Gemeindehaus die Scheune samt benachbartem Backofen in Angriff zu nehmen: Die Gebäude als einzige weiter verfallen zu lassen sei „nicht zielführend“, meinte Gunselmann. Architekt Jürgen Schönfelder schätzte die Kosten für Scheunenumbau, Backofensanierung und Anlage eines Platzes dazwischen auf rund 194 700 Euro.

„Seid ihr sicher, dass wir in Pautzfeld eine Sommerscheune brauchen?“, fragte Stephan Beck. Georg Gunselmann (JAB) schloss sich der Meinung des Bürgermeisters an: Man könne die alte Scheune nicht einfach so stehen lassen, wie sie ist.

Ein Kompromissvorschlag von Torsten Gunselmann stieß auf Kritik: Wegen der deutlichen Kostenersparnis für die Gemeinde von 163 000 Euro bei einem offenen Graben am Kaulberg, „sollten wir nochmal das Gespräch mit den Anwohnern suchen“, regte er an. Falls sich diese mit der offenen Variante anfreundeten, könnte die Gemeinde das beim Kanal gesparte Geld in die Festscheune investieren. Werner Schwarzmann von der Pautzfelder Teilnehmergemeinschaft bezeichnete dieses Ansinnen als „Erpressung“ und Claudia Kraus (WG Trailsdorf) sprach sich dafür aus, beide Themen getrennt zu behandeln. Zu einem Beschluss konnte sich der Rat nicht durchringen.

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