Fußball-EM: Nordiren sind Suppen-Kasper

21.6.2016, 13:00 Uhr
Seafood-Chowder gehört in Nordirland zu den Klassiker-Vorspeisen.

© Sophia-Pauline Schepker-Thiele Seafood-Chowder gehört in Nordirland zu den Klassiker-Vorspeisen.

Klaus Backer als Irland-Fan zu bezeichnen, ist untertrieben: 23 Mal hat er die Insel bereist, bis zu drei Mal im Jahr zieht es ihn nach Irland oder Nordirland. Und in seinem Keller hat er einen Privat-Pub mit Schankanlage eingerichtet. Neben der Landschaft, begeistert sich Klaus Backer vor allem für den Lebensstil der Iren, „die Gemütlichkeit, die Herzlichkeit, die Musik“. Die Nordiren, die Teil des britischen Königsreichs sind, seien dabei eher wie die Hamburger, die Iren der Republik Irland im Süden ein bisschen mehr wie die Bayern.

Der erste Trip auf die Insel führte den 51-Jährigen nach Nordirland. Mit dem Hausboot tuckerten er und Freunde auf dem River Erne und entdeckten dort die Ruhe, die famose Natur. „Unendliches Grün, Schafe, die Weiden, Kühe, die im Fluss stehen und saufen.“ Dass sie 300 Tage im Jahr auf der Weide verbringen, merkt man den Tieren auch an, wenn sie als Steak in der Pfanne landen. „Da schnurrt nichts zusammen, schließlich ist das Fleisch beim Family-Butcher drei Wochen abgehangen.“

Ab 200 Gramm aufwärts

Die Qualität habe ihren Preis, im Durchschnitt seien Lebensmittel um ein Drittel teurer als in Deutschland. Aber die Iren seien bereit, für tolle Produkte mehr zu zahlen. Viel Fleisch und Fisch kommt auf den Tisch. Gemüse dagegen nur in zerkochter Form, sagt Klaus Backer. Und wenn er von den saftigen Steaks spricht, dann meint er keine 180-Gramm-Häppchen wie bei uns, sondern Steaks ab 200 Gramm aufwärts (bestellt wird in Unzen, eine Unze entspricht zirka 28 Gramm).

Schon das Frühstück beginnt auf der Insel üppig. Wer im Hotel ein traditional Irish Breakfast bestellt, bekommt Blutwurst, Würstchen, pochierte Eier, gebratene Tomaten, Pilze und Baked Beans. Natürlich gehören auch Fish und Chips zum nordirischen Küchenkanon, Burger, und der Lammeintopf Irish Stew.

Fußball-EM: Nordiren sind Suppen-Kasper

© privat

Vor dem Hauptgericht hat die Esskultur die Vorspeise gesetzt und da kommt Klaus Backer im Irland-Urlaub an einem Gericht selten vorbei: Seafood-Chowder, Fisch-Suppe. Dazu wird Brown Bread, ein dunkles Brot, serviert. „Das ist für mich purer Genuss.“ Der 51-Jährige hat schon viele Varianten probiert und als Hobbykoch nach dem idealen Rezept gesucht. In einer Privatwirtschaft an einem See in Südwesten von Irland ist er fündig geworden. Zwei ältere Damen servierten dort eine „sensationelle Seafood-Chowder“. Zum Abschluss der Reise schenkten ihm seine Freunde ein Bild, auf der Rückseite hatten die Damen handschriftlich das Rezept vermerkt. „Ich habe es noch ein wenig abgeändert und jetzt ist es perfekt — für meinen

Geschmack.“

Was das Meer hergibt

Während Klaus Backer von der cremigen Konsistenz der Suppe spricht, die verschiedenen Fischfilets aufzählt, die darin enthalten sein können, manchmal auch Krabben und Muscheln, je nach Gusto, läuft einem langsam das Wasser im Mund zusammen und fast will man sich schon verabschieden, um möglichst schnell zum Mittagessen zu kommen.

Aber halt, da fehlt noch was. Es geht schließlich auch um die Fußball-EM. Wie hält es der Ordnungsamtsleiter denn damit? „Ich bin ein Turnier-Gucker und sitze dann im deutschen Originaltrikot vor dem Fernseher, wir grillen und fiebern mit.“ Der Ausgang der Partie Deutschland gegen Nordirland ist bei aller Sympathie für die Iren ziemlich klar für Klaus Backer: „3:1 für Deutschland, da gibt es nichts zu wackeln.“

Das Rezept

Dieses Seafood-Chowder-Rezept hat Klaus Backer von zwei älteren irischen Damen bekommen und noch etwas nach eigenem Gusto abgeändert. Die Mengenangaben reichen für zirka zehn Personen als Vorspeise.

Zutaten:

150 Gramm Krabben, 200 Gramm Miesmuscheln, 300 Gramm verschiedenes Fischfilet, 125 Gramm magerer gewürfelter Speck, 1 gewürfelte Zwiebel, zwei Stängel geschnittener Bleichsellerie, Kartoffeln, 1 Liter Fischfond, 350 Gramm Schlagsahne, 250 Milliliter trockener Weißwein, 60 Gramm Butter, 1 Tasse Mehl, Petersilie, getrockneter Thymian, Muskatnuss, Pfeffer.

Zubereitung:

Die Speckwürfel bräunen, Butter zugeben und zergehen lassen. Zwiebel und Sellerie zugeben und glasig dünsten. Vom Fischfond etwas zurückbehalten, den Rest mit den Kartoffeln dazu geben, aufkochen, 20 Minuten köcheln lassen.

Das Mehl in den übrigen Fischfond einrühren (am besten ohne Klumpen) und in die Suppe geben. Fisch, Krabben, Muscheln und Kräuter in die Suppe geben, fünf Minuten ziehen lassen. Sahne, Wein, Salz, Pfeffer und Muskat hinzugeben und noch einmal kurz aufkochen lassen.

Wenn man einen der irischen Abende in der Kuckucksklause in Reuth besucht und Glück hat, wird dort auch Backers Seafood-Chowder serviert.

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