"Katastrophales" Freibad? Helle Aufregung in Streitberg

5.4.2017, 20:25 Uhr
Das Landratsamt stellt die Existenz des Streitberger Bades in Frage.

© Archivfoto: Paul Pöhlmann Das Landratsamt stellt die Existenz des Streitberger Bades in Frage.

Sie wollen ihr Kleinod nicht zerreden, die Gemeinderäte von Wiesenttal. Und ein Kleinod ist für sie das denkmalgeschützte Freibad in Streitberg. Deshalb hatten sie den Fachplaner Claus Kalb zur Ratssitzung eingeladen. Denn die Gemeinde plant die grundlegende Sanierung des Freibades. Doch bevor sie sich mit Umbauplänen und den Kosten herumschlugen, mussten sie sich mit einer überraschend gnadenlosen Beurteilung durch das Landratsamt unter Zuhilfenahme des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in Erlangen auseinandersetzen.

Einen „katastrophalen Zustand“ hatte die Fachbehörde bei einem Besuch am 24. März festgestellt. „Ein Tiefschlag“, wie Konrad Rosenzweig (CSU) in der Sitzung meinte. Besonders schlimm empfand Bürgermeister Helmut Taut (FWW), dass „das Urteil schon vorher gefällt war“. Festgemacht hat er dies an der Vorgehensweise, dass Negatives angenommen wurde, ehe der Problempunkt überhaupt in Augenschein genommen waren. „Gräfenberg 2016 war unser Genickbrecher“, ist er sich sicher und spielt damit auf die erzwungene Schließung des Bades dort an. Taut will aber nun die teuren Fehler zur Rettung dort in Streitberg nicht wiederholen.

Er wie auch Rosenzweig setzen auf pragmatisches Vorgehen. Sie wollen ausloten, ob mit geringem Einsatz eine Öffnungserlaubnis für dieses Jahr erreicht werden kann. Eine Art Teilöffnung, eventuell mit Sperrung des Planschbeckens, schwebt ihm vor.
Auch der Vorsitzende des Schwimmbadfördervereins, Joachim Gebhardt (BGS), teilt das Urteil seiner Ratskollegen über die Gutachter: „Eine teilweise absurde Veranstaltung“, nannte er den Besuch des Amtes angesichts des monierten möglichen Laubeintrags oder auf dem Becken zwischenlandender Enten.

"Öffentlicher Ungehorsam"

Karl-Peter Schwegel (BFMW) rief zum „öffentlichen Ungehorsam“ auf. Die treuen Badegäste sollten zum Landrat ziehen. Ihn ins Boot zu holen, erscheint ihm außerordentlich wichtig. Den ungünstigen Besichtigungstermin hielt Hans Heißenstein (WU) für auslösend. Er hätte gern vom LGL Vorschläge gehört, doch die Kontrolleure des Amts hätten sich beim Termin, so Taut, äußerst ablehnend verhalten.
„Das zweite Schwimmbad darf nicht schließen“, forderte Marco Trautner (FWW). Das Muggendorfer Bad wurde schon vor zwei Jahren dicht gemacht.

Rund 20.000 Euro dürften die Interimsmaßnahmen kosten. Davon entfällt auf eine Wasseraufbereitung die Hälfte. Die ebenfalls geforderte Kabinenbodenbeschichtung will die Gemeinde vorziehen.

Verschiedene Varianten für das neue Schwimmbecken gibt es: mit und ohne Steg zur Abtrennung Nichtschwimmer/Schwimmer, mit und ohne Sitzrand zur Wiesent hin, aber immer mit barrierefreiem Zugang vom Eingangsbereich her. Das Planschbecken, so der Planer, sollte nach Osten in die Nähe von Kiosk und Toiletten verlegt werden. Eine zusätzliche Toilette besonders für Eltern mit Kindern wäre seiner Meinung nach dort sinnvoll. Diese Maßnahmen allein verschlingen mindestens 420.000 Euro ohne Nebenkosten wie Planung. Insgesamt kommt der Planer auf eine Summe zwischen einer und 1,2 Millionen Euro.

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