Im Forchheimer Westen fehlen die Krippenplätze

3.10.2018, 08:00 Uhr
Der katholische Kindergarten Hl. Dreikönig im Burker Meisenweg ist über 40 Jahre alt. Zwei Gruppen werden hier betreut. Eine Sanierung und Erweiterung wird von den Burker Eltern mit kleinen Kindern gewünscht.

© Roland Huber Der katholische Kindergarten Hl. Dreikönig im Burker Meisenweg ist über 40 Jahre alt. Zwei Gruppen werden hier betreut. Eine Sanierung und Erweiterung wird von den Burker Eltern mit kleinen Kindern gewünscht.

In den drei Forchheimer Stadtteilen westlich des Main-Donau-Kanals (Burk, Forchheim-West und Buckenhofen) fehlen Betreuungsplätze für Krippenkinder bis drei Jahre. Der Stadt ist das Problem bewusst. Aber eine schnelle Abhilfe wird es nicht geben.

Kerstin Neubauer, die Leiterin der katholischen Kindertagesstätte St. Josef Buckenhofen, kennt ihre Zahlen: „Ich habe 17 Namen auf der Warteliste für Krippenplätze.“ 17 Kinder, die in diesem Kita-Jahr nicht wohnortnah in Buckenhofen betreut werden können. Dabei sind beide Buckenhofener Krippengruppen schon seit zwei Jahren mit 15 Kindern belegt — drei mehr als eigentlich gedacht.

Weil also die Nachfrage größer ist als das Platzangebot musste Neubauer nach Herkunft priorisieren: Buckenhofener haben Vorrang vor Kindern aus Forchheim-West und Burk.

Keine Krippe in Burk

In Burk betreibt die Pfarrei Hl. Dreikönig einen zweigruppigen Kindergarten. Krippenplätze gibt es hier nicht. „Es steht außer Frage“, so heißt es in einer Mitteilung der Stadtverwaltung, „dass im Forchheimer Westen, insbesondere in Burk, Krippenplätze notwendig sind und möglichst bald geschaffen werden sollten.“ In der Altersgruppe null bis drei Jahre besteht laut Stadt ein „durchschnittlicher Betreuungsbedarf“ von rund 34 Prozent eines Jahrgangs, Tendenz steigend. Das heißt: Für jedes dritte Kleinkind in Burk wird ein Krippenplatz benötigt.

Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD), der in Buckenhofen wohnt, ist sich des Problems bewusst: „Während wir im Kindergartenbereich gut aufgestellt sind und 94 Prozent eines Jahrgangs betreuen können, haben wir im Krippenbereich einen ordentlichen Aufholbedarf.“

Die Stadt bemühe sich um wohnortnahe Plätze, aber: „Es besteht kein Anspruch darauf, im eigenen Stadtteil einen Krippenplatz zur Verfügung zu haben.“ Mit anderen Worten: Wer im Forchheimer Westen keinen Platz bekommt, muss sich eben auch anderswo im Stadtgebiet umschauen. Zum Beispiel im Norden, wo der bestehende Kindergarten Carl Zeitler neu gebaut und um insgesamt fünf Gruppen erweitert werden soll, davon zwei Krippengruppen. Das dauert aber noch zwei Jahre, voraussichtlich. Im Westen der Stadt stehe „kein geeignetes Grundstück zur Verfügung“, schreibt die Stadt.

Das Pfarrhaus in der Burker Stillstraße steht seit Jahren leer. Die Kirche möchte es aber nicht verkaufen, sondern höchstens vermieten oder verpachten.

Das Pfarrhaus in der Burker Stillstraße steht seit Jahren leer. Die Kirche möchte es aber nicht verkaufen, sondern höchstens vermieten oder verpachten. © Roland Huber

Die Burker Pfarrei indes hat der Stadt das seit Jahren leer stehende Pfarrhaus in der Stillstraße als Standort für eine Kita angeboten. Aber: Verkaufen will die Kirche nicht, nur vermieten oder es in Erbbaurecht überlassen. Da aber sagt die Stadt: Nein, danke. Es sei „keine Option, erhebliche Mittel für ein fremdes Gebäude aufzuwenden, um nur einige wenige Krippenplätze zu schaffen“. Statt dessen forderte die Stadt die Kirchengemeinde auf, „das Gebäude in Anbetracht der ausgezeichneten Fördersituation selbst als Ergänzung ihrer Kindergarteneinrichtung sanieren und ausbauen“ zu lassen.

Dafür würde die Kirchengemeinde staatliche und kommunale Fördermittel erhalten, die aufgrund eines Bundesprogramms derzeit bei 100 Prozent der förderfähigen Kosten liegen können. Pfarrer Mariadas Kalluri will die Themen vor einer Stellungnahme zuerst mit den Kirchenverwaltungsmitgliedern aus Burk besprechen, wie er mitteilte.

Derzeit im Gespräch sind laut Stadt zwei weitere Möglichkeiten: die Generalsanierung oder der Neubau des in die Jahre gekommenen Kindergartens Hl. Dreikönig im Burker Meisenweg sowie Pläne zur Erweiterung der Kindertagesstätte Sattlertor in einem bestehenden Nachbargebäude. Dieser letztere Plan steht am Mittwoch, 10. Oktober auf der Tagesordnung des Finanzausschusses des Stadtrates. Zudem gibt es auch noch private Anbieter von Krippen.

Das Problem der Knappheit an Betreuungsplätzen wächst aber schon heute mit den Kindern mit. Beispiel St. Josef Buckenhofen: Nicht nur die Krippe ist überbelegt, auch der Kindergarten, sagt Leiterin Kerstin Neubauer: „In jeder der drei Gruppen haben wir 27 statt 25 Kinder.“

Buckenhofener bevorzugt

Anna Schinks Tochter, dreieinhalb Jahre alt, konnte noch mit eineinhalb Jahren nach Buckenhofen in die Krippe. Jetzt wechselte sie in die Kita in Burk, wo die Familie auch wohnt. Sie wäre in Buckenhofen geblieben, sagt ihre Mutter, aber sie konnte nicht — weil Buckenhofener bevorzugt werden. „Der Zuzug wird weiter anhalten“, so Anna Schink. Sie hofft, dass der Kindergarten Burk erweitert wird. Ihr Wiedereinstieg in den Beruf wäre aus finanziellen Gründen wichtig gewesen, weil die Familie gerade ein Haus gekauft hat. „Wir schaffen es schon“, so Schink. Aber: Sie ist ja nur ein Fall von immer mehr.

Noch nicht angesprochen ist eine andere Perspektive, auf die der Oberbürgermeister in seiner Mitteilung aufmerksam macht: die des nicht vorhandenen Personals. Kirschstein: „Bauen ist möglich, aber wir haben das gleiche Problem, das auch andere Kommunen umtreibt: Wir finden kein zusätzliches Personal, es gibt nicht genug Erzieherinnen und Erzieher.“

 

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