Tränenreicher Abschied

Mit dem Hallenbad verschwindet ein Teil Kirchehrenbachs

10.4.2018, 17:55 Uhr
Mit dem Hallenbad verschwindet ein Teil Kirchehrenbachs

© Hubert Bösl

Wer schnell eine Träne verdrückt, ist nah ans Wasser gebaut, heißt es. Doch das alleine ist nicht der Grund, warum manchen Kirchehrenbachern 2012 das Wasser in den Augen stand. In jenem Jahr war klar: Das Hallenbad kann nicht mehr gerettet werden. Die Gemeinde, sie zog den Stöpsel, nachdem sich am 31. Juli 2012 noch einmal eine Schlange an Badegästen vor den Türen in der Pfarrstraße sammelte, um ein letztes Mal im 25 Meter langem Becken Bahnen zu ziehen. Danach war Schluss.

Verschwunden ist damit eine Institution, mit der sich viele Gemeindebürger identifizierten. Ihr Herzblut hing an dem Bau. Über Jahrzehnte gehörte das Bad selbstverständlich zum Dorf.

Dorfgemeinschaft geprägt

Im Kirchehrenbacher Wasser haben auch Generationen von Schülern und Nichtschwimmern das Schwimmen gelernt — zunächst mit Trockenübungen am Beckenrand und gerne auf der beheizten Sitzbank, die sich durch die Schwimmhalle zog.

Leer war das Becken daher nur selten. Darauf verwies auch Kirchehrenbachs Bürgermeisterin Anja Gebhardt 2010, die beim Landkreis nach einer finanziellen Unterstützung suchte. "Da macht es umso trauriger, dass diese für Bürger und Menschen über den Landkreis hinaus wichtige Einrichtung vom Landkreis finanziell nicht unterstützt wird", sagte sie damals, als die Interessengemeinschaft (IG) Hallenbad ihr 25-Jähriges feierte.

An der Haltung des Kreises hat sich in den Folgejahren nichts geändert. 2012, als das Bad sein 40. Lebensjahr feierte, war klar: Soll der Badebetrieb weiter gehen, muss die Gemeinde Geld in die Hand nehmen, verhältnismäßig viel für den rund 2300 Einwohner kleinen Ort. Mit 1,5 Millionen Euro stand eine Generalsanierung im Raum. Selbst auf die notwendigsten Arbeiten reduziert, hätte die Gemeinde nach Berechnungen einer Nürnberger Spezialfirma mit knapp 800 000 Euro rechnen müssen.

Ohnehin schrieb die Gemeinde mit der Einrichtung rein betriebswirtschaftlich gesehen jährlich Miese. Am Ende jeden Jahres überstieg die rote Zahl immer wieder die 100 000—Euro—Marke.

Die Zahlen ließen für die Bürgermeisterin logisch nur einen Schritt zu. Leicht gefallen ist es ihr jedoch nicht, den Weg tatsächlich einzuschreiten. Das haben Gespräche der Nordbayerischen Nachrichten mit Anja Gebhardt in den vergangenen Jahren gezeigt.

Ihr im Dezember verstorbener Vater, Kirchehrenbachs Alt-Bürgermeister Franz Pleyer, war es, der 1985 mit der Gründung der "Initiative Hallenbad" das Bad nach vier Jahren Trockenzeit wieder zum Leben erweckte. 1981 schloss das erst 1975 geöffnete Bad erstmals, weil die Gemeinde die finanziellen Belastung nicht mehr tragen konnte.

Das Szenario wiederholte sich drei Jahrzehnte später. Die letzte Hoffnung blieb, dass es auch dieses Mal nur eine Frage der Zeit sei, bis eine Lösung aus dem Hut gezaubert wird, und frisches Wasser das Bad wiederbelebt. Doch seit dem letzten Badetag im Sommer 2012 ist das Bad bis heute in einen Dornröschenschlaf gefallen.

Mit dem Hallenbad verschwindet ein Teil Kirchehrenbachs

© Hubert Bösl

Noch einmal keimt Hoffnung im Dezember 2014 auf, als ein Unternehmerehepaar aus Schlaifhausen ein Nutzungskonzept für eine Boulder- und Kletterhalle im Gemeinderat vorstellte. Doch auch dieses Vorhaben verläuft im Sande.

"Für das Vorhaben wäre eine komplette Nutzungsänderung und eine brandschutztechnische Ertüchtigung erforderlich gewesen", sagt die Bürgermeisterin heute. Um eine aufwändige und kostspielige Betonsanierung wäre die Gemeinde nicht herum gekommen. "Hohe Kosten, die wir nicht auf die Miete hätte umlegen können." Nicht für die Schlaifhausener Unternehmer sondern für alle potenzielle Nachnutzer.

In der Maisitzung berät der Gemeinderat über den Abriss des Hallenbad-Komplexes mit darüber liegender Einfachturnhalle und angrenzender Grundschule. Zuvor wollen Gebhardt und der Kirchehrenbacher Gemeinderat die Meinung der Bürger bei einer Bürgerversammlung im April einholen.

Bürgerversammlung über die Zukunft des Hallenbadgebäudes am Donnerstag, 12. April, 19 Uhr, im Pfarrheim.

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